Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





welchen wir nachgehends durch Geniessung
seiner Frucht zu einem Theile von unse-
rem Leibe machten? Würde ferner nicht
das Fleisch manches Menschen von den
Fischen verzehrt und in Fleisch eines Fi-
sches verwandelt, welches wir nach kurtzer
Zeit als Lecker-Bißgen ässen und unserem
Cörper wieder einverleibten? Es müste
dieses ein jeder zugeben, welcher nicht
Wahrheiten leugnen wolte, die ein jeder
Einfältiger bemerckte, wenn er nur seinen
wenigen Verstand gebrauchte. Ja wenn
dieses nicht solte richtig seyn, so müsten die
Kirchhöffe oder GOttes-Aecker nach und
nach zu grossen Bergen werden: da aber
dieses nicht geschähe, so wäre klar, daß der
Staub der menschlichen Leiber nach und
nach wieder in andere Cörper gienge, und
bald ein grünes Graß, bald ein Thier und
bald wieder einen Menschen vorstellete.

10.
Der Zwei-
fel selbst.

Hieraus ziehen diejenigen, welche die
Aufferstehung der vermoderten Leiber vor
unglaublich halten, folgende Fragen, wo-
mit sie die Unmöglichkeit der künfftigen
Auferweckung meinen dargethan zu haben.
Erstlich fragen sie: Welcher Leib oder
vielmehr welche Theile unsers Lei-

bes





welchen wir nachgehends durch Genieſſung
ſeiner Frucht zu einem Theile von unſe-
rem Leibe machten? Wuͤrde ferner nicht
das Fleiſch manches Menſchen von den
Fiſchen verzehrt und in Fleiſch eines Fi-
ſches verwandelt, welches wir nach kurtzer
Zeit als Lecker-Bißgen aͤſſen und unſerem
Coͤrper wieder einverleibten? Es muͤſte
dieſes ein jeder zugeben, welcher nicht
Wahrheiten leugnen wolte, die ein jeder
Einfaͤltiger bemerckte, wenn er nur ſeinen
wenigen Verſtand gebrauchte. Ja wenn
dieſes nicht ſolte richtig ſeyn, ſo muͤſten die
Kirchhoͤffe oder GOttes-Aecker nach und
nach zu groſſen Bergen werden: da aber
dieſes nicht geſchaͤhe, ſo waͤre klar, daß der
Staub der menſchlichen Leiber nach und
nach wieder in andere Coͤrper gienge, und
bald ein gruͤnes Graß, bald ein Thier und
bald wieder einen Menſchen vorſtellete.

10.
Der Zwei-
fel ſelbſt.

Hieraus ziehen diejenigen, welche die
Aufferſtehung der vermoderten Leiber vor
unglaublich halten, folgende Fragen, wo-
mit ſie die Unmoͤglichkeit der kuͤnfftigen
Auferweckung meinen dargethan zu haben.
Erſtlich fragen ſie: Welcher Leib oder
vielmehr welche Theile unſers Lei-

bes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0150" n="118[114]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
welchen wir nachgehends durch Genie&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
&#x017F;einer Frucht zu einem Theile von un&#x017F;e-<lb/>
rem Leibe machten? Wu&#x0364;rde ferner nicht<lb/>
das Flei&#x017F;ch manches Men&#x017F;chen von den<lb/>
Fi&#x017F;chen verzehrt und in Flei&#x017F;ch eines Fi-<lb/>
&#x017F;ches verwandelt, welches wir nach kurtzer<lb/>
Zeit als Lecker-Bißgen a&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und un&#x017F;erem<lb/>
Co&#x0364;rper wieder einverleibten? Es mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
die&#x017F;es ein jeder zugeben, welcher nicht<lb/>
Wahrheiten leugnen wolte, die ein jeder<lb/>
Einfa&#x0364;ltiger bemerckte, wenn er nur &#x017F;einen<lb/>
wenigen Ver&#x017F;tand gebrauchte. Ja wenn<lb/>
die&#x017F;es nicht &#x017F;olte richtig &#x017F;eyn, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;ten die<lb/>
Kirchho&#x0364;ffe oder GOttes-Aecker nach und<lb/>
nach zu gro&#x017F;&#x017F;en Bergen werden: da aber<lb/>
die&#x017F;es nicht ge&#x017F;cha&#x0364;he, &#x017F;o wa&#x0364;re klar, daß der<lb/>
Staub der men&#x017F;chlichen Leiber nach und<lb/>
nach wieder in andere Co&#x0364;rper gienge, und<lb/>
bald ein gru&#x0364;nes Graß, bald ein Thier und<lb/>
bald wieder einen Men&#x017F;chen vor&#x017F;tellete.</p>
          </div><lb/>
          <div n="2">
            <head>10.</head><lb/>
            <note place="left">Der Zwei-<lb/>
fel &#x017F;elb&#x017F;t.</note>
            <p>Hieraus ziehen diejenigen, welche die<lb/>
Auffer&#x017F;tehung der vermoderten Leiber vor<lb/>
unglaublich halten, folgende Fragen, wo-<lb/>
mit &#x017F;ie die Unmo&#x0364;glichkeit der ku&#x0364;nfftigen<lb/>
Auferweckung meinen dargethan zu haben.<lb/>
Er&#x017F;tlich fragen &#x017F;ie: <hi rendition="#fr">Welcher Leib oder<lb/>
vielmehr welche Theile un&#x017F;ers Lei-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">bes</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118[114]/0150] welchen wir nachgehends durch Genieſſung ſeiner Frucht zu einem Theile von unſe- rem Leibe machten? Wuͤrde ferner nicht das Fleiſch manches Menſchen von den Fiſchen verzehrt und in Fleiſch eines Fi- ſches verwandelt, welches wir nach kurtzer Zeit als Lecker-Bißgen aͤſſen und unſerem Coͤrper wieder einverleibten? Es muͤſte dieſes ein jeder zugeben, welcher nicht Wahrheiten leugnen wolte, die ein jeder Einfaͤltiger bemerckte, wenn er nur ſeinen wenigen Verſtand gebrauchte. Ja wenn dieſes nicht ſolte richtig ſeyn, ſo muͤſten die Kirchhoͤffe oder GOttes-Aecker nach und nach zu groſſen Bergen werden: da aber dieſes nicht geſchaͤhe, ſo waͤre klar, daß der Staub der menſchlichen Leiber nach und nach wieder in andere Coͤrper gienge, und bald ein gruͤnes Graß, bald ein Thier und bald wieder einen Menſchen vorſtellete. 10. Hieraus ziehen diejenigen, welche die Aufferſtehung der vermoderten Leiber vor unglaublich halten, folgende Fragen, wo- mit ſie die Unmoͤglichkeit der kuͤnfftigen Auferweckung meinen dargethan zu haben. Erſtlich fragen ſie: Welcher Leib oder vielmehr welche Theile unſers Lei- bes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/150
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 118[114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/150>, abgerufen am 21.11.2024.