zeit auf das Gute gerichtet, und er zie- he daher niemahls das Schlechtere dem Bessern vor. (*)
§. 3.
GOtt lie- bet Ord- nung und Schön- heit.
Da nun GOtt überhaupt das aller- heiligste Wesen ist, Es. Cap. 6. v. 3. und daher auch den heiligsten Willen hat; so kan ihn nichts vergnügen, als was vollkommen, ordentlich und schön ist. Je grösser die Vollkommenheiten eines Dinges, je grösser die Ordnung und Schönheit, so dabey anzutreffen, desto grösser wird auch die Neigung seyn, welche dieser heiligste Wille gegen dasselbe hat. Hingegen wird er ge- neigt seyn Unvollkommenheit und Un- ordnungen so viel zu verhüten, als durch weise Mittel möglich ist. Viele, ja wol die mehresten Menschen eignen GOtt eine schläfrige Gleichgültigkeit bey allen Dingen zu. Sie überreden sich leicht, das eine gefalle dem höchsten
Wesen
(*) Siehe des Herrn Probst REINBECKS zwölfte Betrachtung über die Aug- spurgische Confeßion §. 1. Jnglei- chen des Herrn Prof. REUSCH Syste- ma Metaphysicum §. 935. - 940.
zeit auf das Gute gerichtet, und er zie- he daher niemahls das Schlechtere dem Beſſern vor. (*)
§. 3.
GOtt lie- bet Ord- nung und Schoͤn- heit.
Da nun GOtt uͤberhaupt das aller- heiligſte Weſen iſt, Eſ. Cap. 6. v. 3. und daher auch den heiligſten Willen hat; ſo kan ihn nichts vergnuͤgen, als was vollkommen, ordentlich und ſchoͤn iſt. Je groͤſſer die Vollkommenheiten eines Dinges, je groͤſſer die Ordnung und Schoͤnheit, ſo dabey anzutreffen, deſto groͤſſer wird auch die Neigung ſeyn, welche dieſer heiligſte Wille gegen daſſelbe hat. Hingegen wird er ge- neigt ſeyn Unvollkommenheit und Un- ordnungen ſo viel zu verhuͤten, als durch weiſe Mittel moͤglich iſt. Viele, ja wol die mehreſten Menſchen eignen GOtt eine ſchlaͤfrige Gleichguͤltigkeit bey allen Dingen zu. Sie uͤberreden ſich leicht, das eine gefalle dem hoͤchſten
Weſen
(*) Siehe des Herrn Probſt REINBECKS zwoͤlfte Betrachtung uͤber die Aug- ſpurgiſche Confeßion §. 1. Jnglei- chen des Herrn Prof. REUSCH Syſte- ma Metaphyſicum §. 935. - 940.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0360"n="328[324]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
zeit auf das Gute gerichtet, und er zie-<lb/>
he daher niemahls das Schlechtere dem<lb/>
Beſſern vor. <noteplace="foot"n="(*)">Siehe des Herrn Probſt <hirendition="#aq">REINBECKS</hi><lb/><hirendition="#fr">zwoͤlfte Betrachtung uͤber die Aug-<lb/>ſpurgiſche Confeßion</hi> §. 1. Jnglei-<lb/>
chen des Herrn <hirendition="#aq">Prof. REUSCH Syſte-<lb/>
ma Metaphyſicum</hi> §. 935. - 940.</note></p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.</head><lb/><noteplace="left">GOtt lie-<lb/>
bet Ord-<lb/>
nung und<lb/>
Schoͤn-<lb/>
heit.</note><p>Da nun GOtt uͤberhaupt das aller-<lb/>
heiligſte Weſen iſt, Eſ. Cap. 6. v. 3.<lb/>
und daher auch den heiligſten Willen<lb/>
hat; ſo kan ihn nichts vergnuͤgen, als<lb/>
was vollkommen, ordentlich und ſchoͤn<lb/>
iſt. Je groͤſſer die Vollkommenheiten<lb/>
eines Dinges, je groͤſſer die Ordnung<lb/>
und Schoͤnheit, ſo dabey anzutreffen,<lb/>
deſto groͤſſer wird auch die Neigung<lb/>ſeyn, welche dieſer heiligſte Wille gegen<lb/>
daſſelbe hat. Hingegen wird er ge-<lb/>
neigt ſeyn Unvollkommenheit und Un-<lb/>
ordnungen ſo viel zu verhuͤten, als durch<lb/>
weiſe Mittel moͤglich iſt. Viele, ja<lb/>
wol die mehreſten Menſchen eignen<lb/>
GOtt eine ſchlaͤfrige Gleichguͤltigkeit bey<lb/>
allen Dingen zu. Sie uͤberreden ſich<lb/>
leicht, das eine gefalle dem hoͤchſten<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Weſen</fw><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[328[324]/0360]
zeit auf das Gute gerichtet, und er zie-
he daher niemahls das Schlechtere dem
Beſſern vor. (*)
§. 3.
Da nun GOtt uͤberhaupt das aller-
heiligſte Weſen iſt, Eſ. Cap. 6. v. 3.
und daher auch den heiligſten Willen
hat; ſo kan ihn nichts vergnuͤgen, als
was vollkommen, ordentlich und ſchoͤn
iſt. Je groͤſſer die Vollkommenheiten
eines Dinges, je groͤſſer die Ordnung
und Schoͤnheit, ſo dabey anzutreffen,
deſto groͤſſer wird auch die Neigung
ſeyn, welche dieſer heiligſte Wille gegen
daſſelbe hat. Hingegen wird er ge-
neigt ſeyn Unvollkommenheit und Un-
ordnungen ſo viel zu verhuͤten, als durch
weiſe Mittel moͤglich iſt. Viele, ja
wol die mehreſten Menſchen eignen
GOtt eine ſchlaͤfrige Gleichguͤltigkeit bey
allen Dingen zu. Sie uͤberreden ſich
leicht, das eine gefalle dem hoͤchſten
Weſen
(*) Siehe des Herrn Probſt REINBECKS
zwoͤlfte Betrachtung uͤber die Aug-
ſpurgiſche Confeßion §. 1. Jnglei-
chen des Herrn Prof. REUSCH Syſte-
ma Metaphyſicum §. 935. - 940.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 328[324]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/360>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.