chen nur Eins. Der Gegenstand des un- bedingten Triebes, welchen wir den Grund- trieb nennen, ist unmittelbar die Form des Wesens, dessen Trieb oder wirksames Vermö- gen er ist. Diese Form im Daseyn zu erhal- ten, sich in ihr auszudrücken, ist sein unbe- dingter Zweck und das Princip aller Selbst- bestimmung in der Kreatur; so daß kein Wesen vermag sich einen Zweck vorzusetzen, als Kraft seines Triebes und ihm gemäß. Ueber- haupt beziehen sich die Triebe auf Bedürf- niß. Alles Lebendige in der Natur bewegt sich mit Absicht, das ist, nach Verhältnissen der Bedürfnisse. Der erste Grund und die Art der Entstehung dieser Verhältnisse ist unerforschlich, und wir können daher eben so we- nig den Trieb aus dem Bedürfnisse, als das Bedürfniß aus dem Triebe erklären; können eben so wenig sagen, dieser bestimme jenes, als jenes diesen. Der erste Anfang von bey- den ist ausser ihnen, und ist ein gemein- schaftlicher Anfang. Nur das Geschäft des Triebes: einen gewissen Zusammenhang zu er-
chen nur Eins. Der Gegenſtand des un- bedingten Triebes, welchen wir den Grund- trieb nennen, iſt unmittelbar die Form des Weſens, deſſen Trieb oder wirkſames Vermoͤ- gen er iſt. Dieſe Form im Daſeyn zu erhal- ten, ſich in ihr auszudruͤcken, iſt ſein unbe- dingter Zweck und das Princip aller Selbſt- beſtimmung in der Kreatur; ſo daß kein Weſen vermag ſich einen Zweck vorzuſetzen, als Kraft ſeines Triebes und ihm gemaͤß. Ueber- haupt beziehen ſich die Triebe auf Beduͤrf- niß. Alles Lebendige in der Natur bewegt ſich mit Abſicht, das iſt, nach Verhaͤltniſſen der Beduͤrfniſſe. Der erſte Grund und die Art der Entſtehung dieſer Verhaͤltniſſe iſt unerforſchlich, und wir koͤnnen daher eben ſo we- nig den Trieb aus dem Beduͤrfniſſe, als das Beduͤrfniß aus dem Triebe erklaͤren; koͤnnen eben ſo wenig ſagen, dieſer beſtimme jenes, als jenes dieſen. Der erſte Anfang von bey- den iſt auſſer ihnen, und iſt ein gemein- ſchaftlicher Anfang. Nur das Geſchaͤft des Triebes: einen gewiſſen Zuſammenhang zu er-
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chen nur Eins. Der Gegenſtand des un-
bedingten Triebes, welchen wir den Grund-
trieb nennen, iſt unmittelbar die Form des
Weſens, deſſen Trieb oder wirkſames Vermoͤ-
gen er iſt. Dieſe Form im Daſeyn zu erhal-
ten, ſich in ihr auszudruͤcken, iſt ſein unbe-
dingter Zweck und das Princip aller Selbſt-
beſtimmung in der Kreatur; ſo daß kein Weſen
vermag ſich einen Zweck vorzuſetzen, als Kraft
ſeines Triebes und ihm gemaͤß. Ueber-
haupt beziehen ſich die Triebe auf Beduͤrf-
niß. Alles Lebendige in der Natur bewegt
ſich mit Abſicht, das iſt, nach Verhaͤltniſſen
der Beduͤrfniſſe. Der erſte Grund und
die Art der Entſtehung dieſer Verhaͤltniſſe iſt
unerforſchlich, und wir koͤnnen daher eben ſo we-
nig den Trieb aus dem Beduͤrfniſſe, als das
Beduͤrfniß aus dem Triebe erklaͤren; koͤnnen
eben ſo wenig ſagen, dieſer beſtimme jenes,
als jenes dieſen. Der erſte Anfang von bey-
den iſt auſſer ihnen, und iſt ein gemein-
ſchaftlicher Anfang. Nur das Geſchaͤft des
Triebes: einen gewiſſen Zuſammenhang zu er-
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/336>, abgerufen am 24.11.2024.
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