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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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Kranz wird dich drücken in ihrer Nähe, ein Bettler
wirst du immerdar bleiben vor ihr, und auch als
König ein Sclav.

In solchen ausgeweinten, ausgeleerten, ausge-
nüchterten Stunden ergreift den Menschen eine
wilde Gleichgültigkeit und zugleich schärft sich in
ihm eine Art von gedankenlosem Merken auf die
unbedeutendsten Dinge. An der Stelle, wo du
verzweifeltest, sahst du, ob ein Grashalm so oder
so gebogen war, du wußtest, daß an dem Busche,
der da stand, zwanzig Knospen aufgebrochen waren,
genau so viele, nicht mehr und nicht minder, du
könntest den Hirten, der gerade seine Heerde dem
Platze vorbeitrieb, lange nachher aus der Erinne-
rung malen, so genau beobachtetest du seinen Rock,
den messingenen Kamm im Haar und seine nichts-
bedeutenden Gesichtszüge. Du verwünschest dein
Geschick, und erkennst während deiner schäumend-
sten Flüche, daß der Vogel, der dort in weiter
Entfernung auf einem dürren Aste sitzt, eine Krähe
ist und nicht eine Dohle.

Oswald war gleichgültig über Alles geworden
und wäre mit seinem juristischen Freunde abgereiset,
hätte sich dieser jetzt am Oberhofe eingefunden.

Kranz wird dich drücken in ihrer Nähe, ein Bettler
wirſt du immerdar bleiben vor ihr, und auch als
König ein Sclav.

In ſolchen ausgeweinten, ausgeleerten, ausge-
nüchterten Stunden ergreift den Menſchen eine
wilde Gleichgültigkeit und zugleich ſchärft ſich in
ihm eine Art von gedankenloſem Merken auf die
unbedeutendſten Dinge. An der Stelle, wo du
verzweifelteſt, ſahſt du, ob ein Grashalm ſo oder
ſo gebogen war, du wußteſt, daß an dem Buſche,
der da ſtand, zwanzig Knospen aufgebrochen waren,
genau ſo viele, nicht mehr und nicht minder, du
könnteſt den Hirten, der gerade ſeine Heerde dem
Platze vorbeitrieb, lange nachher aus der Erinne-
rung malen, ſo genau beobachteteſt du ſeinen Rock,
den meſſingenen Kamm im Haar und ſeine nichts-
bedeutenden Geſichtszüge. Du verwünſcheſt dein
Geſchick, und erkennſt während deiner ſchäumend-
ſten Flüche, daß der Vogel, der dort in weiter
Entfernung auf einem dürren Aſte ſitzt, eine Krähe
iſt und nicht eine Dohle.

Oswald war gleichgültig über Alles geworden
und wäre mit ſeinem juriſtiſchen Freunde abgereiſet,
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[112/0124] Kranz wird dich drücken in ihrer Nähe, ein Bettler wirſt du immerdar bleiben vor ihr, und auch als König ein Sclav. In ſolchen ausgeweinten, ausgeleerten, ausge- nüchterten Stunden ergreift den Menſchen eine wilde Gleichgültigkeit und zugleich ſchärft ſich in ihm eine Art von gedankenloſem Merken auf die unbedeutendſten Dinge. An der Stelle, wo du verzweifelteſt, ſahſt du, ob ein Grashalm ſo oder ſo gebogen war, du wußteſt, daß an dem Buſche, der da ſtand, zwanzig Knospen aufgebrochen waren, genau ſo viele, nicht mehr und nicht minder, du könnteſt den Hirten, der gerade ſeine Heerde dem Platze vorbeitrieb, lange nachher aus der Erinne- rung malen, ſo genau beobachteteſt du ſeinen Rock, den meſſingenen Kamm im Haar und ſeine nichts- bedeutenden Geſichtszüge. Du verwünſcheſt dein Geſchick, und erkennſt während deiner ſchäumend- ſten Flüche, daß der Vogel, der dort in weiter Entfernung auf einem dürren Aſte ſitzt, eine Krähe iſt und nicht eine Dohle. Oswald war gleichgültig über Alles geworden und wäre mit ſeinem juriſtiſchen Freunde abgereiſet, hätte ſich dieſer jetzt am Oberhofe eingefunden.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/124>, abgerufen am 24.11.2024.