Entzücken über fremdes Verdienst, war sein einziges Bestreben, daß er nur gelitten würde. Eine so rührende Einfalt, bey so vielen Vortreflichkeiten, bey dem schönsten Ju- gendglanze, mußte jeden bezaubern. Unserer Luzie -- dies alles vor Augen! ... O, ich sehe den Engel -- still und unbemerkt in der Ferne schweben -- beten für den seltnen Jüngling -- Entzündet nur in Freude, in reiner Engels-Freude über den Edlen! ... Und dennoch war es Gift! ... Kinder! wenn es Euch nur hiebey schaudern könnte, wie es mich schaudert! ...
Thöricht! Es kann Euch so dabey nicht schaudern. Aber wie rette ich Euch? Cler- don, Amalia, hütet mir die zwey lieben Ge- schöpfe!
Es soll unerhört seyn, daß diesem Eduard je ein Anschlag mißlungen wäre. Er wagt sein Alles an die Erreichung jedes Zwecks. Wer ihm abgewönne, gewönne ihm nie weni-
Entzuͤcken uͤber fremdes Verdienſt, war ſein einziges Beſtreben, daß er nur gelitten wuͤrde. Eine ſo ruͤhrende Einfalt, bey ſo vielen Vortreflichkeiten, bey dem ſchoͤnſten Ju- gendglanze, mußte jeden bezaubern. Unſerer Luzie — dies alles vor Augen! … O, ich ſehe den Engel — ſtill und unbemerkt in der Ferne ſchweben — beten fuͤr den ſeltnen Juͤngling — Entzuͤndet nur in Freude, in reiner Engels-Freude uͤber den Edlen! … Und dennoch war es Gift! … Kinder! wenn es Euch nur hiebey ſchaudern koͤnnte, wie es mich ſchaudert! …
Thoͤricht! Es kann Euch ſo dabey nicht ſchaudern. Aber wie rette ich Euch? Cler- don, Amalia, huͤtet mir die zwey lieben Ge- ſchoͤpfe!
Es ſoll unerhoͤrt ſeyn, daß dieſem Eduard je ein Anſchlag mißlungen waͤre. Er wagt ſein Alles an die Erreichung jedes Zwecks. Wer ihm abgewoͤnne, gewoͤnne ihm nie weni-
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Entzuͤcken uͤber fremdes Verdienſt, war ſein
einziges Beſtreben, daß er nur gelitten
wuͤrde. Eine ſo ruͤhrende Einfalt, bey ſo
vielen Vortreflichkeiten, bey dem ſchoͤnſten Ju-
gendglanze, mußte jeden bezaubern. Unſerer
Luzie — dies alles vor Augen! … O, ich
ſehe den Engel — ſtill und unbemerkt in der
Ferne ſchweben — beten fuͤr den ſeltnen
Juͤngling — Entzuͤndet nur in Freude,
in reiner Engels-Freude uͤber den
Edlen! … Und dennoch war es Gift! …
Kinder! wenn es Euch nur hiebey ſchaudern
koͤnnte, wie es mich ſchaudert! …
Thoͤricht! Es kann Euch ſo dabey nicht
ſchaudern. Aber wie rette ich Euch? Cler-
don, Amalia, huͤtet mir die zwey lieben Ge-
ſchoͤpfe!
Es ſoll unerhoͤrt ſeyn, daß dieſem Eduard
je ein Anſchlag mißlungen waͤre. Er wagt ſein
Alles an die Erreichung jedes Zwecks.
Wer ihm abgewoͤnne, gewoͤnne ihm nie weni-
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/154>, abgerufen am 24.11.2024.
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