Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.Drittes Capitel. Speisesaal und Krankenzimmer. Das Wiedersehen war sehr freundlich und herz- 13*
Drittes Capitel. Speiſeſaal und Krankenzimmer. Das Wiederſehen war ſehr freundlich und herz- 13*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0207" n="195"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Drittes Capitel</hi>.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><hi rendition="#g">Speiſeſaal und Krankenzimmer</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Das Wiederſehen war ſehr freundlich und herz-<lb/> lich geweſen. — Als die beiden Männer das Kran-<lb/> kenzimmer verlaſſen hatten, gingen ſie nach dem<lb/> allgemeinen Verſammlungsſälchen und dort ſagte<lb/> der Oberamtmann: Ich habe eigentlich nie ein<lb/> ſchöneres Gefühl für einen Freund, als wenn ich<lb/> ihm wider ſeinen Willen einen Dienſt für das<lb/> Leben leiſten kann. Denn bei Gefälligkeiten, die<lb/> man den Wünſchen des Anderen erweiſet, iſt man<lb/> nie ſicher, daß ſich nicht Eitelkeit, weichliches und<lb/> ſelbſtliebiges Weſen mit einmiſcht. Wenn man<lb/> aber gegen die Schooßneigungen des Freundes an<lb/> ihm ſeine Schuldigkeit thut, dann hat man die<lb/> reine Empfindung treuerfüllter Pflicht; wohl die<lb/> ſchönſte im Leben.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [195/0207]
Drittes Capitel.
Speiſeſaal und Krankenzimmer.
Das Wiederſehen war ſehr freundlich und herz-
lich geweſen. — Als die beiden Männer das Kran-
kenzimmer verlaſſen hatten, gingen ſie nach dem
allgemeinen Verſammlungsſälchen und dort ſagte
der Oberamtmann: Ich habe eigentlich nie ein
ſchöneres Gefühl für einen Freund, als wenn ich
ihm wider ſeinen Willen einen Dienſt für das
Leben leiſten kann. Denn bei Gefälligkeiten, die
man den Wünſchen des Anderen erweiſet, iſt man
nie ſicher, daß ſich nicht Eitelkeit, weichliches und
ſelbſtliebiges Weſen mit einmiſcht. Wenn man
aber gegen die Schooßneigungen des Freundes an
ihm ſeine Schuldigkeit thut, dann hat man die
reine Empfindung treuerfüllter Pflicht; wohl die
ſchönſte im Leben.
13*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |