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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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Herr Oberamtmann, sagte der alte Jochem,
wenn ich Ihnen rathen soll, so schicken Sie mich
nach dem Hofe, denn ich weiß doch allein meinen
Herrn zu behandeln. -- Der Oberamtmann maaß
den Alten mit einem geringschätzigen Blicke und
schüttelte das Haupt. Der Alte, den dieser Blick
etwas verdroß, und der die Eigenheit hatte, daß
er zuweilen laut dachte, murmelte, daß Jeder es
verstehen konnte: Wenn der ihn mit seiner Unter-
handlung aus dem Oberhofe fortbringt, so will ich
nicht Jochem heißen.

Nicht weit von dem Platze, auf welchem dieses
Gespräch vorfiel, torkelte unter den Tannen ein
Mensch umher, dessen Gebärden einen Betrunkenen
verriethen. Was diesen Betrunkenen vor Anderen
seines Zustandes auszeichnete, war, daß er nicht
fiel, obgleich ein Leierkasten, den er auf dem Rü-
cken trug, hin und her rutschend das Gewicht auf
der Seite vermehrte, auf welche er sich gerade
neigte. So aber mit dem bald links bald rechts
fliegenden Leierkasten gewährte der Patriotencaspar
-- denn dieser war der Betrunkene -- das Schau-
spiel eines auf hohen Wellen treibenden Schiffes,
welches gleichwohl nicht untergeht. Er hatte

Herr Oberamtmann, ſagte der alte Jochem,
wenn ich Ihnen rathen ſoll, ſo ſchicken Sie mich
nach dem Hofe, denn ich weiß doch allein meinen
Herrn zu behandeln. — Der Oberamtmann maaß
den Alten mit einem geringſchätzigen Blicke und
ſchüttelte das Haupt. Der Alte, den dieſer Blick
etwas verdroß, und der die Eigenheit hatte, daß
er zuweilen laut dachte, murmelte, daß Jeder es
verſtehen konnte: Wenn der ihn mit ſeiner Unter-
handlung aus dem Oberhofe fortbringt, ſo will ich
nicht Jochem heißen.

Nicht weit von dem Platze, auf welchem dieſes
Geſpräch vorfiel, torkelte unter den Tannen ein
Menſch umher, deſſen Gebärden einen Betrunkenen
verriethen. Was dieſen Betrunkenen vor Anderen
ſeines Zuſtandes auszeichnete, war, daß er nicht
fiel, obgleich ein Leierkaſten, den er auf dem Rü-
cken trug, hin und her rutſchend das Gewicht auf
der Seite vermehrte, auf welche er ſich gerade
neigte. So aber mit dem bald links bald rechts
fliegenden Leierkaſten gewährte der Patriotencaspar
— denn dieſer war der Betrunkene — das Schau-
ſpiel eines auf hohen Wellen treibenden Schiffes,
welches gleichwohl nicht untergeht. Er hatte

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[103/0115] Herr Oberamtmann, ſagte der alte Jochem, wenn ich Ihnen rathen ſoll, ſo ſchicken Sie mich nach dem Hofe, denn ich weiß doch allein meinen Herrn zu behandeln. — Der Oberamtmann maaß den Alten mit einem geringſchätzigen Blicke und ſchüttelte das Haupt. Der Alte, den dieſer Blick etwas verdroß, und der die Eigenheit hatte, daß er zuweilen laut dachte, murmelte, daß Jeder es verſtehen konnte: Wenn der ihn mit ſeiner Unter- handlung aus dem Oberhofe fortbringt, ſo will ich nicht Jochem heißen. Nicht weit von dem Platze, auf welchem dieſes Geſpräch vorfiel, torkelte unter den Tannen ein Menſch umher, deſſen Gebärden einen Betrunkenen verriethen. Was dieſen Betrunkenen vor Anderen ſeines Zuſtandes auszeichnete, war, daß er nicht fiel, obgleich ein Leierkaſten, den er auf dem Rü- cken trug, hin und her rutſchend das Gewicht auf der Seite vermehrte, auf welche er ſich gerade neigte. So aber mit dem bald links bald rechts fliegenden Leierkaſten gewährte der Patriotencaspar — denn dieſer war der Betrunkene — das Schau- ſpiel eines auf hohen Wellen treibenden Schiffes, welches gleichwohl nicht untergeht. Er hatte

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/115>, abgerufen am 21.11.2024.