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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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also GOtt ähnlicher seyn, als die ersten
Menschen vor dem Falle gewesen sind.
Nun finde ich aber bey GOTT und
Christo daß sie ein Vergnügen daran fin-
den, ihre unendlichen Kräffte zu gebrauchen
und selbige in Wercken sehen zu lassen.
Dieses Vergnügen hat GOtt bewogen
zu schaffen, dieses treibt ihn noch an die
Welt zu erhalten und zu regieren. (Sie-
he die erste Betrachtung des ersten
Stücks dieser Neben-Stunden.
)
Christus will seine Heerde in alle Ewigkeit
weiden und sie einer unveränderlichen
Glückseligkeit theilhafftig machen. Of-
fenbahrung Joh. 7. v. 17. Er will also
keiner nachläßigen Ruhe geniessen, sondern
immer in Königlichen Verrichtungen be-
schäfftiget seyn. Jch finde ferner bey dem
Menschen noch anjetzo etwas ähnliches,
und zweiffele nicht, daß solches einige Uber-
bleibsel von dem Ebenbild GOttes sind:
obgleich zu bedauern ist, daß wir nicht in
Anwendung desselben GOtt nachahmen.
Wir bemercken bey dem Menschen eine
natürliche Begierde etwas zu thun. Von
unser kleinen Kindheit an biß ins hohe Al-
ter äussert sich diese Begierde, und wir
klagen, daß uns die Zeit lang und verdrieß-

lich





alſo GOtt aͤhnlicher ſeyn, als die erſten
Menſchen vor dem Falle geweſen ſind.
Nun finde ich aber bey GOTT und
Chriſto daß ſie ein Vergnuͤgen daran fin-
den, ihre unendlichen Kraͤffte zu gebrauchen
und ſelbige in Wercken ſehen zu laſſen.
Dieſes Vergnuͤgen hat GOtt bewogen
zu ſchaffen, dieſes treibt ihn noch an die
Welt zu erhalten und zu regieren. (Sie-
he die erſte Betrachtung des erſten
Stuͤcks dieſer Neben-Stunden.
)
Chriſtus will ſeine Heerde in alle Ewigkeit
weiden und ſie einer unveraͤnderlichen
Gluͤckſeligkeit theilhafftig machen. Of-
fenbahrung Joh. 7. v. 17. Er will alſo
keiner nachlaͤßigen Ruhe genieſſen, ſondern
immer in Koͤniglichen Verrichtungen be-
ſchaͤfftiget ſeyn. Jch finde ferner bey dem
Menſchen noch anjetzo etwas aͤhnliches,
und zweiffele nicht, daß ſolches einige Uber-
bleibſel von dem Ebenbild GOttes ſind:
obgleich zu bedauern iſt, daß wir nicht in
Anwendung deſſelben GOtt nachahmen.
Wir bemercken bey dem Menſchen eine
natuͤrliche Begierde etwas zu thun. Von
unſer kleinen Kindheit an biß ins hohe Al-
ter aͤuſſert ſich dieſe Begierde, und wir
klagen, daß uns die Zeit lang und verdrieß-

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[159[155]/0191] alſo GOtt aͤhnlicher ſeyn, als die erſten Menſchen vor dem Falle geweſen ſind. Nun finde ich aber bey GOTT und Chriſto daß ſie ein Vergnuͤgen daran fin- den, ihre unendlichen Kraͤffte zu gebrauchen und ſelbige in Wercken ſehen zu laſſen. Dieſes Vergnuͤgen hat GOtt bewogen zu ſchaffen, dieſes treibt ihn noch an die Welt zu erhalten und zu regieren. (Sie- he die erſte Betrachtung des erſten Stuͤcks dieſer Neben-Stunden.) Chriſtus will ſeine Heerde in alle Ewigkeit weiden und ſie einer unveraͤnderlichen Gluͤckſeligkeit theilhafftig machen. Of- fenbahrung Joh. 7. v. 17. Er will alſo keiner nachlaͤßigen Ruhe genieſſen, ſondern immer in Koͤniglichen Verrichtungen be- ſchaͤfftiget ſeyn. Jch finde ferner bey dem Menſchen noch anjetzo etwas aͤhnliches, und zweiffele nicht, daß ſolches einige Uber- bleibſel von dem Ebenbild GOttes ſind: obgleich zu bedauern iſt, daß wir nicht in Anwendung deſſelben GOtt nachahmen. Wir bemercken bey dem Menſchen eine natuͤrliche Begierde etwas zu thun. Von unſer kleinen Kindheit an biß ins hohe Al- ter aͤuſſert ſich dieſe Begierde, und wir klagen, daß uns die Zeit lang und verdrieß- lich

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 159[155]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/191>, abgerufen am 21.11.2024.