Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite




§. 2.

Das Neue Testament hergegen redet
wenig von zeitlichen Belohnungen und
Bestrafungen, es meldet aber destomehr
von Himmel und Hölle, wo so wol die
Seelen gleich nach dem Tode, als auch
endlich die wieder hergestellten Leiber sol-
len versammlet werden, damit ein jeder
empfahe nach dem er gehandelt hat bey
Leibes Leben, es sey Gutes oder Böses.

§. 3.

Wir untersuchen daher, warum doch
GOtt im A. T nicht so viel und deut-
lich von den Strafen und Belohnungen
nach diesem Leben schreiben lassen als im
N. T. GOtt als ein weiser Beherr-
scher der Welt bequemet sich nach den
Zeiten und richtet seine Verordnungen
so ein, wie es die Gemüther zu einer je-
den Zeit erfordern. Wir müssen also
die Beschaffenheit der damahligen Zeiten
in Betrachtung ziehen, in selbiger wird
die Ursach zu finden seyn, welche GOtt
bewogen, mehr von zeitlichen als ewigen
Strafen und Belohnungen zu reden.



§. 4.
pag. 51. wo bewiesen wird, daß unter
einigen leiblichen Verheissungen auch
geistliche begriffen werden.




§. 2.

Das Neue Teſtament hergegen redet
wenig von zeitlichen Belohnungen und
Beſtrafungen, es meldet aber deſtomehr
von Himmel und Hoͤlle, wo ſo wol die
Seelen gleich nach dem Tode, als auch
endlich die wieder hergeſtellten Leiber ſol-
len verſammlet werden, damit ein jeder
empfahe nach dem er gehandelt hat bey
Leibes Leben, es ſey Gutes oder Boͤſes.

§. 3.

Wir unterſuchen daher, warum doch
GOtt im A. T nicht ſo viel und deut-
lich von den Strafen und Belohnungen
nach dieſem Leben ſchreiben laſſen als im
N. T. GOtt als ein weiſer Beherr-
ſcher der Welt bequemet ſich nach den
Zeiten und richtet ſeine Verordnungen
ſo ein, wie es die Gemuͤther zu einer je-
den Zeit erfordern. Wir muͤſſen alſo
die Beſchaffenheit der damahligen Zeiten
in Betrachtung ziehen, in ſelbiger wird
die Urſach zu finden ſeyn, welche GOtt
bewogen, mehr von zeitlichen als ewigen
Strafen und Belohnungen zu reden.



§. 4.
pag. 51. wo bewieſen wird, daß unter
einigen leiblichen Verheiſſungen auch
geiſtliche begriffen werden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0022" n="18"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head><lb/>
            <p>Das Neue Te&#x017F;tament hergegen redet<lb/>
wenig von zeitlichen Belohnungen und<lb/>
Be&#x017F;trafungen, es meldet aber de&#x017F;tomehr<lb/>
von Himmel und Ho&#x0364;lle, wo &#x017F;o wol die<lb/>
Seelen gleich nach dem Tode, als auch<lb/>
endlich die wieder herge&#x017F;tellten Leiber &#x017F;ol-<lb/>
len ver&#x017F;ammlet werden, damit ein jeder<lb/>
empfahe nach dem er gehandelt hat bey<lb/>
Leibes Leben, es &#x017F;ey Gutes oder Bo&#x0364;&#x017F;es.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head><lb/>
            <p>Wir unter&#x017F;uchen daher, warum doch<lb/>
GOtt im A. T nicht &#x017F;o viel und deut-<lb/>
lich von den Strafen und Belohnungen<lb/>
nach die&#x017F;em Leben &#x017F;chreiben la&#x017F;&#x017F;en als im<lb/>
N. T. GOtt als ein wei&#x017F;er Beherr-<lb/>
&#x017F;cher der Welt bequemet &#x017F;ich nach den<lb/>
Zeiten und richtet &#x017F;eine Verordnungen<lb/>
&#x017F;o ein, wie es die Gemu&#x0364;ther zu einer je-<lb/>
den Zeit erfordern. Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en al&#x017F;o<lb/>
die Be&#x017F;chaffenheit der damahligen Zeiten<lb/>
in Betrachtung ziehen, in &#x017F;elbiger wird<lb/>
die Ur&#x017F;ach zu finden &#x017F;eyn, welche GOtt<lb/>
bewogen, mehr von zeitlichen als ewigen<lb/>
Strafen und Belohnungen zu reden.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 4.</fw><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p>
              <note xml:id="a02" prev="#a01" place="foot" n="(*)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 51. wo bewie&#x017F;en wird, daß unter<lb/>
einigen leiblichen Verhei&#x017F;&#x017F;ungen auch<lb/>
gei&#x017F;tliche begriffen werden.</note>
            </p>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0022] §. 2. Das Neue Teſtament hergegen redet wenig von zeitlichen Belohnungen und Beſtrafungen, es meldet aber deſtomehr von Himmel und Hoͤlle, wo ſo wol die Seelen gleich nach dem Tode, als auch endlich die wieder hergeſtellten Leiber ſol- len verſammlet werden, damit ein jeder empfahe nach dem er gehandelt hat bey Leibes Leben, es ſey Gutes oder Boͤſes. §. 3. Wir unterſuchen daher, warum doch GOtt im A. T nicht ſo viel und deut- lich von den Strafen und Belohnungen nach dieſem Leben ſchreiben laſſen als im N. T. GOtt als ein weiſer Beherr- ſcher der Welt bequemet ſich nach den Zeiten und richtet ſeine Verordnungen ſo ein, wie es die Gemuͤther zu einer je- den Zeit erfordern. Wir muͤſſen alſo die Beſchaffenheit der damahligen Zeiten in Betrachtung ziehen, in ſelbiger wird die Urſach zu finden ſeyn, welche GOtt bewogen, mehr von zeitlichen als ewigen Strafen und Belohnungen zu reden. §. 4. (*) (*) pag. 51. wo bewieſen wird, daß unter einigen leiblichen Verheiſſungen auch geiſtliche begriffen werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/22
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/22>, abgerufen am 27.04.2024.