Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite




§. 3.

Schrift und Vernunft bejahen aus-Alles
was Gott
in der
Welt
thut, zie-
let auf
das Wol
der Crea-
turen ab.

drücklich, daß eine unendliche Güte den
Schöpfer bewogen die vernünftigen
Creaturen aus dem Nichts hervor zu
rufen, und daß ihr Leben eine Wol-
that sey, wofür sie ihm in tiefster Ehr-
furcht Danck abzustatten haben. Nicht
weniger bekräftigen Schrift und Ver-
nunft, daß auch die Erhaltung und Re-
gierung GOttes nichts anders als seine
Güte zum Grunde haben, und daß alle
seine Rathschläge und Wercke dahin ab-
zielen, daß die vernünftigen Geschöpfe
eines so grossen Vergnügens theilhaftig
werden, als durch weise Mittel möglich
ist. Es giebt ein jeder, der GOtt nur
ein wenig kennet, gar gerne zu, daß
man demselben eine sehr grosse Unvoll-
kommenheit andichten würde, wenn
man ihn beschuldigen wolte, daß er bey
Erschaffung, Erhaltung und Regierung
der freyen Creaturen eine andere Ab-
sicht als das Wol derselben hätte.
Man findet aber, daß unter seiner Re-
gierung denen, welchen er Verstand
und freyen Willen gegeben, nachgese-
hen wird, wenn sich ihre Neigung auf
etwas Böses lencken, und sie nebst an-
dern unvollkommener machen will. Man

nimmt




§. 3.

Schrift und Vernunft bejahen aus-Alles
was Gott
in der
Welt
thut, zie-
let auf
das Wol
der Crea-
turen ab.

druͤcklich, daß eine unendliche Guͤte den
Schoͤpfer bewogen die vernuͤnftigen
Creaturen aus dem Nichts hervor zu
rufen, und daß ihr Leben eine Wol-
that ſey, wofuͤr ſie ihm in tiefſter Ehr-
furcht Danck abzuſtatten haben. Nicht
weniger bekraͤftigen Schrift und Ver-
nunft, daß auch die Erhaltung und Re-
gierung GOttes nichts anders als ſeine
Guͤte zum Grunde haben, und daß alle
ſeine Rathſchlaͤge und Wercke dahin ab-
zielen, daß die vernuͤnftigen Geſchoͤpfe
eines ſo groſſen Vergnuͤgens theilhaftig
werden, als durch weiſe Mittel moͤglich
iſt. Es giebt ein jeder, der GOtt nur
ein wenig kennet, gar gerne zu, daß
man demſelben eine ſehr groſſe Unvoll-
kommenheit andichten wuͤrde, wenn
man ihn beſchuldigen wolte, daß er bey
Erſchaffung, Erhaltung und Regierung
der freyen Creaturen eine andere Ab-
ſicht als das Wol derſelben haͤtte.
Man findet aber, daß unter ſeiner Re-
gierung denen, welchen er Verſtand
und freyen Willen gegeben, nachgeſe-
hen wird, wenn ſich ihre Neigung auf
etwas Boͤſes lencken, und ſie nebſt an-
dern unvollkommener machen will. Man

nimmt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0319" n="287[283]"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head><lb/>
            <p>Schrift und Vernunft bejahen aus-<note place="right">Alles<lb/>
was Gott<lb/>
in der<lb/>
Welt<lb/>
thut, zie-<lb/>
let auf<lb/>
das Wol<lb/>
der Crea-<lb/>
turen ab.</note><lb/>
dru&#x0364;cklich, daß eine unendliche Gu&#x0364;te den<lb/>
Scho&#x0364;pfer bewogen die vernu&#x0364;nftigen<lb/>
Creaturen aus dem Nichts hervor zu<lb/>
rufen, und daß ihr Leben eine Wol-<lb/>
that &#x017F;ey, wofu&#x0364;r &#x017F;ie ihm in tief&#x017F;ter Ehr-<lb/>
furcht Danck abzu&#x017F;tatten haben. Nicht<lb/>
weniger bekra&#x0364;ftigen Schrift und Ver-<lb/>
nunft, daß auch die Erhaltung und Re-<lb/>
gierung GOttes nichts anders als &#x017F;eine<lb/>
Gu&#x0364;te zum Grunde haben, und daß alle<lb/>
&#x017F;eine Rath&#x017F;chla&#x0364;ge und Wercke dahin ab-<lb/>
zielen, daß die vernu&#x0364;nftigen Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe<lb/>
eines &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Vergnu&#x0364;gens theilhaftig<lb/>
werden, als durch wei&#x017F;e Mittel mo&#x0364;glich<lb/>
i&#x017F;t. Es giebt ein jeder, der GOtt nur<lb/>
ein wenig kennet, gar gerne zu, daß<lb/>
man dem&#x017F;elben eine &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Unvoll-<lb/>
kommenheit andichten wu&#x0364;rde, wenn<lb/>
man ihn be&#x017F;chuldigen wolte, daß er bey<lb/>
Er&#x017F;chaffung, Erhaltung und Regierung<lb/>
der freyen Creaturen eine andere Ab-<lb/>
&#x017F;icht als das Wol der&#x017F;elben ha&#x0364;tte.<lb/>
Man findet aber, daß unter &#x017F;einer Re-<lb/>
gierung denen, welchen er Ver&#x017F;tand<lb/>
und freyen Willen gegeben, nachge&#x017F;e-<lb/>
hen wird, wenn &#x017F;ich ihre Neigung auf<lb/>
etwas Bo&#x0364;&#x017F;es lencken, und &#x017F;ie neb&#x017F;t an-<lb/>
dern unvollkommener machen will. Man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nimmt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287[283]/0319] §. 3. Schrift und Vernunft bejahen aus- druͤcklich, daß eine unendliche Guͤte den Schoͤpfer bewogen die vernuͤnftigen Creaturen aus dem Nichts hervor zu rufen, und daß ihr Leben eine Wol- that ſey, wofuͤr ſie ihm in tiefſter Ehr- furcht Danck abzuſtatten haben. Nicht weniger bekraͤftigen Schrift und Ver- nunft, daß auch die Erhaltung und Re- gierung GOttes nichts anders als ſeine Guͤte zum Grunde haben, und daß alle ſeine Rathſchlaͤge und Wercke dahin ab- zielen, daß die vernuͤnftigen Geſchoͤpfe eines ſo groſſen Vergnuͤgens theilhaftig werden, als durch weiſe Mittel moͤglich iſt. Es giebt ein jeder, der GOtt nur ein wenig kennet, gar gerne zu, daß man demſelben eine ſehr groſſe Unvoll- kommenheit andichten wuͤrde, wenn man ihn beſchuldigen wolte, daß er bey Erſchaffung, Erhaltung und Regierung der freyen Creaturen eine andere Ab- ſicht als das Wol derſelben haͤtte. Man findet aber, daß unter ſeiner Re- gierung denen, welchen er Verſtand und freyen Willen gegeben, nachgeſe- hen wird, wenn ſich ihre Neigung auf etwas Boͤſes lencken, und ſie nebſt an- dern unvollkommener machen will. Man nimmt Alles was Gott in der Welt thut, zie- let auf das Wol der Crea- turen ab.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/319
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 287[283]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/319>, abgerufen am 24.11.2024.