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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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le der freyen Geschöpfe geliebet werden,
allein richte.

§. 2.
Die bey-
den
Haupt-
Fragen,
so hier zu
beant-
worten
sind.

Wir begreiffen dreyerley Mittel, wo-
durch ein freyer Geist von bösen Hand-
lungen zurück gehalten wird. Es sind
selbige Strafen, eine gewaltsame Ein-
schränckung der Kräfte, welche zu Aus-
übung einer bösen That nöthig sind,
und endlich ein solcher Verstand, dessen
vernünftige Vorstellungen so richtig,
deutlich und lebhaft sind, daß kein irri-
ges Urtheil entstehen und ihn zu einer
schädlichen Handlung verführen kan.
Des erstern Mittels bedienet sich der
weiseste Beherrscher der Welt; es ist
aber nicht allezeit zureichend, die bösen
Neigungen zu ihrem Verderben elen-
der Creaturen, zu unterdrücken. War-
um GOtt aber nicht durch das zwey-
te und dritte Mittel die Welt für denen
Handlungen ihrer Einwohner, durch
welche sie unvollkommener wird, sicher
mache, wollen wir in den folgenden un-
tersuchen. Und zwar fragen wir erst:
warum GOtt nicht durch bestän-
digen Gebrauch seiner Allmacht die
bösen Handlungen verhüte?

§. 3.





le der freyen Geſchoͤpfe geliebet werden,
allein richte.

§. 2.
Die bey-
den
Haupt-
Fragen,
ſo hier zu
beant-
worten
ſind.

Wir begreiffen dreyerley Mittel, wo-
durch ein freyer Geiſt von boͤſen Hand-
lungen zuruͤck gehalten wird. Es ſind
ſelbige Strafen, eine gewaltſame Ein-
ſchraͤnckung der Kraͤfte, welche zu Aus-
uͤbung einer boͤſen That noͤthig ſind,
und endlich ein ſolcher Verſtand, deſſen
vernuͤnftige Vorſtellungen ſo richtig,
deutlich und lebhaft ſind, daß kein irri-
ges Urtheil entſtehen und ihn zu einer
ſchaͤdlichen Handlung verfuͤhren kan.
Des erſtern Mittels bedienet ſich der
weiſeſte Beherrſcher der Welt; es iſt
aber nicht allezeit zureichend, die boͤſen
Neigungen zu ihrem Verderben elen-
der Creaturen, zu unterdruͤcken. War-
um GOtt aber nicht durch das zwey-
te und dritte Mittel die Welt fuͤr denen
Handlungen ihrer Einwohner, durch
welche ſie unvollkommener wird, ſicher
mache, wollen wir in den folgenden un-
terſuchen. Und zwar fragen wir erſt:
warum GOtt nicht durch beſtaͤn-
digen Gebrauch ſeiner Allmacht die
boͤſen Handlungen verhuͤte?

§. 3.
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[286[282]/0318] le der freyen Geſchoͤpfe geliebet werden, allein richte. §. 2. Wir begreiffen dreyerley Mittel, wo- durch ein freyer Geiſt von boͤſen Hand- lungen zuruͤck gehalten wird. Es ſind ſelbige Strafen, eine gewaltſame Ein- ſchraͤnckung der Kraͤfte, welche zu Aus- uͤbung einer boͤſen That noͤthig ſind, und endlich ein ſolcher Verſtand, deſſen vernuͤnftige Vorſtellungen ſo richtig, deutlich und lebhaft ſind, daß kein irri- ges Urtheil entſtehen und ihn zu einer ſchaͤdlichen Handlung verfuͤhren kan. Des erſtern Mittels bedienet ſich der weiſeſte Beherrſcher der Welt; es iſt aber nicht allezeit zureichend, die boͤſen Neigungen zu ihrem Verderben elen- der Creaturen, zu unterdruͤcken. War- um GOtt aber nicht durch das zwey- te und dritte Mittel die Welt fuͤr denen Handlungen ihrer Einwohner, durch welche ſie unvollkommener wird, ſicher mache, wollen wir in den folgenden un- terſuchen. Und zwar fragen wir erſt: warum GOtt nicht durch beſtaͤn- digen Gebrauch ſeiner Allmacht die boͤſen Handlungen verhuͤte? §. 3.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 286[282]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/318>, abgerufen am 24.11.2024.