kleine Edmund, den Du bisher nur aus den Portraits kennst, die Albano von ihm gemacht hat, mit seinen großen hellbraunen Augen, deren Augäpfel man so klar da sieht, wo lau- ter Herzens-Fröhlichkeit und Güte heraus kommt; der soll Dich gleich anlachen und an- jauchzen, wie er lacht und jauchzt, wenn er recht ausgeschlafen hat. Ohne Gutsel soll der Knabe Dich lieb haben; oder er wäre nicht unser Fleisch und Blut, hätte nichts von mei- nem, nichts von Clerdons Herzen mitbekom- men -- Siehe, ich kann diese Saite nicht be- rühren, ohne daß es mir inwendig zittert, und mir Thränen in die Augen kommen; aber diese Thränen, o wie süß! Engel Sylli, Du mußt kommen und sehen, wie unser Clerdon mit jedem Tage mehr Vater und Hausvater, überhaupt umgänglicher wird; wie er sich mit seinen Kin- dern herumtreibt, sich immer freut, wenn ihm eins in den Weg kommt, und wie er diese Freude dem Unschuldigen immer lohnet. Mit Ferdinand ist des Singens und Springens oft kein Ende; und da läßt er alles mit sich an-
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kleine Edmund, den Du bisher nur aus den Portraits kennſt, die Albano von ihm gemacht hat, mit ſeinen großen hellbraunen Augen, deren Augaͤpfel man ſo klar da ſieht, wo lau- ter Herzens-Froͤhlichkeit und Guͤte heraus kommt; der ſoll Dich gleich anlachen und an- jauchzen, wie er lacht und jauchzt, wenn er recht ausgeſchlafen hat. Ohne Gutſel ſoll der Knabe Dich lieb haben; oder er waͤre nicht unſer Fleiſch und Blut, haͤtte nichts von mei- nem, nichts von Clerdons Herzen mitbekom- men — Siehe, ich kann dieſe Saite nicht be- ruͤhren, ohne daß es mir inwendig zittert, und mir Thraͤnen in die Augen kommen; aber dieſe Thraͤnen, o wie ſuͤß! Engel Sylli, Du mußt kommen und ſehen, wie unſer Clerdon mit jedem Tage mehr Vater und Hausvater, uͤberhaupt umgaͤnglicher wird; wie er ſich mit ſeinen Kin- dern herumtreibt, ſich immer freut, wenn ihm eins in den Weg kommt, und wie er dieſe Freude dem Unſchuldigen immer lohnet. Mit Ferdinand iſt des Singens und Springens oft kein Ende; und da laͤßt er alles mit ſich an-
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kleine Edmund, den Du bisher nur aus den
Portraits kennſt, die Albano von ihm gemacht
hat, mit ſeinen großen hellbraunen Augen,
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ter Herzens-Froͤhlichkeit und Guͤte heraus
kommt; der ſoll Dich gleich anlachen und an-
jauchzen, wie er lacht und jauchzt, wenn er
recht ausgeſchlafen hat. Ohne Gutſel ſoll der
Knabe Dich lieb haben; oder er waͤre nicht
unſer Fleiſch und Blut, haͤtte nichts von mei-
nem, nichts von Clerdons Herzen mitbekom-
men — Siehe, ich kann dieſe Saite nicht be-
ruͤhren, ohne daß es mir inwendig zittert, und
mir Thraͤnen in die Augen kommen; aber dieſe
Thraͤnen, o wie ſuͤß! Engel Sylli, Du mußt
kommen und ſehen, wie unſer Clerdon mit jedem
Tage mehr Vater und Hausvater, uͤberhaupt
umgaͤnglicher wird; wie er ſich mit ſeinen Kin-
dern herumtreibt, ſich immer freut, wenn ihm
eins in den Weg kommt, und wie er dieſe
Freude dem Unſchuldigen immer lohnet. Mit
Ferdinand iſt des Singens und Springens
oft kein Ende; und da laͤßt er alles mit ſich an-
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/91>, abgerufen am 21.11.2024.
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