junge Gemahl hatte sich nach seiner Sperlingsjagd, die nicht sehr ergiebig gewesen war, zur Gesell- schaft gefunden und nur Lisbeth fehlte. Der Dia- conus suchte, so gut es ihm gelingen wollte, der vorhergegangenen Scenen ungeachtet den beredten Wirth zu machen. Es glückte ihm aber nicht ganz, denn seine Seele war abwesend und in Bekümmer- niß bei dem Paare, über dessen Häuptern sich nach manchem Leiden noch zuletzt so schwere Wol- ken anhäuften.
Die ganze Gesellschaft war eigentlich verstimmt und redete wenig. Der Oberamtmann fühlte die Schwierigkeit seiner Aufgabe, zwei Herzen zu trennen, die einen geistlichen Beistand hatten, und dachte über die Mittel nach, diesem Einflusse ent- gegenzuarbeiten. Zwischen dem jungen Ehepaare aber hatte sich der erste Streit erhoben und zwar auch über das Liebespaar. Der Gemahl war näm- lich nach seiner Rückkehr von dem Windbüchsen- vergnügen unterrichtet worden, daß der Vetter hergestellt sei und hatte, als er seine Gemahlin von dem Spaziergange heimkommend gesprochen, ihr in aller Freundlichkeit aber mit bestimmtem Tone den Entschluß eröffnet, nunmehr abreisen zu
junge Gemahl hatte ſich nach ſeiner Sperlingsjagd, die nicht ſehr ergiebig geweſen war, zur Geſell- ſchaft gefunden und nur Lisbeth fehlte. Der Dia- conus ſuchte, ſo gut es ihm gelingen wollte, der vorhergegangenen Scenen ungeachtet den beredten Wirth zu machen. Es glückte ihm aber nicht ganz, denn ſeine Seele war abweſend und in Bekümmer- niß bei dem Paare, über deſſen Häuptern ſich nach manchem Leiden noch zuletzt ſo ſchwere Wol- ken anhäuften.
Die ganze Geſellſchaft war eigentlich verſtimmt und redete wenig. Der Oberamtmann fühlte die Schwierigkeit ſeiner Aufgabe, zwei Herzen zu trennen, die einen geiſtlichen Beiſtand hatten, und dachte über die Mittel nach, dieſem Einfluſſe ent- gegenzuarbeiten. Zwiſchen dem jungen Ehepaare aber hatte ſich der erſte Streit erhoben und zwar auch über das Liebespaar. Der Gemahl war näm- lich nach ſeiner Rückkehr von dem Windbüchſen- vergnügen unterrichtet worden, daß der Vetter hergeſtellt ſei und hatte, als er ſeine Gemahlin von dem Spaziergange heimkommend geſprochen, ihr in aller Freundlichkeit aber mit beſtimmtem Tone den Entſchluß eröffnet, nunmehr abreiſen zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0215"n="203"/>
junge Gemahl hatte ſich nach ſeiner Sperlingsjagd,<lb/>
die nicht ſehr ergiebig geweſen war, zur Geſell-<lb/>ſchaft gefunden und nur Lisbeth fehlte. Der Dia-<lb/>
conus ſuchte, ſo gut es ihm gelingen wollte, der<lb/>
vorhergegangenen Scenen ungeachtet den beredten<lb/>
Wirth zu machen. Es glückte ihm aber nicht ganz,<lb/>
denn ſeine Seele war abweſend und in Bekümmer-<lb/>
niß bei dem Paare, über deſſen Häuptern ſich<lb/>
nach manchem Leiden noch zuletzt ſo ſchwere Wol-<lb/>
ken anhäuften.</p><lb/><p>Die ganze Geſellſchaft war eigentlich verſtimmt<lb/>
und redete wenig. Der Oberamtmann fühlte die<lb/>
Schwierigkeit ſeiner Aufgabe, zwei Herzen zu<lb/>
trennen, die einen geiſtlichen Beiſtand hatten, und<lb/>
dachte über die Mittel nach, dieſem Einfluſſe ent-<lb/>
gegenzuarbeiten. Zwiſchen dem jungen Ehepaare<lb/>
aber hatte ſich der erſte Streit erhoben und zwar<lb/>
auch über das Liebespaar. Der Gemahl war näm-<lb/>
lich nach ſeiner Rückkehr von dem Windbüchſen-<lb/>
vergnügen unterrichtet worden, daß der Vetter<lb/>
hergeſtellt ſei und hatte, als er ſeine Gemahlin<lb/>
von dem Spaziergange heimkommend geſprochen,<lb/>
ihr in aller Freundlichkeit aber mit beſtimmtem<lb/>
Tone den Entſchluß eröffnet, nunmehr abreiſen zu<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[203/0215]
junge Gemahl hatte ſich nach ſeiner Sperlingsjagd,
die nicht ſehr ergiebig geweſen war, zur Geſell-
ſchaft gefunden und nur Lisbeth fehlte. Der Dia-
conus ſuchte, ſo gut es ihm gelingen wollte, der
vorhergegangenen Scenen ungeachtet den beredten
Wirth zu machen. Es glückte ihm aber nicht ganz,
denn ſeine Seele war abweſend und in Bekümmer-
niß bei dem Paare, über deſſen Häuptern ſich
nach manchem Leiden noch zuletzt ſo ſchwere Wol-
ken anhäuften.
Die ganze Geſellſchaft war eigentlich verſtimmt
und redete wenig. Der Oberamtmann fühlte die
Schwierigkeit ſeiner Aufgabe, zwei Herzen zu
trennen, die einen geiſtlichen Beiſtand hatten, und
dachte über die Mittel nach, dieſem Einfluſſe ent-
gegenzuarbeiten. Zwiſchen dem jungen Ehepaare
aber hatte ſich der erſte Streit erhoben und zwar
auch über das Liebespaar. Der Gemahl war näm-
lich nach ſeiner Rückkehr von dem Windbüchſen-
vergnügen unterrichtet worden, daß der Vetter
hergeſtellt ſei und hatte, als er ſeine Gemahlin
von dem Spaziergange heimkommend geſprochen,
ihr in aller Freundlichkeit aber mit beſtimmtem
Tone den Entſchluß eröffnet, nunmehr abreiſen zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/215>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.