aus solchem Reichthum überfließen kann! Glückliche, glückliche Sylli! ...
Clärchen.
Meine Schwester ist abgerufen worden, und ich, liebste Sylli, bin nicht im Stande fortzufahren. Mein Blick ist schon wieder ge- trübt. Jenes Wehklagen, wovon ich erst sagte, daß ich es so hell aus Deiner Brust hervorgehen hörte, dringt von neuem in mein Ohr; und kein Jubel wird es übertäuben. Du kennst das an mir, daß ich nicht leicht in einem Gefühle mich so ganz verliere, von einer Vorstellung so ganz befangen werde, daß ich nun weiter nichts sähe, noch wüßte. Wahr -- Du hast den Him- mel in Dir selbst; und wer wird Dich nicht des- wegen selig preisen? Aber auch nicht minder wahr ist alles, was ich vorhin bemerkte: und so säßest Du mit Deinem Himmel denn doch in ei- ner Art von Hölle. Deine Briefe sind ein Wechselgesang aus beyden, voll Verzweiflung und Wonne. Was muß ein Herz nicht aus-
stehen,
aus ſolchem Reichthum uͤberfließen kann! Gluͤckliche, gluͤckliche Sylli! …
Claͤrchen.
Meine Schweſter iſt abgerufen worden, und ich, liebſte Sylli, bin nicht im Stande fortzufahren. Mein Blick iſt ſchon wieder ge- truͤbt. Jenes Wehklagen, wovon ich erſt ſagte, daß ich es ſo hell aus Deiner Bruſt hervorgehen hoͤrte, dringt von neuem in mein Ohr; und kein Jubel wird es uͤbertaͤuben. Du kennſt das an mir, daß ich nicht leicht in einem Gefuͤhle mich ſo ganz verliere, von einer Vorſtellung ſo ganz befangen werde, daß ich nun weiter nichts ſaͤhe, noch wuͤßte. Wahr — Du haſt den Him- mel in Dir ſelbſt; und wer wird Dich nicht des- wegen ſelig preiſen? Aber auch nicht minder wahr iſt alles, was ich vorhin bemerkte: und ſo ſaͤßeſt Du mit Deinem Himmel denn doch in ei- ner Art von Hoͤlle. Deine Briefe ſind ein Wechſelgeſang aus beyden, voll Verzweiflung und Wonne. Was muß ein Herz nicht aus-
ſtehen,
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aus ſolchem Reichthum uͤberfließen kann!
Gluͤckliche, gluͤckliche Sylli! …
Claͤrchen.
Meine Schweſter iſt abgerufen worden,
und ich, liebſte Sylli, bin nicht im Stande
fortzufahren. Mein Blick iſt ſchon wieder ge-
truͤbt. Jenes Wehklagen, wovon ich erſt ſagte,
daß ich es ſo hell aus Deiner Bruſt hervorgehen
hoͤrte, dringt von neuem in mein Ohr; und
kein Jubel wird es uͤbertaͤuben. Du kennſt das
an mir, daß ich nicht leicht in einem Gefuͤhle
mich ſo ganz verliere, von einer Vorſtellung ſo
ganz befangen werde, daß ich nun weiter nichts
ſaͤhe, noch wuͤßte. Wahr — Du haſt den Him-
mel in Dir ſelbſt; und wer wird Dich nicht des-
wegen ſelig preiſen? Aber auch nicht minder
wahr iſt alles, was ich vorhin bemerkte: und ſo
ſaͤßeſt Du mit Deinem Himmel denn doch in ei-
ner Art von Hoͤlle. Deine Briefe ſind ein
Wechſelgeſang aus beyden, voll Verzweiflung
und Wonne. Was muß ein Herz nicht aus-
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/102>, abgerufen am 22.11.2024.
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