Animi praestantissimi, schreibt Plato an Dionys, haec ita se habere divinant, deterri- mi autem contra. Sed majoris fidei sunt divi- norum virorum praesagia, quam aliorum(*).
Nicht ein kahler Fels; -- eine athmende Veste dringt hervor aus den Eingeweiden der Erde, und erhebt sich über die Wolken; ein Altar des Ewigen, um den von jeher alle Völker sich versammelt haben: Gewissen, Religion.
Sind das nur Gespenster, Erhard?
"Wer wird so frech seyn -- lese ich in Deinem Briefe --" und Gespenster läugnen? "Sie erscheinen so gewiß, als es Mondenlicht, "Nachtlampenschein, ein halbes Erwachen aus "Träumen, eine bildende Fantasie giebt. "Auch der kann sie noch sehen, der schon im "Besitze der Theorie ihrer Erscheinungen ist,
(*)Plat. Ep. II. Ed. Bip. Tom. XI. p. 66.
Animi præſtantiſſimi, ſchreibt Plato an Dionys, hæc ita ſe habere divinant, deterri- mi autem contra. Sed majoris fidei ſunt divi- norum virorum præſagia, quam aliorum(*).
Nicht ein kahler Fels; — eine athmende Veſte dringt hervor aus den Eingeweiden der Erde, und erhebt ſich uͤber die Wolken; ein Altar des Ewigen, um den von jeher alle Voͤlker ſich verſammelt haben: Gewiſſen, Religion.
Sind das nur Geſpenſter, Erhard?
„Wer wird ſo frech ſeyn — leſe ich in Deinem Briefe —” und Geſpenſter laͤugnen? „Sie erſcheinen ſo gewiß, als es Mondenlicht, „Nachtlampenſchein, ein halbes Erwachen aus „Traͤumen, eine bildende Fantaſie giebt. „Auch der kann ſie noch ſehen, der ſchon im „Beſitze der Theorie ihrer Erſcheinungen iſt,
(*)Plat. Ep. II. Ed. Bip. Tom. XI. p. 66.
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Animi præſtantiſſimi, ſchreibt Plato an
Dionys, hæc ita ſe habere divinant, deterri-
mi autem contra. Sed majoris fidei ſunt divi-
norum virorum præſagia, quam aliorum (*).
Nicht ein kahler Fels; — eine athmende
Veſte dringt hervor aus den Eingeweiden der
Erde, und erhebt ſich uͤber die Wolken; ein
Altar des Ewigen, um den von jeher alle
Voͤlker ſich verſammelt haben: Gewiſſen,
Religion.
Sind das nur Geſpenſter, Erhard?
„Wer wird ſo frech ſeyn — leſe ich in
Deinem Briefe —” und Geſpenſter laͤugnen?
„Sie erſcheinen ſo gewiß, als es Mondenlicht,
„Nachtlampenſchein, ein halbes Erwachen aus
„Traͤumen, eine bildende Fantaſie giebt.
„Auch der kann ſie noch ſehen, der ſchon im
„Beſitze der Theorie ihrer Erſcheinungen iſt,
(*) Plat. Ep. II. Ed. Bip. Tom. XI. p. 66.
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/339>, abgerufen am 23.11.2024.
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