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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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erregten ihr die gleichgültigen Gesichter des Braut-
paares eine sonderbare Empfindung, gemischt aus
Wehmuth, Neid und dem stillen Unwillen, daß ein
so himmlischer Augenblick an stumpfen Seelen vor-
übergehe.

Nun entstand der Tumult und da entfloh sie
unwillkührlich hinter den Altar. Als es wieder
still geworden war, holte sie tief Athem, zupfte an
ihrer Schürze, strich sich eine Locke, die ihr auf die
Stirn gefallen war, sacht zurück und faßte sich ein
Herz. Sie wollte sehen, wie sie unbemerkt auf
Nebenwegen zum Oberhofe zurückgelangen und der
leidigen Kleider quitt werden möchte. Mit kleinen
Schritten und niedergeschlagenen Augen ging sie
durch einen Seitengang nach der Thüre zu.

Aus seinen Träumen endlich erwacht, kam der
Jäger die Treppe hinunter. Auch er wollte die
Kirche verlassen, wußte aber freilich nicht, wohin
dann? Sein Herz bebte, als er Lisbeth sah; sie
schlug die Augen auf und blieb schüchtern und
fromm stehen. Dann gingen sie, ohne einander
anzuschauen, stumm der Thüre zu, auf deren Drücker
er seine Hand legte, sie zu öffnen. Sie ist ver-
schlossen! rief er mit einem Laut des Entzückens,

erregten ihr die gleichgültigen Geſichter des Braut-
paares eine ſonderbare Empfindung, gemiſcht aus
Wehmuth, Neid und dem ſtillen Unwillen, daß ein
ſo himmliſcher Augenblick an ſtumpfen Seelen vor-
übergehe.

Nun entſtand der Tumult und da entfloh ſie
unwillkührlich hinter den Altar. Als es wieder
ſtill geworden war, holte ſie tief Athem, zupfte an
ihrer Schürze, ſtrich ſich eine Locke, die ihr auf die
Stirn gefallen war, ſacht zurück und faßte ſich ein
Herz. Sie wollte ſehen, wie ſie unbemerkt auf
Nebenwegen zum Oberhofe zurückgelangen und der
leidigen Kleider quitt werden möchte. Mit kleinen
Schritten und niedergeſchlagenen Augen ging ſie
durch einen Seitengang nach der Thüre zu.

Aus ſeinen Träumen endlich erwacht, kam der
Jäger die Treppe hinunter. Auch er wollte die
Kirche verlaſſen, wußte aber freilich nicht, wohin
dann? Sein Herz bebte, als er Lisbeth ſah; ſie
ſchlug die Augen auf und blieb ſchüchtern und
fromm ſtehen. Dann gingen ſie, ohne einander
anzuſchauen, ſtumm der Thüre zu, auf deren Drücker
er ſeine Hand legte, ſie zu öffnen. Sie iſt ver-
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[73/0087] erregten ihr die gleichgültigen Geſichter des Braut- paares eine ſonderbare Empfindung, gemiſcht aus Wehmuth, Neid und dem ſtillen Unwillen, daß ein ſo himmliſcher Augenblick an ſtumpfen Seelen vor- übergehe. Nun entſtand der Tumult und da entfloh ſie unwillkührlich hinter den Altar. Als es wieder ſtill geworden war, holte ſie tief Athem, zupfte an ihrer Schürze, ſtrich ſich eine Locke, die ihr auf die Stirn gefallen war, ſacht zurück und faßte ſich ein Herz. Sie wollte ſehen, wie ſie unbemerkt auf Nebenwegen zum Oberhofe zurückgelangen und der leidigen Kleider quitt werden möchte. Mit kleinen Schritten und niedergeſchlagenen Augen ging ſie durch einen Seitengang nach der Thüre zu. Aus ſeinen Träumen endlich erwacht, kam der Jäger die Treppe hinunter. Auch er wollte die Kirche verlaſſen, wußte aber freilich nicht, wohin dann? Sein Herz bebte, als er Lisbeth ſah; ſie ſchlug die Augen auf und blieb ſchüchtern und fromm ſtehen. Dann gingen ſie, ohne einander anzuſchauen, ſtumm der Thüre zu, auf deren Drücker er ſeine Hand legte, ſie zu öffnen. Sie iſt ver- ſchloſſen! rief er mit einem Laut des Entzückens,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/87>, abgerufen am 24.11.2024.