Heyland als ein Betrüger wäre hingerich- tet worden. Wenn nun der gütigste GOtt allen diesen Verwirrungen will zu- vor kommen, und doch denen Menschen zu ihren besten von dergleichen Dingen etwas vorher verkündigen, wie soll er solches auf eine bessere Arth thun, als geschehen ist? Seine Absicht kann auf keine klügere und leichtere Weise erhalten werden, als wenn er das zukünfftige, in welchen der Menschen freyer Wille, wenn er sie deutlich und mit allen Umständen vorher weiß, vieles än- dern kann, nur dunckel und in Bildern gleichsam von ferne zeiget. Bewundere also mehr die Weissagungen GOttes und seine sehr weise Arth selbige einzukleiden, als daß du durch unbesonnenes Gespötte deine Thorheit an den Tag legest, und dich an der höchsten Weißheit gröblich versün- digest.
§. 8.
Fragest du etwan: worzu dienen dennDer Nu- tzen der Weissa- gungen wird durch ihre Dunckel- heit nicht aufgeho- ben. die Weissagungen, und was nutzen sie den Sterblichen, wenn ihre Natur doch so be- schaffen ist, daß sie nur dunckel und unter Bildern müssen vorgestellet werden? So wisse, daß diese Beschaffenheit ihren Nu- tzen nicht aufhebe. Denn es kann auch
die
Heyland als ein Betruͤger waͤre hingerich- tet worden. Wenn nun der guͤtigſte GOtt allen dieſen Verwirrungen will zu- vor kommen, und doch denen Menſchen zu ihren beſten von dergleichen Dingen etwas vorher verkuͤndigen, wie ſoll er ſolches auf eine beſſere Arth thun, als geſchehen iſt? Seine Abſicht kann auf keine kluͤgere und leichtere Weiſe erhalten werden, als wenn er das zukuͤnfftige, in welchen der Menſchen freyer Wille, wenn er ſie deutlich und mit allen Umſtaͤnden vorher weiß, vieles aͤn- dern kann, nur dunckel und in Bildern gleichſam von ferne zeiget. Bewundere alſo mehr die Weiſſagungen GOttes und ſeine ſehr weiſe Arth ſelbige einzukleiden, als daß du durch unbeſonnenes Geſpoͤtte deine Thorheit an den Tag legeſt, und dich an der hoͤchſten Weißheit groͤblich verſuͤn- digeſt.
§. 8.
Frageſt du etwan: worzu dienen dennDer Nu- tzen der Weiſſa- gungen wird durch ihre Dunckel- heit nicht aufgeho- ben. die Weiſſagungen, und was nutzen ſie den Sterblichen, wenn ihre Natur doch ſo be- ſchaffen iſt, daß ſie nur dunckel und unter Bildern muͤſſen vorgeſtellet werden? So wiſſe, daß dieſe Beſchaffenheit ihren Nu- tzen nicht aufhebe. Denn es kann auch
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Heyland als ein Betruͤger waͤre hingerich-
tet worden. Wenn nun der guͤtigſte
GOtt allen dieſen Verwirrungen will zu-
vor kommen, und doch denen Menſchen zu
ihren beſten von dergleichen Dingen etwas
vorher verkuͤndigen, wie ſoll er ſolches auf
eine beſſere Arth thun, als geſchehen iſt?
Seine Abſicht kann auf keine kluͤgere und
leichtere Weiſe erhalten werden, als wenn
er das zukuͤnfftige, in welchen der Menſchen
freyer Wille, wenn er ſie deutlich und mit
allen Umſtaͤnden vorher weiß, vieles aͤn-
dern kann, nur dunckel und in Bildern
gleichſam von ferne zeiget. Bewundere
alſo mehr die Weiſſagungen GOttes und
ſeine ſehr weiſe Arth ſelbige einzukleiden,
als daß du durch unbeſonnenes Geſpoͤtte
deine Thorheit an den Tag legeſt, und dich
an der hoͤchſten Weißheit groͤblich verſuͤn-
digeſt.
§. 8.
Frageſt du etwan: worzu dienen denn
die Weiſſagungen, und was nutzen ſie den
Sterblichen, wenn ihre Natur doch ſo be-
ſchaffen iſt, daß ſie nur dunckel und unter
Bildern muͤſſen vorgeſtellet werden? So
wiſſe, daß dieſe Beſchaffenheit ihren Nu-
tzen nicht aufhebe. Denn es kann auch
die
Der Nu-
tzen der
Weiſſa-
gungen
wird
durch ihre
Dunckel-
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aufgeho-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/113>, abgerufen am 27.11.2024.
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