Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





GOtt durch seine Macht alles Böse ver-
hinderte. (*)

§. 8.

Worinne wird aber der Vorzug beste-Die Zu-
lassung
des Bösen
bringet
mehr
Vergnü-
gen in der
Welt, als
die ge-
waltsame
Verhin-
derung
desselben.

hen, welcher die Zulassung des Bösen
vor der gewaltsamen Hinderung desselben
hat? Jst dieses wahr, daß die Haupt-
absicht GOttes bey Erschaffung, Erhal-
tung und Regierung der Welt das Ver-
gnügen und die Glückseeligkeit der ver-
nünftigen Geschöpfe sey; so können wir
nicht anders glauben, als daß durch die
Zulassung des Bösen mehr Vergnügen
unter die freyen Creaturen insgesamt ge-
bracht werde, als wenn ein ausserordent-
licher Gebrauch der Allmacht den Nei-
gungen einiger böser Geister sich widersetz-
te. Denn wer wolte sich wol überreden,
daß die höchste Weisheit und Güte ihre
unendlichen Kräfte würde ruhen lassen,
wenn die Glückseeligkeit der Geschöpfe
durch eine gewaltsame Verhinderung des
Bösen höher könte getrieben werden, als

durch
(*) Man findet diese Materie weitläufti-
ger ausgeführt in meiner Disputat.
Quo sensu hic mundus sit optimus,
wel-
che Anno 1734. zu Jena unter dem Vor-
sitz des Herrn Prof. REUSCH gehalten
habe.
T 3





GOtt durch ſeine Macht alles Boͤſe ver-
hinderte. (*)

§. 8.

Worinne wird aber der Vorzug beſte-Die Zu-
laſſung
des Boͤſen
bringet
mehr
Vergnuͤ-
gen in der
Welt, als
die ge-
waltſame
Verhin-
derung
deſſelben.

hen, welcher die Zulaſſung des Boͤſen
vor der gewaltſamen Hinderung deſſelben
hat? Jſt dieſes wahr, daß die Haupt-
abſicht GOttes bey Erſchaffung, Erhal-
tung und Regierung der Welt das Ver-
gnuͤgen und die Gluͤckſeeligkeit der ver-
nuͤnftigen Geſchoͤpfe ſey; ſo koͤnnen wir
nicht anders glauben, als daß durch die
Zulaſſung des Boͤſen mehr Vergnuͤgen
unter die freyen Creaturen insgeſamt ge-
bracht werde, als wenn ein auſſerordent-
licher Gebrauch der Allmacht den Nei-
gungen einiger boͤſer Geiſter ſich widerſetz-
te. Denn wer wolte ſich wol uͤberreden,
daß die hoͤchſte Weisheit und Guͤte ihre
unendlichen Kraͤfte wuͤrde ruhen laſſen,
wenn die Gluͤckſeeligkeit der Geſchoͤpfe
durch eine gewaltſame Verhinderung des
Boͤſen hoͤher koͤnte getrieben werden, als

