Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

schwang, furchtbar aus, gleich Einem von den Strei-
tern Wittekinds in den Schlachten bei Detmold
und an der Hase.

Seid Ihr bei Sinnen, Hofschulze? rief Os-
wald. Ich fürchte mich vor keinem Feinde, aber
womit soll ich mich vertheidigen gegen Euch alten,
rasenden Mann?

Dort steht eine zweite Axt, sagte der Hof-
schulze. Nehmt sie, Herre; jegliches Geräth kann
zu einer Waffe werden in des Mannes Faust,
und wie geschrieben steht, so sind sie vor alten
Zeiten auch solcherweise mit Streitäxten auf ein-
ander losgegangen.

Ich nehme die Axt nicht und haue mich nicht
mit Euch herum wie ein Schlächter und Stier-
fäller, versetzte stolz und fest der junge Graf.
Ihr seid, scheint es, in der Berserkerwuth, dem
uralten Wahnsinne Eures Stammes. Ihr werdet
aber zu Euch selbst kommen und Euch dann schä-
men mit mir so verfahren zu seyn um Possen ...

Possen! schrie der alte Bauer mit einer ent-
setzlichen Stimme. Possen! wiederholte er eben
so laut und stieß den Stiel der Axt so heftig auf
den Boden, daß ein Theil des Kalks von der

ſchwang, furchtbar aus, gleich Einem von den Strei-
tern Wittekinds in den Schlachten bei Detmold
und an der Haſe.

Seid Ihr bei Sinnen, Hofſchulze? rief Os-
wald. Ich fürchte mich vor keinem Feinde, aber
womit ſoll ich mich vertheidigen gegen Euch alten,
raſenden Mann?

Dort ſteht eine zweite Axt, ſagte der Hof-
ſchulze. Nehmt ſie, Herre; jegliches Geräth kann
zu einer Waffe werden in des Mannes Fauſt,
und wie geſchrieben ſteht, ſo ſind ſie vor alten
Zeiten auch ſolcherweiſe mit Streitäxten auf ein-
ander losgegangen.

Ich nehme die Axt nicht und haue mich nicht
mit Euch herum wie ein Schlächter und Stier-
fäller, verſetzte ſtolz und feſt der junge Graf.
Ihr ſeid, ſcheint es, in der Berſerkerwuth, dem
uralten Wahnſinne Eures Stammes. Ihr werdet
aber zu Euch ſelbſt kommen und Euch dann ſchä-
men mit mir ſo verfahren zu ſeyn um Poſſen …

Poſſen! ſchrie der alte Bauer mit einer ent-
ſetzlichen Stimme. Poſſen! wiederholte er eben
ſo laut und ſtieß den Stiel der Axt ſo heftig auf
den Boden, daß ein Theil des Kalks von der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0147" n="135"/>
&#x017F;chwang, furchtbar aus, gleich Einem von den Strei-<lb/>
tern Wittekinds in den Schlachten bei Detmold<lb/>
und an der Ha&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Seid Ihr bei Sinnen, Hof&#x017F;chulze? rief Os-<lb/>
wald. Ich fürchte mich vor keinem Feinde, aber<lb/>
womit &#x017F;oll ich mich vertheidigen gegen Euch alten,<lb/>
ra&#x017F;enden Mann?</p><lb/>
          <p>Dort &#x017F;teht eine zweite Axt, &#x017F;agte der Hof-<lb/>
&#x017F;chulze. Nehmt &#x017F;ie, Herre; jegliches Geräth kann<lb/>
zu einer Waffe werden in des Mannes Fau&#x017F;t,<lb/>
und wie ge&#x017F;chrieben &#x017F;teht, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie vor alten<lb/>
Zeiten auch &#x017F;olcherwei&#x017F;e mit Streitäxten auf ein-<lb/>
ander losgegangen.</p><lb/>
          <p>Ich nehme die Axt nicht und haue mich nicht<lb/>
mit Euch herum wie ein Schlächter und Stier-<lb/>
fäller, ver&#x017F;etzte &#x017F;tolz und fe&#x017F;t der junge Graf.<lb/>
Ihr &#x017F;eid, &#x017F;cheint es, in der Ber&#x017F;erkerwuth, dem<lb/>
uralten Wahn&#x017F;inne Eures Stammes. Ihr werdet<lb/>
aber zu Euch &#x017F;elb&#x017F;t kommen und Euch dann &#x017F;chä-<lb/>
men mit mir &#x017F;o verfahren zu &#x017F;eyn um Po&#x017F;&#x017F;en &#x2026;</p><lb/>
          <p>Po&#x017F;&#x017F;en! &#x017F;chrie der alte Bauer mit einer ent-<lb/>
&#x017F;etzlichen Stimme. Po&#x017F;&#x017F;en! wiederholte er eben<lb/>
&#x017F;o laut und &#x017F;tieß den Stiel der Axt &#x017F;o heftig auf<lb/>
den Boden, daß ein Theil des Kalks von der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0147] ſchwang, furchtbar aus, gleich Einem von den Strei- tern Wittekinds in den Schlachten bei Detmold und an der Haſe. Seid Ihr bei Sinnen, Hofſchulze? rief Os- wald. Ich fürchte mich vor keinem Feinde, aber womit ſoll ich mich vertheidigen gegen Euch alten, raſenden Mann? Dort ſteht eine zweite Axt, ſagte der Hof- ſchulze. Nehmt ſie, Herre; jegliches Geräth kann zu einer Waffe werden in des Mannes Fauſt, und wie geſchrieben ſteht, ſo ſind ſie vor alten Zeiten auch ſolcherweiſe mit Streitäxten auf ein- ander losgegangen. Ich nehme die Axt nicht und haue mich nicht mit Euch herum wie ein Schlächter und Stier- fäller, verſetzte ſtolz und feſt der junge Graf. Ihr ſeid, ſcheint es, in der Berſerkerwuth, dem uralten Wahnſinne Eures Stammes. Ihr werdet aber zu Euch ſelbſt kommen und Euch dann ſchä- men mit mir ſo verfahren zu ſeyn um Poſſen … Poſſen! ſchrie der alte Bauer mit einer ent- ſetzlichen Stimme. Poſſen! wiederholte er eben ſo laut und ſtieß den Stiel der Axt ſo heftig auf den Boden, daß ein Theil des Kalks von der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/147
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/147>, abgerufen am 21.11.2024.