Diese Punkte, liebste Sylli, bedeuten eine gewaltsame Unterbrechung; eine Pause, die ich nun dem Liede muß ein Ende machen las- sen, weil ich Ton und Tact verloren habe. Ich war eben im Begriff meinen zweyten Theil anzustimmen, da Allwill im Phaeton vorgefahren kam, und mir keine Ruhe ließ, ich sollte mit Amalia vor Tische mich von ihm spatzieren führen lassen; dagegen wollte er zu Mittag unser Gast seyn. Wer nicht nachgiebt, das ist Allwill: also geschah, was er ver- langte. Nun bin ich zerstreut, und darf nicht daran denken, mich wieder in die Stimmung von heute früh versetzen zu wollen. Besser, ich erzähle Dir von Allwill, nach welchem, wenn ich nicht irre, Du schon zweymal ge- fragt hast. Ich werfe Dir nur einige Züge von ihm hin. Meine Frau, die sich des jungen Menschen -- er ist noch nicht vier und zwanzig Jahre alt -- annimmt, um ihn zu beugen und zu bessern, wird Dir ausführlichen Bericht von ihm erstatten.
Seitdem Du ihn sahest, hat er sich sehr
Dieſe Punkte, liebſte Sylli, bedeuten eine gewaltſame Unterbrechung; eine Pauſe, die ich nun dem Liede muß ein Ende machen laſ- ſen, weil ich Ton und Tact verloren habe. Ich war eben im Begriff meinen zweyten Theil anzuſtimmen, da Allwill im Phaeton vorgefahren kam, und mir keine Ruhe ließ, ich ſollte mit Amalia vor Tiſche mich von ihm ſpatzieren fuͤhren laſſen; dagegen wollte er zu Mittag unſer Gaſt ſeyn. Wer nicht nachgiebt, das iſt Allwill: alſo geſchah, was er ver- langte. Nun bin ich zerſtreut, und darf nicht daran denken, mich wieder in die Stimmung von heute fruͤh verſetzen zu wollen. Beſſer, ich erzaͤhle Dir von Allwill, nach welchem, wenn ich nicht irre, Du ſchon zweymal ge- fragt haſt. Ich werfe Dir nur einige Zuͤge von ihm hin. Meine Frau, die ſich des jungen Menſchen — er iſt noch nicht vier und zwanzig Jahre alt — annimmt, um ihn zu beugen und zu beſſern, wird Dir ausfuͤhrlichen Bericht von ihm erſtatten.
Seitdem Du ihn ſaheſt, hat er ſich ſehr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0066"n="28"/><p>Dieſe Punkte, liebſte Sylli, bedeuten eine<lb/>
gewaltſame Unterbrechung; eine Pauſe, die<lb/>
ich nun dem Liede muß ein Ende machen laſ-<lb/>ſen, weil ich Ton und Tact verloren habe.<lb/>
Ich war eben im Begriff meinen zweyten<lb/>
Theil anzuſtimmen, da <hirendition="#g">Allwill</hi> im Phaeton<lb/>
vorgefahren kam, und mir keine Ruhe ließ,<lb/>
ich ſollte mit Amalia vor Tiſche mich von ihm<lb/>ſpatzieren fuͤhren laſſen; dagegen wollte er zu<lb/>
Mittag unſer Gaſt ſeyn. Wer nicht nachgiebt,<lb/>
das iſt <hirendition="#g">Allwill</hi>: alſo geſchah, was er ver-<lb/>
langte. Nun bin ich zerſtreut, und darf nicht<lb/>
daran denken, mich wieder in die Stimmung<lb/>
von heute fruͤh verſetzen zu wollen. Beſſer,<lb/>
ich erzaͤhle Dir von <hirendition="#g">Allwill</hi>, nach welchem,<lb/>
wenn ich nicht irre, Du ſchon zweymal ge-<lb/>
fragt haſt. Ich werfe Dir nur einige Zuͤge<lb/>
von ihm hin. Meine Frau, die ſich des jungen<lb/>
Menſchen — er iſt noch nicht vier und zwanzig<lb/>
Jahre alt — annimmt, um ihn zu beugen und<lb/>
zu beſſern, wird Dir ausfuͤhrlichen Bericht<lb/>
von ihm erſtatten.</p><lb/><p>Seitdem Du ihn ſaheſt, hat er ſich ſehr<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[28/0066]
Dieſe Punkte, liebſte Sylli, bedeuten eine
gewaltſame Unterbrechung; eine Pauſe, die
ich nun dem Liede muß ein Ende machen laſ-
ſen, weil ich Ton und Tact verloren habe.
Ich war eben im Begriff meinen zweyten
Theil anzuſtimmen, da Allwill im Phaeton
vorgefahren kam, und mir keine Ruhe ließ,
ich ſollte mit Amalia vor Tiſche mich von ihm
ſpatzieren fuͤhren laſſen; dagegen wollte er zu
Mittag unſer Gaſt ſeyn. Wer nicht nachgiebt,
das iſt Allwill: alſo geſchah, was er ver-
langte. Nun bin ich zerſtreut, und darf nicht
daran denken, mich wieder in die Stimmung
von heute fruͤh verſetzen zu wollen. Beſſer,
ich erzaͤhle Dir von Allwill, nach welchem,
wenn ich nicht irre, Du ſchon zweymal ge-
fragt haſt. Ich werfe Dir nur einige Zuͤge
von ihm hin. Meine Frau, die ſich des jungen
Menſchen — er iſt noch nicht vier und zwanzig
Jahre alt — annimmt, um ihn zu beugen und
zu beſſern, wird Dir ausfuͤhrlichen Bericht
von ihm erſtatten.
Seitdem Du ihn ſaheſt, hat er ſich ſehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/66>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.