Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





von einer Jungfrau Nahmens Maria, de-
ren Mann Joseph hiesse, gebohren werden,
und andere dergleichen Umstände. Aber
siehe, daß deine Einsicht in den Zusammen-
hang der Dinge noch nicht so groß sey, als
du dir einbildest. Was meinest du, wenn
dich GOtt zu seinem Rathgeber angenom-
men und deinen Vorschlägen folgen wol-
len, wie viel Leute würden seyn Zachari-
as und Elisabeth genant worden, und wie
viele Eltern würden ihrem Sohne den
Nahmen Johannes beygeleget haben in
der Hoffnung, daß ihn der Nahme zum
Vorläuffer Christi würde gemacht haben?
Und wie viele dieses Nahmens würden in
die Wüsten gegangen seyn, dem Meßias den
Weg zu bereiten? Wie viele Josephs und
Marien würde man nicht in Bethlehem und
an andern Orten gefunden haben, und wie
viele würden sich solcher Umstände nicht zu
Betrügereyen bedienet und viele Unruhe in
dem gelobten Lande u. unter den Juden an-
gerichtet haben? Ja es würde der einen Ma-
rien von der andern aus Eiffersucht der Hals
sey zerbrochen worden. Die wenigsten wür-
den den wahren Meßias von den falschen ha-
ben unterscheiden können, und hätte sich viel-
leicht zugetragen, daß dennoch der wahre

Heyland





von einer Jungfrau Nahmens Maria, de-
ren Mann Joſeph hieſſe, gebohren werden,
und andere dergleichen Umſtaͤnde. Aber
ſiehe, daß deine Einſicht in den Zuſammen-
hang der Dinge noch nicht ſo groß ſey, als
du dir einbildeſt. Was meineſt du, wenn
dich GOtt zu ſeinem Rathgeber angenom-
men und deinen Vorſchlaͤgen folgen wol-
len, wie viel Leute wuͤrden ſeyn Zachari-
as und Eliſabeth genant worden, und wie
viele Eltern wuͤrden ihrem Sohne den
Nahmen Johannes beygeleget haben in
der Hoffnung, daß ihn der Nahme zum
Vorlaͤuffer Chriſti wuͤrde gemacht haben?
Und wie viele dieſes Nahmens wuͤrden in
die Wuͤſten gegangen ſeyn, dem Meßias den
Weg zu bereiten? Wie viele Joſephs und
Marien wuͤrde man nicht in Bethlehem und
an andern Orten gefunden haben, und wie
viele wuͤrden ſich ſolcher Umſtaͤnde nicht zu
Betruͤgereyen bedienet und viele Unruhe in
dem gelobten Lande u. unter den Juden an-
gerichtet haben? Ja es wuͤrde der einen Ma-
rien von der andern aus Eifferſucht der Hals
ſey zerbrochen worden. Die wenigſten wuͤr-
den den wahren Meßias von den falſchen ha-
ben unterſcheiden koͤnnen, und haͤtte ſich viel-
leicht zugetragen, daß dennoch der wahre

Heyland
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0112" n="76"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
von einer Jungfrau Nahmens Maria, de-<lb/>
ren Mann Jo&#x017F;eph hie&#x017F;&#x017F;e, gebohren werden,<lb/>
und andere dergleichen Um&#x017F;ta&#x0364;nde. Aber<lb/>
&#x017F;iehe, daß deine Ein&#x017F;icht in den Zu&#x017F;ammen-<lb/>
hang der Dinge noch nicht &#x017F;o groß &#x017F;ey, als<lb/>
du dir einbilde&#x017F;t. Was meine&#x017F;t du, wenn<lb/>
dich GOtt zu &#x017F;einem Rathgeber angenom-<lb/>
men und deinen Vor&#x017F;chla&#x0364;gen folgen wol-<lb/>
len, wie viel Leute wu&#x0364;rden &#x017F;eyn Zachari-<lb/>
as und Eli&#x017F;abeth genant worden, und wie<lb/>
viele Eltern wu&#x0364;rden ihrem Sohne den<lb/>
Nahmen Johannes beygeleget haben in<lb/>
der Hoffnung, daß ihn der Nahme zum<lb/>
Vorla&#x0364;uffer Chri&#x017F;ti wu&#x0364;rde gemacht haben?<lb/>
Und wie viele die&#x017F;es Nahmens wu&#x0364;rden in<lb/>
die Wu&#x0364;&#x017F;ten gegangen &#x017F;eyn, dem Meßias den<lb/>
Weg zu bereiten? Wie viele Jo&#x017F;ephs und<lb/>
Marien wu&#x0364;rde man nicht in Bethlehem und<lb/>
an andern Orten gefunden haben, und wie<lb/>
viele wu&#x0364;rden &#x017F;ich &#x017F;olcher Um&#x017F;ta&#x0364;nde nicht zu<lb/>
Betru&#x0364;gereyen bedienet und viele Unruhe in<lb/>
dem gelobten Lande u. unter den Juden an-<lb/>
gerichtet haben? Ja es wu&#x0364;rde der einen Ma-<lb/>
rien von der andern aus Eiffer&#x017F;ucht der Hals<lb/>
&#x017F;ey zerbrochen worden. Die wenig&#x017F;ten wu&#x0364;r-<lb/>
den den wahren Meßias von den fal&#x017F;chen ha-<lb/>
ben unter&#x017F;cheiden ko&#x0364;nnen, und ha&#x0364;tte &#x017F;ich viel-<lb/>
leicht zugetragen, daß dennoch der wahre<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Heyland</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0112] von einer Jungfrau Nahmens Maria, de- ren Mann Joſeph hieſſe, gebohren werden, und andere dergleichen Umſtaͤnde. Aber ſiehe, daß deine Einſicht in den Zuſammen- hang der Dinge noch nicht ſo groß ſey, als du dir einbildeſt. Was meineſt du, wenn dich GOtt zu ſeinem Rathgeber angenom- men und deinen Vorſchlaͤgen folgen wol- len, wie viel Leute wuͤrden ſeyn Zachari- as und Eliſabeth genant worden, und wie viele Eltern wuͤrden ihrem Sohne den Nahmen Johannes beygeleget haben in der Hoffnung, daß ihn der Nahme zum Vorlaͤuffer Chriſti wuͤrde gemacht haben? Und wie viele dieſes Nahmens wuͤrden in die Wuͤſten gegangen ſeyn, dem Meßias den Weg zu bereiten? Wie viele Joſephs und Marien wuͤrde man nicht in Bethlehem und an andern Orten gefunden haben, und wie viele wuͤrden ſich ſolcher Umſtaͤnde nicht zu Betruͤgereyen bedienet und viele Unruhe in dem gelobten Lande u. unter den Juden an- gerichtet haben? Ja es wuͤrde der einen Ma- rien von der andern aus Eifferſucht der Hals ſey zerbrochen worden. Die wenigſten wuͤr- den den wahren Meßias von den falſchen ha- ben unterſcheiden koͤnnen, und haͤtte ſich viel- leicht zugetragen, daß dennoch der wahre Heyland

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/112
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/112>, abgerufen am 27.11.2024.