liche Zeit nachher eine Traurigkeit em- pfinden, wenn wir die Glocken wieder läuten und die vorigen Melodien wieder singen hören. Und welches das merck- würdigste ist, so wird bey einem solchen Geläut oder Gesange öfters die vorige Traurigkeit wieder rege gemacht, ob wir gleich nicht an den Tod unsers Gelieb- ten dabey gedencken. Wir pflegen als- denn wol zu sagen: Das Geläut der Glocken mache uns betrübt, und sey uns unangenehm, und man wis- se doch nicht warum?
§. 7.
Fernere Anmer- ckung ü- ber das vorige.
Es sind die Bilder und Gemüths- Bewegungen, welche die Einbildungs- Kraft bey gegebener Gelegenheit wieder hervor bringet, vor andern lebhaft, wenn sie in unserer Kindheit mit einem besondern Nachdruck, auf eine empfind- liche Art oder durch vielfältige Wieder- holung tief in das Gemüth eingepräget worden. Es sind tausend Erfahrun- gen, so diesen Satz bekräftigen. Mein Endzweck erfordert, daß ich einige da- von anführe. Es ist etwas gemeines, daß, wenn man Kindern eine Furcht einjagen will, man sie in eine dunckele Cammer werfe, und sie überrede, daß ein Pophans oder Gespenst im Dun-
ckeln
liche Zeit nachher eine Traurigkeit em- pfinden, wenn wir die Glocken wieder laͤuten und die vorigen Melodien wieder ſingen hoͤren. Und welches das merck- wuͤrdigſte iſt, ſo wird bey einem ſolchen Gelaͤut oder Geſange oͤfters die vorige Traurigkeit wieder rege gemacht, ob wir gleich nicht an den Tod unſers Gelieb- ten dabey gedencken. Wir pflegen als- denn wol zu ſagen: Das Gelaͤut der Glocken mache uns betruͤbt, und ſey uns unangenehm, und man wiſ- ſe doch nicht warum?
§. 7.
Fernere Anmer- ckung uͤ- ber das vorige.
Es ſind die Bilder und Gemuͤths- Bewegungen, welche die Einbildungs- Kraft bey gegebener Gelegenheit wieder hervor bringet, vor andern lebhaft, wenn ſie in unſerer Kindheit mit einem beſondern Nachdruck, auf eine empfind- liche Art oder durch vielfaͤltige Wieder- holung tief in das Gemuͤth eingepraͤget worden. Es ſind tauſend Erfahrun- gen, ſo dieſen Satz bekraͤftigen. Mein Endzweck erfordert, daß ich einige da- von anfuͤhre. Es iſt etwas gemeines, daß, wenn man Kindern eine Furcht einjagen will, man ſie in eine dunckele Cammer werfe, und ſie uͤberrede, daß ein Pophans oder Geſpenſt im Dun-
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[252[248]/0284]
liche Zeit nachher eine Traurigkeit em-
pfinden, wenn wir die Glocken wieder
laͤuten und die vorigen Melodien wieder
ſingen hoͤren. Und welches das merck-
wuͤrdigſte iſt, ſo wird bey einem ſolchen
Gelaͤut oder Geſange oͤfters die vorige
Traurigkeit wieder rege gemacht, ob wir
gleich nicht an den Tod unſers Gelieb-
ten dabey gedencken. Wir pflegen als-
denn wol zu ſagen: Das Gelaͤut der
Glocken mache uns betruͤbt, und
ſey uns unangenehm, und man wiſ-
ſe doch nicht warum?
§. 7.
Es ſind die Bilder und Gemuͤths-
Bewegungen, welche die Einbildungs-
Kraft bey gegebener Gelegenheit wieder
hervor bringet, vor andern lebhaft,
wenn ſie in unſerer Kindheit mit einem
beſondern Nachdruck, auf eine empfind-
liche Art oder durch vielfaͤltige Wieder-
holung tief in das Gemuͤth eingepraͤget
worden. Es ſind tauſend Erfahrun-
gen, ſo dieſen Satz bekraͤftigen. Mein
Endzweck erfordert, daß ich einige da-
von anfuͤhre. Es iſt etwas gemeines,
daß, wenn man Kindern eine Furcht
einjagen will, man ſie in eine dunckele
Cammer werfe, und ſie uͤberrede, daß
ein Pophans oder Geſpenſt im Dun-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 252[248]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/284>, abgerufen am 22.11.2024.
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