alles und kommt; ehe die Blätter wieder ab- fallen, ist sie bey uns!
Daß ich Mutter war und Mutter bleibe -- welch ein Engel gab Dir ein, mir dieses vorzusagen? Wie ichs da fand in Deinem Briefe, däuchte mir, ich hörte es zum ersten- mal, und mir würde eine Krone aufgesetzt. Es war gerade um diese Jahrszeit, da ich meinen Gustav unter meinem Herzen zuerst sich regen fühlte. Daß ers so gut traf mit seinem Erwachen, wie mich das für ihn freu- te! Du hattest damals noch keinen Gatten, warst noch nicht meine Schwester. Ich wähl- te mir eine; sie wählte mich. O der Zärt- lichkeit, mit der ich der ganzen Natur mich anherzte; und die Gute! wie sies aufnahm, den vertraulichen Schwestergruß mit Hände- druck und Küssen mir erwiederte! Ich gieng an ihrer Hand, wie ein Kind, das man mit- nimmt, und zu dem man sagt: Komm, wir wollen dieses oder jenes thun, Du sollst helfen!
alles und kommt; ehe die Blaͤtter wieder ab- fallen, iſt ſie bey uns!
Daß ich Mutter war und Mutter bleibe — welch ein Engel gab Dir ein, mir dieſes vorzuſagen? Wie ichs da fand in Deinem Briefe, daͤuchte mir, ich hoͤrte es zum erſten- mal, und mir wuͤrde eine Krone aufgeſetzt. Es war gerade um dieſe Jahrszeit, da ich meinen Guſtav unter meinem Herzen zuerſt ſich regen fuͤhlte. Daß ers ſo gut traf mit ſeinem Erwachen, wie mich das fuͤr ihn freu- te! Du hatteſt damals noch keinen Gatten, warſt noch nicht meine Schweſter. Ich waͤhl- te mir eine; ſie waͤhlte mich. O der Zaͤrt- lichkeit, mit der ich der ganzen Natur mich anherzte; und die Gute! wie ſies aufnahm, den vertraulichen Schweſtergruß mit Haͤnde- druck und Kuͤſſen mir erwiederte! Ich gieng an ihrer Hand, wie ein Kind, das man mit- nimmt, und zu dem man ſagt: Komm, wir wollen dieſes oder jenes thun, Du ſollſt helfen!
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alles und kommt; ehe die Blaͤtter wieder ab-
fallen, iſt ſie bey uns!
Daß ich Mutter war und Mutter bleibe
— welch ein Engel gab Dir ein, mir dieſes
vorzuſagen? Wie ichs da fand in Deinem
Briefe, daͤuchte mir, ich hoͤrte es zum erſten-
mal, und mir wuͤrde eine Krone aufgeſetzt.
Es war gerade um dieſe Jahrszeit, da ich
meinen Guſtav unter meinem Herzen zuerſt
ſich regen fuͤhlte. Daß ers ſo gut traf mit
ſeinem Erwachen, wie mich das fuͤr ihn freu-
te! Du hatteſt damals noch keinen Gatten,
warſt noch nicht meine Schweſter. Ich waͤhl-
te mir eine; ſie waͤhlte mich. O der Zaͤrt-
lichkeit, mit der ich der ganzen Natur mich
anherzte; und die Gute! wie ſies aufnahm,
den vertraulichen Schweſtergruß mit Haͤnde-
druck und Kuͤſſen mir erwiederte! Ich gieng
an ihrer Hand, wie ein Kind, das man mit-
nimmt, und zu dem man ſagt: Komm, wir
wollen dieſes oder jenes thun, Du ſollſt
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/248>, abgerufen am 16.02.2025.
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