Ich war gehetzt, voll Verdruß; die Kata- strophe hatte mich erschüttert: und da schalt ich mich denn weidlich; gab mir, wie schon öfter geschehen ist, tüchtige Verweise über meinen Leichtsinn; über, ich weiß nicht was für eine abgeschmackte Nachgiebigkeit in mir -- ein verdammtes loses liederliches We- sen, welches andere Gutherzigkeit nennen mö- gen, wodurch ich in dergleichen Verwickelun- gen gerathe, die mich gleich von Anfange är- gern und peinigen, und wohinein ich mich denn doch ziehen und weiter ziehen lasse. Darüber schrieb ich, wie ichs fühlte, und schenkte mir nichts. Aber daß ich plötzlich ein ganz andrer Mensch geworden sey, fiel mir nicht ein, und ich habe es auch, weder gesagt, noch von weitem zu verstehen gegeben. So aber scheint es Luzie genommen zu haben, und dachte, sie müsse mich geschwinde und recht fest jetzt beym Wort halten, zu meinem Besten. Das verdroß mich aus zwey Ur- sachen: erstlich, weil es albern; und zwey- tens, weil es unredlich war. Albern war
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Ich war gehetzt, voll Verdruß; die Kata- ſtrophe hatte mich erſchuͤttert: und da ſchalt ich mich denn weidlich; gab mir, wie ſchon oͤfter geſchehen iſt, tuͤchtige Verweiſe uͤber meinen Leichtſinn; uͤber, ich weiß nicht was fuͤr eine abgeſchmackte Nachgiebigkeit in mir — ein verdammtes loſes liederliches We- ſen, welches andere Gutherzigkeit nennen moͤ- gen, wodurch ich in dergleichen Verwickelun- gen gerathe, die mich gleich von Anfange aͤr- gern und peinigen, und wohinein ich mich denn doch ziehen und weiter ziehen laſſe. Daruͤber ſchrieb ich, wie ichs fuͤhlte, und ſchenkte mir nichts. Aber daß ich ploͤtzlich ein ganz andrer Menſch geworden ſey, fiel mir nicht ein, und ich habe es auch, weder geſagt, noch von weitem zu verſtehen gegeben. So aber ſcheint es Luzie genommen zu haben, und dachte, ſie muͤſſe mich geſchwinde und recht feſt jetzt beym Wort halten, zu meinem Beſten. Das verdroß mich aus zwey Ur- ſachen: erſtlich, weil es albern; und zwey- tens, weil es unredlich war. Albern war
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Ich war gehetzt, voll Verdruß; die Kata-
ſtrophe hatte mich erſchuͤttert: und da ſchalt
ich mich denn weidlich; gab mir, wie ſchon
oͤfter geſchehen iſt, tuͤchtige Verweiſe uͤber
meinen Leichtſinn; uͤber, ich weiß nicht
was fuͤr eine abgeſchmackte Nachgiebigkeit in
mir — ein verdammtes loſes liederliches We-
ſen, welches andere Gutherzigkeit nennen moͤ-
gen, wodurch ich in dergleichen Verwickelun-
gen gerathe, die mich gleich von Anfange aͤr-
gern und peinigen, und wohinein ich mich denn
doch ziehen und weiter ziehen laſſe. Daruͤber
ſchrieb ich, wie ichs fuͤhlte, und ſchenkte
mir nichts. Aber daß ich ploͤtzlich ein ganz
andrer Menſch geworden ſey, fiel mir nicht
ein, und ich habe es auch, weder geſagt,
noch von weitem zu verſtehen gegeben. So
aber ſcheint es Luzie genommen zu haben, und
dachte, ſie muͤſſe mich geſchwinde und recht
feſt jetzt beym Wort halten, zu meinem
Beſten. Das verdroß mich aus zwey Ur-
ſachen: erſtlich, weil es albern; und zwey-
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/127>, abgerufen am 24.11.2024.
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