durch
(*) Man findet dieſe Materie weitlaͤufti-
ger ausgefuͤhrt in meiner Diſputat.
Quo ſenſu hic mundus ſit optimus,
wel-
che Anno 1734. zu Jena unter dem Vor-
ſitz des Herrn Prof. REUSCH gehalten
habe.
T 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0325" n="293[289]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
GOtt durch &#x017F;eine Macht alles Bo&#x0364;&#x017F;e ver-<lb/>
hinderte. <note place="foot" n="(*)">Man findet die&#x017F;e Materie weitla&#x0364;ufti-<lb/>
ger ausgefu&#x0364;hrt in meiner <hi rendition="#aq">Di&#x017F;putat.<lb/>
Quo &#x017F;en&#x017F;u hic mundus &#x017F;it optimus,</hi> wel-<lb/>
che Anno 1734. zu Jena unter dem Vor-<lb/>
&#x017F;itz des Herrn <hi rendition="#aq">Prof. <hi rendition="#i">REUSCH</hi></hi> gehalten<lb/>
habe.</note></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head><lb/>
            <p>Worinne wird aber der Vorzug be&#x017F;te-<note place="right">Die Zu-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
des Bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
bringet<lb/>
mehr<lb/>
Vergnu&#x0364;-<lb/>
gen in der<lb/>
Welt, als<lb/>
die ge-<lb/>
walt&#x017F;ame<lb/>
Verhin-<lb/>
derung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben.</note><lb/>
hen, welcher die Zula&#x017F;&#x017F;ung des Bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
vor der gewalt&#x017F;amen Hinderung de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
hat? J&#x017F;t die&#x017F;es wahr, daß die Haupt-<lb/>
ab&#x017F;icht GOttes bey Er&#x017F;chaffung, Erhal-<lb/>
tung und Regierung der Welt das Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen und die Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit der ver-<lb/>
nu&#x0364;nftigen Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe &#x017F;ey; &#x017F;o ko&#x0364;nnen wir<lb/>
nicht anders glauben, als daß durch die<lb/>
Zula&#x017F;&#x017F;ung des Bo&#x0364;&#x017F;en mehr Vergnu&#x0364;gen<lb/>
unter die freyen Creaturen insge&#x017F;amt ge-<lb/>
bracht werde, als wenn ein au&#x017F;&#x017F;erordent-<lb/>
licher Gebrauch der Allmacht den Nei-<lb/>
gungen einiger bo&#x0364;&#x017F;er Gei&#x017F;ter &#x017F;ich wider&#x017F;etz-<lb/>
te. Denn wer wolte &#x017F;ich wol u&#x0364;berreden,<lb/>
daß die ho&#x0364;ch&#x017F;te Weisheit und Gu&#x0364;te ihre<lb/>
unendlichen Kra&#x0364;fte wu&#x0364;rde ruhen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wenn die Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit der Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe<lb/>
durch eine gewalt&#x017F;ame Verhinderung des<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;en ho&#x0364;her ko&#x0364;nte getrieben werden, als<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 3</fw><fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293[289]/0325] GOtt durch ſeine Macht alles Boͤſe ver- hinderte. (*) §. 8. Worinne wird aber der Vorzug beſte- hen, welcher die Zulaſſung des Boͤſen vor der gewaltſamen Hinderung deſſelben hat? Jſt dieſes wahr, daß die Haupt- abſicht GOttes bey Erſchaffung, Erhal- tung und Regierung der Welt das Ver- gnuͤgen und die Gluͤckſeeligkeit der ver- nuͤnftigen Geſchoͤpfe ſey; ſo koͤnnen wir nicht anders glauben, als daß durch die Zulaſſung des Boͤſen mehr Vergnuͤgen unter die freyen Creaturen insgeſamt ge- bracht werde, als wenn ein auſſerordent- licher Gebrauch der Allmacht den Nei- gungen einiger boͤſer Geiſter ſich widerſetz- te. Denn wer wolte ſich wol uͤberreden, daß die hoͤchſte Weisheit und Guͤte ihre unendlichen Kraͤfte wuͤrde ruhen laſſen, wenn die Gluͤckſeeligkeit der Geſchoͤpfe durch eine gewaltſame Verhinderung des Boͤſen hoͤher koͤnte getrieben werden, als durch Die Zu- laſſung des Boͤſen bringet mehr Vergnuͤ- gen in der Welt, als die ge- waltſame Verhin- derung deſſelben. (*) Man findet dieſe Materie weitlaͤufti- ger ausgefuͤhrt in meiner Diſputat. Quo ſenſu hic mundus ſit optimus, wel- che Anno 1734. zu Jena unter dem Vor- ſitz des Herrn Prof. REUSCH gehalten habe. T 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/325
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 293[289]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/325>, abgerufen am 24.11.2024.