gel und Menschen in alle Ewigkeit von den Teuffeln und seiner Gesellschafft wolte in ihrer Ruhe stöhren und betrüben lassen? Oder lässet er mehr Liebe blicken, wenn er zwischen Gute und Böse eine grosse Klufft befestiget, und dadurch verhindert, daß die, so in seinem Lobe und in der Liebe zu ihren Heyland suchen gesättiget zu werden, an der Unseligkeit der Lasterhafften keinen An- theil haben, sondern in einer ruhigen und holdseligen Gesellschafft ihrer Tugend ge- niessen können?
§. 37.
Ob die Sünder, wenn sie in den Himmel kämen, würden aufhören zu sündi- gen?
Vielleicht denckt jemand: die Sünder würden aufhören zu sündigen, so bald sie nur die Thore des Himmels erreichten, in- dem mit dieser Welt sich auch die Bewe- gungs-Gründe zur Sünde endigten. Die Dürfftigkeit des Leibes würde niemand zum stehlen bringen, und die Beschaffen- heit des verklärten Cörpers würde niemand antreiben, fleischliche Vermischung zu su- chen. Jch würde hierauf nicht antworten können, wenn alle diejenigen andern das Jhrige liessen, welche an Lebens-Unterhalt keinen Mangel, sondern einen Uberfluß ha- ben, und wenn alle diejenigen tugendhafft
wären,
gel und Menſchen in alle Ewigkeit von den Teuffeln und ſeiner Geſellſchafft wolte in ihrer Ruhe ſtoͤhren und betruͤben laſſen? Oder laͤſſet er mehr Liebe blicken, wenn er zwiſchen Gute und Boͤſe eine groſſe Klufft befeſtiget, und dadurch verhindert, daß die, ſo in ſeinem Lobe und in der Liebe zu ihren Heyland ſuchen geſaͤttiget zu werden, an der Unſeligkeit der Laſterhafften keinen An- theil haben, ſondern in einer ruhigen und holdſeligen Geſellſchafft ihrer Tugend ge- nieſſen koͤnnen?
§. 37.
Ob die Suͤnder, wenn ſie in den Himmel kaͤmen, wuͤrden aufhoͤren zu ſuͤndi- gen?
Vielleicht denckt jemand: die Suͤnder wuͤrden aufhoͤren zu ſuͤndigen, ſo bald ſie nur die Thore des Himmels erreichten, in- dem mit dieſer Welt ſich auch die Bewe- gungs-Gruͤnde zur Suͤnde endigten. Die Duͤrfftigkeit des Leibes wuͤrde niemand zum ſtehlen bringen, und die Beſchaffen- heit des verklaͤrten Coͤrpers wuͤrde niemand antreiben, fleiſchliche Vermiſchung zu ſu- chen. Jch wuͤrde hierauf nicht antworten koͤnnen, wenn alle diejenigen andern das Jhrige lieſſen, welche an Lebens-Unterhalt keinen Mangel, ſondern einen Uberfluß ha- ben, und wenn alle diejenigen tugendhafft
waͤren,
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[188[184]/0220]
gel und Menſchen in alle Ewigkeit von den
Teuffeln und ſeiner Geſellſchafft wolte in
ihrer Ruhe ſtoͤhren und betruͤben laſſen?
Oder laͤſſet er mehr Liebe blicken, wenn er
zwiſchen Gute und Boͤſe eine groſſe Klufft
befeſtiget, und dadurch verhindert, daß die,
ſo in ſeinem Lobe und in der Liebe zu ihren
Heyland ſuchen geſaͤttiget zu werden, an
der Unſeligkeit der Laſterhafften keinen An-
theil haben, ſondern in einer ruhigen und
holdſeligen Geſellſchafft ihrer Tugend ge-
nieſſen koͤnnen?
§. 37.
Vielleicht denckt jemand: die Suͤnder
wuͤrden aufhoͤren zu ſuͤndigen, ſo bald ſie
nur die Thore des Himmels erreichten, in-
dem mit dieſer Welt ſich auch die Bewe-
gungs-Gruͤnde zur Suͤnde endigten. Die
Duͤrfftigkeit des Leibes wuͤrde niemand
zum ſtehlen bringen, und die Beſchaffen-
heit des verklaͤrten Coͤrpers wuͤrde niemand
antreiben, fleiſchliche Vermiſchung zu ſu-
chen. Jch wuͤrde hierauf nicht antworten
koͤnnen, wenn alle diejenigen andern das
Jhrige lieſſen, welche an Lebens-Unterhalt
keinen Mangel, ſondern einen Uberfluß ha-
ben, und wenn alle diejenigen tugendhafft
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 188[184]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/220>, abgerufen am 26.11.2024.
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