Schrift und Vernunft bejahen aus-Alles was Gott in der Welt thut, zie- let auf das Wol der Crea- turen ab. drücklich, daß eine unendliche Güte den Schöpfer bewogen die vernünftigen Creaturen aus dem Nichts hervor zu rufen, und daß ihr Leben eine Wol- that sey, wofür sie ihm in tiefster Ehr- furcht Danck abzustatten haben. Nicht weniger bekräftigen Schrift und Ver- nunft, daß auch die Erhaltung und Re- gierung GOttes nichts anders als seine Güte zum Grunde haben, und daß alle seine Rathschläge und Wercke dahin ab- zielen, daß die vernünftigen Geschöpfe eines so grossen Vergnügens theilhaftig werden, als durch weise Mittel möglich ist. Es giebt ein jeder, der GOtt nur ein wenig kennet, gar gerne zu, daß man demselben eine sehr grosse Unvoll- kommenheit andichten würde, wenn man ihn beschuldigen wolte, daß er bey Erschaffung, Erhaltung und Regierung der freyen Creaturen eine andere Ab- sicht als das Wol derselben hätte. Man findet aber, daß unter seiner Re- gierung denen, welchen er Verstand und freyen Willen gegeben, nachgese- hen wird, wenn sich ihre Neigung auf etwas Böses lencken, und sie nebst an- dern unvollkommener machen will. Man
nimmt
§. 3.
Schrift und Vernunft bejahen aus-Alles was Gott in der Welt thut, zie- let auf das Wol der Crea- turen ab. druͤcklich, daß eine unendliche Guͤte den Schoͤpfer bewogen die vernuͤnftigen Creaturen aus dem Nichts hervor zu rufen, und daß ihr Leben eine Wol- that ſey, wofuͤr ſie ihm in tiefſter Ehr- furcht Danck abzuſtatten haben. Nicht weniger bekraͤftigen Schrift und Ver- nunft, daß auch die Erhaltung und Re- gierung GOttes nichts anders als ſeine Guͤte zum Grunde haben, und daß alle ſeine Rathſchlaͤge und Wercke dahin ab- zielen, daß die vernuͤnftigen Geſchoͤpfe eines ſo groſſen Vergnuͤgens theilhaftig werden, als durch weiſe Mittel moͤglich iſt. Es giebt ein jeder, der GOtt nur ein wenig kennet, gar gerne zu, daß man demſelben eine ſehr groſſe Unvoll- kommenheit andichten wuͤrde, wenn man ihn beſchuldigen wolte, daß er bey Erſchaffung, Erhaltung und Regierung der freyen Creaturen eine andere Ab- ſicht als das Wol derſelben haͤtte. Man findet aber, daß unter ſeiner Re- gierung denen, welchen er Verſtand und freyen Willen gegeben, nachgeſe- hen wird, wenn ſich ihre Neigung auf etwas Boͤſes lencken, und ſie nebſt an- dern unvollkommener machen will. Man
nimmt
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[287[283]/0319]
§. 3.
Schrift und Vernunft bejahen aus-
druͤcklich, daß eine unendliche Guͤte den
Schoͤpfer bewogen die vernuͤnftigen
Creaturen aus dem Nichts hervor zu
rufen, und daß ihr Leben eine Wol-
that ſey, wofuͤr ſie ihm in tiefſter Ehr-
furcht Danck abzuſtatten haben. Nicht
weniger bekraͤftigen Schrift und Ver-
nunft, daß auch die Erhaltung und Re-
gierung GOttes nichts anders als ſeine
Guͤte zum Grunde haben, und daß alle
ſeine Rathſchlaͤge und Wercke dahin ab-
zielen, daß die vernuͤnftigen Geſchoͤpfe
eines ſo groſſen Vergnuͤgens theilhaftig
werden, als durch weiſe Mittel moͤglich
iſt. Es giebt ein jeder, der GOtt nur
ein wenig kennet, gar gerne zu, daß
man demſelben eine ſehr groſſe Unvoll-
kommenheit andichten wuͤrde, wenn
man ihn beſchuldigen wolte, daß er bey
Erſchaffung, Erhaltung und Regierung
der freyen Creaturen eine andere Ab-
ſicht als das Wol derſelben haͤtte.
Man findet aber, daß unter ſeiner Re-
gierung denen, welchen er Verſtand
und freyen Willen gegeben, nachgeſe-
hen wird, wenn ſich ihre Neigung auf
etwas Boͤſes lencken, und ſie nebſt an-
dern unvollkommener machen will. Man
nimmt
Alles
was Gott
in der
Welt
thut, zie-
let auf
das Wol
der Crea-
turen ab.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 287[283]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/319>, abgerufen am 24.11.2024.
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