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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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Eine Liebesgeschichte und nichts weiter! werden
Manche sagen. Wenn es nichts weiter wurde, so
ist daran meine geringe Fähigkeit, nicht mein Sinn
schuld. Mein Sinn stand darauf, eine Geschichte
der Liebe nachzuerzählen, der Liebe zu folgen bis
zu dem Puncte, wo sie den Menschen für Haus
und Land, für Zeit und Mitwelt reif, mündig,
wirksam zu machen beginnt.

Deine Seele hat manchen Gedanken von mir
in sich empfangen, du hast ihn gepflegt und mir
schöner zurückgegeben. Von dir vernahm ich zu-
weilen erst, was ich eigentlich gedacht hatte. Höre
denn auch jetzt, was meine rauhe und ungestüme
Lippe dir zustammelt; pflege es in einem feinen,
guten Gemüthe.

Unsere Zeit ist groß, der Wunder voll, frucht-
bar und guter Hoffnung. Aber irr und wirr tau-
melt sie noch oft hin und her, weiß die Stege
nicht und plaudert wie im Traume. Das rührt
daher, weil das Herz der Menschheit noch nicht
wieder recht aufgewacht ist. Denn nicht abhanden
kam der Menschheit das Herz, es ward nur müde
und schlief etwas ein. Im Herzen müssen sich die
Menschen erst wieder fühlen lernen, um den neuen

Eine Liebesgeſchichte und nichts weiter! werden
Manche ſagen. Wenn es nichts weiter wurde, ſo
iſt daran meine geringe Fähigkeit, nicht mein Sinn
ſchuld. Mein Sinn ſtand darauf, eine Geſchichte
der Liebe nachzuerzählen, der Liebe zu folgen bis
zu dem Puncte, wo ſie den Menſchen für Haus
und Land, für Zeit und Mitwelt reif, mündig,
wirkſam zu machen beginnt.

Deine Seele hat manchen Gedanken von mir
in ſich empfangen, du haſt ihn gepflegt und mir
ſchöner zurückgegeben. Von dir vernahm ich zu-
weilen erſt, was ich eigentlich gedacht hatte. Höre
denn auch jetzt, was meine rauhe und ungeſtüme
Lippe dir zuſtammelt; pflege es in einem feinen,
guten Gemüthe.

Unſere Zeit iſt groß, der Wunder voll, frucht-
bar und guter Hoffnung. Aber irr und wirr tau-
melt ſie noch oft hin und her, weiß die Stege
nicht und plaudert wie im Traume. Das rührt
daher, weil das Herz der Menſchheit noch nicht
wieder recht aufgewacht iſt. Denn nicht abhanden
kam der Menſchheit das Herz, es ward nur müde
und ſchlief etwas ein. Im Herzen müſſen ſich die
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[308/0320] Eine Liebesgeſchichte und nichts weiter! werden Manche ſagen. Wenn es nichts weiter wurde, ſo iſt daran meine geringe Fähigkeit, nicht mein Sinn ſchuld. Mein Sinn ſtand darauf, eine Geſchichte der Liebe nachzuerzählen, der Liebe zu folgen bis zu dem Puncte, wo ſie den Menſchen für Haus und Land, für Zeit und Mitwelt reif, mündig, wirkſam zu machen beginnt. Deine Seele hat manchen Gedanken von mir in ſich empfangen, du haſt ihn gepflegt und mir ſchöner zurückgegeben. Von dir vernahm ich zu- weilen erſt, was ich eigentlich gedacht hatte. Höre denn auch jetzt, was meine rauhe und ungeſtüme Lippe dir zuſtammelt; pflege es in einem feinen, guten Gemüthe. Unſere Zeit iſt groß, der Wunder voll, frucht- bar und guter Hoffnung. Aber irr und wirr tau- melt ſie noch oft hin und her, weiß die Stege nicht und plaudert wie im Traume. Das rührt daher, weil das Herz der Menſchheit noch nicht wieder recht aufgewacht iſt. Denn nicht abhanden kam der Menſchheit das Herz, es ward nur müde und ſchlief etwas ein. Im Herzen müſſen ſich die Menſchen erſt wieder fühlen lernen, um den neuen

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/320>, abgerufen am 26.11.2024.