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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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bey Dir. -- Das ist aber nicht die Hauptsache;
sondern die Hauptsache ist, Dir zu erzählen,
wie wir dazu gekommen sind.

Also: -- gähne so viel Du willst! -- Also,
sage ich: wir standen gestern Morgen am Fen-
ster unten im Saal; ich, ganz reisefertig, in
Erwartung des Cabriolets, welches den Au-
genblick vorfahren sollte, um mich wieder nach
Heimfeld zu bringen; neben mir Amalia und
Clärchen: so standen wir, sage ich noch einmal,
am Fenster, als eine wunderliche Gestalt von
einem Menschen, mit einem Haarzopfe -- ich
lüge nicht! -- so dick wie Dein Arm, und
Seitenhaaren wie Löwenmähnen dicht an uns
vorbeyschwebte. Gleich darauf hörten wir klin-
geln, und es wurde uns ein Franzose gemeldet,
welcher kleine Töpfchen vorgezeigt und dringend
um Gehör gebeten hätte. Wir waren neugie-
rig, die wunderliche Gestalt genauer zu betrach-
ten, und ließen sie hereinkommen. Sie kün-
digte sich gleich als ein Zeichen und Wunder
der Wahrheit an von dem, was in einer An-

J

bey Dir. — Das iſt aber nicht die Hauptſache;
ſondern die Hauptſache iſt, Dir zu erzaͤhlen,
wie wir dazu gekommen ſind.

Alſo: — gaͤhne ſo viel Du willſt! — Alſo,
ſage ich: wir ſtanden geſtern Morgen am Fen-
ſter unten im Saal; ich, ganz reiſefertig, in
Erwartung des Cabriolets, welches den Au-
genblick vorfahren ſollte, um mich wieder nach
Heimfeld zu bringen; neben mir Amalia und
Claͤrchen: ſo ſtanden wir, ſage ich noch einmal,
am Fenſter, als eine wunderliche Geſtalt von
einem Menſchen, mit einem Haarzopfe — ich
luͤge nicht! — ſo dick wie Dein Arm, und
Seitenhaaren wie Loͤwenmaͤhnen dicht an uns
vorbeyſchwebte. Gleich darauf hoͤrten wir klin-
geln, und es wurde uns ein Franzoſe gemeldet,
welcher kleine Toͤpfchen vorgezeigt und dringend
um Gehoͤr gebeten haͤtte. Wir waren neugie-
rig, die wunderliche Geſtalt genauer zu betrach-
ten, und ließen ſie hereinkommen. Sie kuͤn-
digte ſich gleich als ein Zeichen und Wunder
der Wahrheit an von dem, was in einer An-

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[129/0167] bey Dir. — Das iſt aber nicht die Hauptſache; ſondern die Hauptſache iſt, Dir zu erzaͤhlen, wie wir dazu gekommen ſind. Alſo: — gaͤhne ſo viel Du willſt! — Alſo, ſage ich: wir ſtanden geſtern Morgen am Fen- ſter unten im Saal; ich, ganz reiſefertig, in Erwartung des Cabriolets, welches den Au- genblick vorfahren ſollte, um mich wieder nach Heimfeld zu bringen; neben mir Amalia und Claͤrchen: ſo ſtanden wir, ſage ich noch einmal, am Fenſter, als eine wunderliche Geſtalt von einem Menſchen, mit einem Haarzopfe — ich luͤge nicht! — ſo dick wie Dein Arm, und Seitenhaaren wie Loͤwenmaͤhnen dicht an uns vorbeyſchwebte. Gleich darauf hoͤrten wir klin- geln, und es wurde uns ein Franzoſe gemeldet, welcher kleine Toͤpfchen vorgezeigt und dringend um Gehoͤr gebeten haͤtte. Wir waren neugie- rig, die wunderliche Geſtalt genauer zu betrach- ten, und ließen ſie hereinkommen. Sie kuͤn- digte ſich gleich als ein Zeichen und Wunder der Wahrheit an von dem, was in einer An- J

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/167>, abgerufen am 17.05.2024.