Da nun das Christenthum sich weniger würde ausgebreitet haben, wenn der Meßias vor der Zerstöhrung Tyro und Sidons kommen wäre, und also das Reich GOttes wenigere Bürger erhalten hätte, als bey der Erscheinung Christi unter der Monarchie der Römer: (§. 5. 6.) so hat seine unendliche Weißheit erfor- dert, diese letztere Zeit zu den Tagen des Meßias zu bestimmen.
§. 8.
Man wird weiter fragen: Warum hat GOtt zu Tyro und Sidon nicht eben solche Wunder durch andere thun lassen, als der Heiland zu seiner Zeit verrichtet? Denn Christus versichert, daß sie sich würden bekehret haben, wenn dergleichen Zeichen bey ihnen geschehen wären. Wir antworten darauf zweyerlei. Erstlich dörffen Wunderwercke nicht gemein ge- macht werden: Zweytens muste der Mes- sias nothwendig etwas vor sich behalten.
§. 9.
Wunder dörffen nicht gemein gemacht werden. Sie haben sonst keinen Ein- druck in die Gemüther der Menschen. Man siehet dieses bey den grösten Wun- dern der Natur, welche sehr wenige ihrer Aufmercksamkeit würdigen, weil sie sel-
bige
Da nun das Chriſtenthum ſich weniger wuͤrde ausgebreitet haben, wenn der Meßias vor der Zerſtoͤhrung Tyro und Sidons kommen waͤre, und alſo das Reich GOttes wenigere Buͤrger erhalten haͤtte, als bey der Erſcheinung Chriſti unter der Monarchie der Roͤmer: (§. 5. 6.) ſo hat ſeine unendliche Weißheit erfor- dert, dieſe letztere Zeit zu den Tagen des Meßias zu beſtimmen.
§. 8.
Man wird weiter fragen: Warum hat GOtt zu Tyro und Sidon nicht eben ſolche Wunder durch andere thun laſſen, als der Heiland zu ſeiner Zeit verrichtet? Denn Chriſtus verſichert, daß ſie ſich wuͤrden bekehret haben, wenn dergleichen Zeichen bey ihnen geſchehen waͤren. Wir antworten darauf zweyerlei. Erſtlich doͤrffen Wunderwercke nicht gemein ge- macht werden: Zweytens muſte der Meſ- ſias nothwendig etwas vor ſich behalten.
§. 9.
Wunder doͤrffen nicht gemein gemacht werden. Sie haben ſonſt keinen Ein- druck in die Gemuͤther der Menſchen. Man ſiehet dieſes bey den groͤſten Wun- dern der Natur, welche ſehr wenige ihrer Aufmerckſamkeit wuͤrdigen, weil ſie ſel-
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Da nun das Chriſtenthum ſich weniger
wuͤrde ausgebreitet haben, wenn der
Meßias vor der Zerſtoͤhrung Tyro und
Sidons kommen waͤre, und alſo das
Reich GOttes wenigere Buͤrger erhalten
haͤtte, als bey der Erſcheinung Chriſti
unter der Monarchie der Roͤmer: (§. 5. 6.)
ſo hat ſeine unendliche Weißheit erfor-
dert, dieſe letztere Zeit zu den Tagen des
Meßias zu beſtimmen.
§. 8.
Man wird weiter fragen: Warum
hat GOtt zu Tyro und Sidon nicht eben
ſolche Wunder durch andere thun laſſen,
als der Heiland zu ſeiner Zeit verrichtet?
Denn Chriſtus verſichert, daß ſie ſich
wuͤrden bekehret haben, wenn dergleichen
Zeichen bey ihnen geſchehen waͤren. Wir
antworten darauf zweyerlei. Erſtlich
doͤrffen Wunderwercke nicht gemein ge-
macht werden: Zweytens muſte der Meſ-
ſias nothwendig etwas vor ſich behalten.
§. 9.
Wunder doͤrffen nicht gemein gemacht
werden. Sie haben ſonſt keinen Ein-
druck in die Gemuͤther der Menſchen.
Man ſiehet dieſes bey den groͤſten Wun-
dern der Natur, welche ſehr wenige ihrer
Aufmerckſamkeit wuͤrdigen, weil ſie ſel-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/19>, abgerufen am 23.11.2024.
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