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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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einer freyen Seele mit sich bringe, daß
wenn sie einmahl das Vergnügen einer
sinnlichen Vorstellung geschmecket, sie ge-
neigter zu derselben werde, und wenn sie
etlichemahl eine mercklich angenehme Em-
pfindung von einer Sache gehabt, eine
solche Begierde zu derselben bekomme, daß
es ihr fast unmöglich fället selbige zu un-
terdrucken. (Siehe die fünffte Betrach-
tung §. 21.) Es hat diese Erfahrung mit
dem Exempel unser ersten Eltern ihren
Anfang genommen. Und diese betrübte
Stunde, worinnen die ersten Menschen
den Sieg wider die sinnlichen Begierden
verlohren, und das Joch der Knechtschafft
sich und ihren Nachkommen über den
Hals gezogen, ist es, woher ein grosser
Theil der Christlichen Religion ihren Ur-
sprung genommen, nemlich derjenige Theil
welcher zeiget, wodurch wir aus dieser un-
seligen und traurigen Gefangenschafft wie-
der können erlöset werden. Jst dieses aber
etwas geringes und niederträchtiges? Ge-
wiß ist es bey einem Artzte vor etwas be-
sonderes zu achten, wenn er dem Kran-
cken den Ursprung seines Ubels entdecket,
und ihm zeiget, wovor er sich zu hüten,

und





einer freyen Seele mit ſich bringe, daß
wenn ſie einmahl das Vergnuͤgen einer
ſinnlichen Vorſtellung geſchmecket, ſie ge-
neigter zu derſelben werde, und wenn ſie
etlichemahl eine mercklich angenehme Em-
pfindung von einer Sache gehabt, eine
ſolche Begierde zu derſelben bekomme, daß
es ihr faſt unmoͤglich faͤllet ſelbige zu un-
terdrucken. (Siehe die fuͤnffte Betrach-
tung §. 21.) Es hat dieſe Erfahrung mit
dem Exempel unſer erſten Eltern ihren
Anfang genommen. Und dieſe betruͤbte
Stunde, worinnen die erſten Menſchen
den Sieg wider die ſinnlichen Begierden
verlohren, und das Joch der Knechtſchafft
ſich und ihren Nachkommen uͤber den
Hals gezogen, iſt es, woher ein groſſer
Theil der Chriſtlichen Religion ihren Ur-
ſprung genommen, nemlich derjenige Theil
welcher zeiget, wodurch wir aus dieſer un-
ſeligen und traurigen Gefangenſchafft wie-
der koͤnnen erloͤſet werden. Jſt dieſes aber
etwas geringes und niedertraͤchtiges? Ge-
wiß iſt es bey einem Artzte vor etwas be-
ſonderes zu achten, wenn er dem Kran-
cken den Urſprung ſeines Ubels entdecket,
und ihm zeiget, wovor er ſich zu huͤten,

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[232[228]/0264] einer freyen Seele mit ſich bringe, daß wenn ſie einmahl das Vergnuͤgen einer ſinnlichen Vorſtellung geſchmecket, ſie ge- neigter zu derſelben werde, und wenn ſie etlichemahl eine mercklich angenehme Em- pfindung von einer Sache gehabt, eine ſolche Begierde zu derſelben bekomme, daß es ihr faſt unmoͤglich faͤllet ſelbige zu un- terdrucken. (Siehe die fuͤnffte Betrach- tung §. 21.) Es hat dieſe Erfahrung mit dem Exempel unſer erſten Eltern ihren Anfang genommen. Und dieſe betruͤbte Stunde, worinnen die erſten Menſchen den Sieg wider die ſinnlichen Begierden verlohren, und das Joch der Knechtſchafft ſich und ihren Nachkommen uͤber den Hals gezogen, iſt es, woher ein groſſer Theil der Chriſtlichen Religion ihren Ur- ſprung genommen, nemlich derjenige Theil welcher zeiget, wodurch wir aus dieſer un- ſeligen und traurigen Gefangenſchafft wie- der koͤnnen erloͤſet werden. Jſt dieſes aber etwas geringes und niedertraͤchtiges? Ge- wiß iſt es bey einem Artzte vor etwas be- ſonderes zu achten, wenn er dem Kran- cken den Urſprung ſeines Ubels entdecket, und ihm zeiget, wovor er ſich zu huͤten, und

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 232[228]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/264>, abgerufen am 22.11.2024.