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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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als der erste Mensch geschaffen war. Die-
ses aber war nicht genug, sondern es mu-
sten besonders die Vollkommenheiten des
Willens durch allerhand Ubungen auf den
höchsten Grad gebracht werden. Dero-
wegen wurde er auf allerhand Art versucht,
Ebr. 2. v. 18. Matth. 4. Er muste auch
unter andern aus der Ursache vieles leiden,
damit er barmhertzig würde, Ebr. 2. v. 17.
Hat sich nun aber die menschliche Natur
Christi, die doch mit der göttlichen in ei-
ner Person vereiniget war, gewissen Ubun-
gen unterwerffen müssen, wenn sie den
höchsten Grad gewisser Tugenden errei-
chen wollen, so wird solches noch vielmehr
bey den ersten Menschen seyn nöthig ge-
wesen, als welcher so viel Vorzüge nicht
einmahl hatte, als die menschliche Natur
Christi. Denn selbige war in einer Per-
son mit GOtt vereiniget, in welcher Ver-
einigung weder Adam noch Eva jemahls
gestanden.

selbst
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als der erſte Menſch geſchaffen war. Die-
ſes aber war nicht genug, ſondern es mu-
ſten beſonders die Vollkommenheiten des
Willens durch allerhand Ubungen auf den
hoͤchſten Grad gebracht werden. Dero-
wegen wurde er auf allerhand Art verſucht,
Ebr. 2. v. 18. Matth. 4. Er muſte auch
unter andern aus der Urſache vieles leiden,
damit er barmhertzig wuͤrde, Ebr. 2. v. 17.
Hat ſich nun aber die menſchliche Natur
Chriſti, die doch mit der goͤttlichen in ei-
ner Perſon vereiniget war, gewiſſen Ubun-
gen unterwerffen muͤſſen, wenn ſie den
hoͤchſten Grad gewiſſer Tugenden errei-
chen wollen, ſo wird ſolches noch vielmehr
bey den erſten Menſchen ſeyn noͤthig ge-
weſen, als welcher ſo viel Vorzuͤge nicht
einmahl hatte, als die menſchliche Natur
Chriſti. Denn ſelbige war in einer Per-
ſon mit GOtt vereiniget, in welcher Ver-
einigung weder Adam noch Eva jemahls
geſtanden.

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[217[213]/0249] als der erſte Menſch geſchaffen war. Die- ſes aber war nicht genug, ſondern es mu- ſten beſonders die Vollkommenheiten des Willens durch allerhand Ubungen auf den hoͤchſten Grad gebracht werden. Dero- wegen wurde er auf allerhand Art verſucht, Ebr. 2. v. 18. Matth. 4. Er muſte auch unter andern aus der Urſache vieles leiden, damit er barmhertzig wuͤrde, Ebr. 2. v. 17. Hat ſich nun aber die menſchliche Natur Chriſti, die doch mit der goͤttlichen in ei- ner Perſon vereiniget war, gewiſſen Ubun- gen unterwerffen muͤſſen, wenn ſie den hoͤchſten Grad gewiſſer Tugenden errei- chen wollen, ſo wird ſolches noch vielmehr bey den erſten Menſchen ſeyn noͤthig ge- weſen, als welcher ſo viel Vorzuͤge nicht einmahl hatte, als die menſchliche Natur Chriſti. Denn ſelbige war in einer Per- ſon mit GOtt vereiniget, in welcher Ver- einigung weder Adam noch Eva jemahls geſtanden. ſelbſt O 5

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 217[213]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/249>, abgerufen am 11.05.2024.