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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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welcher der Trauermantel heißt, die Anderen ließen
bedrohliche Gebärden sehen, und die wildeste Unbill
stand bevor, wenn nicht in diesem verhängnißvollen
Augenblicke das junge Paar die Stube betreten
hätte.

Clelia hatte auf einen Augenblick ihre Laune
eingebüßt und sich schüchtern hinter den Gemahl
gestellt. Dieser rief den Bauern einige freundlich
begütigende Worte zu, und da sie schon wußten,
daß er ein Vornehmer war, so ließen sich die Leute
auch sogleich beschwichtigen. Die Hand des Ober-
amtmannes wurde ihrer Haft entlassen. Der Ma-
ckintosh bekam ebenfalls seine Freiheit wieder, die
Bauern setzten sich still in eine Ecke. Nur der
Chirurgus drohte noch einigemale von fern mit der
Faust.

Clelia saß bei dem Buche und sah lächelnd
nach dem Oberamtmanne, der verlegen und ver-
drießlich im Zimmer auf und nieder ging. Um
des Himmels willen, was hatten Sie denn hier
vor? fragte ihn der junge Cavalier leise.

Diese Schelme versagten mir den Gehorsam,
als ich Einen zu dem Gemeinevorsteher schicken
wollte, polterte der Oberamtmann.


Immermann's Münchhausen. 3. Th. 27

welcher der Trauermantel heißt, die Anderen ließen
bedrohliche Gebärden ſehen, und die wildeſte Unbill
ſtand bevor, wenn nicht in dieſem verhängnißvollen
Augenblicke das junge Paar die Stube betreten
hätte.

Clelia hatte auf einen Augenblick ihre Laune
eingebüßt und ſich ſchüchtern hinter den Gemahl
geſtellt. Dieſer rief den Bauern einige freundlich
begütigende Worte zu, und da ſie ſchon wußten,
daß er ein Vornehmer war, ſo ließen ſich die Leute
auch ſogleich beſchwichtigen. Die Hand des Ober-
amtmannes wurde ihrer Haft entlaſſen. Der Ma-
ckintoſh bekam ebenfalls ſeine Freiheit wieder, die
Bauern ſetzten ſich ſtill in eine Ecke. Nur der
Chirurgus drohte noch einigemale von fern mit der
Fauſt.

Clelia ſaß bei dem Buche und ſah lächelnd
nach dem Oberamtmanne, der verlegen und ver-
drießlich im Zimmer auf und nieder ging. Um
des Himmels willen, was hatten Sie denn hier
vor? fragte ihn der junge Cavalier leiſe.

Dieſe Schelme verſagten mir den Gehorſam,
als ich Einen zu dem Gemeinevorſteher ſchicken
wollte, polterte der Oberamtmann.


Immermann’s Münchhauſen. 3. Th. 27
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[417/0431] welcher der Trauermantel heißt, die Anderen ließen bedrohliche Gebärden ſehen, und die wildeſte Unbill ſtand bevor, wenn nicht in dieſem verhängnißvollen Augenblicke das junge Paar die Stube betreten hätte. Clelia hatte auf einen Augenblick ihre Laune eingebüßt und ſich ſchüchtern hinter den Gemahl geſtellt. Dieſer rief den Bauern einige freundlich begütigende Worte zu, und da ſie ſchon wußten, daß er ein Vornehmer war, ſo ließen ſich die Leute auch ſogleich beſchwichtigen. Die Hand des Ober- amtmannes wurde ihrer Haft entlaſſen. Der Ma- ckintoſh bekam ebenfalls ſeine Freiheit wieder, die Bauern ſetzten ſich ſtill in eine Ecke. Nur der Chirurgus drohte noch einigemale von fern mit der Fauſt. Clelia ſaß bei dem Buche und ſah lächelnd nach dem Oberamtmanne, der verlegen und ver- drießlich im Zimmer auf und nieder ging. Um des Himmels willen, was hatten Sie denn hier vor? fragte ihn der junge Cavalier leiſe. Dieſe Schelme verſagten mir den Gehorſam, als ich Einen zu dem Gemeinevorſteher ſchicken wollte, polterte der Oberamtmann. Immermann’s Münchhauſen. 3. Th. 27

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/431>, abgerufen am 24.11.2024.