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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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Güte verziehen. Ich erlaube mir schon Bemerkun-
gen über den gnädigen Herrn.

Sie schluchzte und konnte sich über ihren Fehler
gar nicht zufrieden geben.

Laß es doch nur gut seyn, das Schluchzen! rief
Clelia ärgerlich. -- Ich habe mich jetzt ganz kurz
entschlossen. Meine Gesundheit kann ich hier nicht
zusetzen. Ich werde die Sache doch dem Oberamt-
mann überlassen.

Fancy war die Beredsamkeit selbst, diesen Ent-
schluß zu loben. Ja, sagte sie nach einer preisenden
Rede über die doch stäts so richtigen Gedanken der
Herrin, ja, der Herr Oberamtmann mag nur die
Leutchen, die nicht zusammengehören, auseinander
bringen. Für die gnädige Frau paßt das auch
nicht, Sie haben zu so etwas Feinem und Ver-
wickeltem keine Anlage, nicht ein Kind könnten
Sie, wenn es eine dumme Unart auslassen will,
davon abhalten, aber der Herr Oberamtmann ist
darauf gewitzigt, o der hört das Gras wachsen und
macht Einen mit der feinen List nach seiner Pfeife
tanzen, wie er will. Ich wette darauf; womit
Sie sich in Gedanken schon drei Tage lang äng-
stigen, das hat er morgen in einem Viertelständchen

Güte verziehen. Ich erlaube mir ſchon Bemerkun-
gen über den gnädigen Herrn.

Sie ſchluchzte und konnte ſich über ihren Fehler
gar nicht zufrieden geben.

Laß es doch nur gut ſeyn, das Schluchzen! rief
Clelia ärgerlich. — Ich habe mich jetzt ganz kurz
entſchloſſen. Meine Geſundheit kann ich hier nicht
zuſetzen. Ich werde die Sache doch dem Oberamt-
mann überlaſſen.

Fancy war die Beredſamkeit ſelbſt, dieſen Ent-
ſchluß zu loben. Ja, ſagte ſie nach einer preiſenden
Rede über die doch ſtäts ſo richtigen Gedanken der
Herrin, ja, der Herr Oberamtmann mag nur die
Leutchen, die nicht zuſammengehören, auseinander
bringen. Für die gnädige Frau paßt das auch
nicht, Sie haben zu ſo etwas Feinem und Ver-
wickeltem keine Anlage, nicht ein Kind könnten
Sie, wenn es eine dumme Unart auslaſſen will,
davon abhalten, aber der Herr Oberamtmann iſt
darauf gewitzigt, o der hört das Gras wachſen und
macht Einen mit der feinen Liſt nach ſeiner Pfeife
tanzen, wie er will. Ich wette darauf; womit
Sie ſich in Gedanken ſchon drei Tage lang äng-
ſtigen, das hat er morgen in einem Viertelſtändchen

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[251/0263] Güte verziehen. Ich erlaube mir ſchon Bemerkun- gen über den gnädigen Herrn. Sie ſchluchzte und konnte ſich über ihren Fehler gar nicht zufrieden geben. Laß es doch nur gut ſeyn, das Schluchzen! rief Clelia ärgerlich. — Ich habe mich jetzt ganz kurz entſchloſſen. Meine Geſundheit kann ich hier nicht zuſetzen. Ich werde die Sache doch dem Oberamt- mann überlaſſen. Fancy war die Beredſamkeit ſelbſt, dieſen Ent- ſchluß zu loben. Ja, ſagte ſie nach einer preiſenden Rede über die doch ſtäts ſo richtigen Gedanken der Herrin, ja, der Herr Oberamtmann mag nur die Leutchen, die nicht zuſammengehören, auseinander bringen. Für die gnädige Frau paßt das auch nicht, Sie haben zu ſo etwas Feinem und Ver- wickeltem keine Anlage, nicht ein Kind könnten Sie, wenn es eine dumme Unart auslaſſen will, davon abhalten, aber der Herr Oberamtmann iſt darauf gewitzigt, o der hört das Gras wachſen und macht Einen mit der feinen Liſt nach ſeiner Pfeife tanzen, wie er will. Ich wette darauf; womit Sie ſich in Gedanken ſchon drei Tage lang äng- ſtigen, das hat er morgen in einem Viertelſtändchen

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/263>, abgerufen am 24.11.2024.