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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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die Bitte der Baronesse gesprochen. Diese Stimme
redete um so lauter, als er kurz zuvor so tief be-
wegt worden war. Das Große, Aechte, Mensch-
liche war ihm in der Gerichtshalle so nahe getre-
ten; er fühlte, daß es Dinge und Verwickelungen
gebe, in denen der Mensch sich vergessen und nur an
das Wesen, und an das Loos Anderer denken soll.

Nach einigem Schweigen erwiederte er Clelien:
Sie haben mich auf eine Probe gestellt. Selten
wird es vorgekommen seyn, daß ein Geistlicher sich
scharf tadeln lassen muß vor einer heiligen Hand-
lung, die man von ihm begehrt. Folgte ich einer
kleinlichen Empfindlichkeit, so würde ich bei meinem
Versagen beharren. Ich bin aber nicht empfindlich,
sondern erkläre Ihnen ganz einfach: Sie haben
Recht. Ich bin bereit, dem Bunde, welcher uns
Alle, wie es scheint, durch seine liebliche Kraft
über das Gewöhnliche erhebt, Weihe und Unlös-
barkeit zu geben.

Fancy hatte sich schon während der letzten
Worte mit dem Ornate in der Thüre gezeigt.
Der Diaconus ging hinaus und kam nach einigen
Augenblicken im priesterlichen Kleide zurück. --
Wollen wir ihn nicht vorbereiten lassen? fragte

die Bitte der Baroneſſe geſprochen. Dieſe Stimme
redete um ſo lauter, als er kurz zuvor ſo tief be-
wegt worden war. Das Große, Aechte, Menſch-
liche war ihm in der Gerichtshalle ſo nahe getre-
ten; er fühlte, daß es Dinge und Verwickelungen
gebe, in denen der Menſch ſich vergeſſen und nur an
das Weſen, und an das Loos Anderer denken ſoll.

Nach einigem Schweigen erwiederte er Clelien:
Sie haben mich auf eine Probe geſtellt. Selten
wird es vorgekommen ſeyn, daß ein Geiſtlicher ſich
ſcharf tadeln laſſen muß vor einer heiligen Hand-
lung, die man von ihm begehrt. Folgte ich einer
kleinlichen Empfindlichkeit, ſo würde ich bei meinem
Verſagen beharren. Ich bin aber nicht empfindlich,
ſondern erkläre Ihnen ganz einfach: Sie haben
Recht. Ich bin bereit, dem Bunde, welcher uns
Alle, wie es ſcheint, durch ſeine liebliche Kraft
über das Gewöhnliche erhebt, Weihe und Unlös-
barkeit zu geben.

Fancy hatte ſich ſchon während der letzten
Worte mit dem Ornate in der Thüre gezeigt.
Der Diaconus ging hinaus und kam nach einigen
Augenblicken im prieſterlichen Kleide zurück. —
Wollen wir ihn nicht vorbereiten laſſen? fragte

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[294/0306] die Bitte der Baroneſſe geſprochen. Dieſe Stimme redete um ſo lauter, als er kurz zuvor ſo tief be- wegt worden war. Das Große, Aechte, Menſch- liche war ihm in der Gerichtshalle ſo nahe getre- ten; er fühlte, daß es Dinge und Verwickelungen gebe, in denen der Menſch ſich vergeſſen und nur an das Weſen, und an das Loos Anderer denken ſoll. Nach einigem Schweigen erwiederte er Clelien: Sie haben mich auf eine Probe geſtellt. Selten wird es vorgekommen ſeyn, daß ein Geiſtlicher ſich ſcharf tadeln laſſen muß vor einer heiligen Hand- lung, die man von ihm begehrt. Folgte ich einer kleinlichen Empfindlichkeit, ſo würde ich bei meinem Verſagen beharren. Ich bin aber nicht empfindlich, ſondern erkläre Ihnen ganz einfach: Sie haben Recht. Ich bin bereit, dem Bunde, welcher uns Alle, wie es ſcheint, durch ſeine liebliche Kraft über das Gewöhnliche erhebt, Weihe und Unlös- barkeit zu geben. Fancy hatte ſich ſchon während der letzten Worte mit dem Ornate in der Thüre gezeigt. Der Diaconus ging hinaus und kam nach einigen Augenblicken im prieſterlichen Kleide zurück. — Wollen wir ihn nicht vorbereiten laſſen? fragte

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/306>, abgerufen am 25.11.2024.