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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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§. 4.
Dieses
wird
durch
Proben
aus der
Natur be-
wiesen.

Wir wollen kürtzlich zeigen, wie sich
ein jeder diese Gedancken benehmen, und
sich aus der Betrachtung dieser Welt
überführen könne: GOtt sehe auf Ord-
nung und Schönheit bey allen Dingen,
und bekümmere sich um die geringsten
Kleinigkeiten der Natur. Man betrach-
te ein menschlich Gesicht, und erwege,
wie genau der Schöpfer die Regeln ei-
ner guten Ordnung und Schönheit be-
obachtet. Alles, was nur einfach da
ist, hat seinen Ort in der Mitte, was
aber gedoppelt hat seyn sollen, wird der-
gestalt zu beyden Seiten gesetzt, daß es
von dem Mittel gleich weit abstehet.
Mund und Nasen machen die Mitte des
Gesichts, Augen und Ohren sind zu
beyden Seiten geordnet. Eben diese
Ordnung finden wir nicht nur in an-
dern äusern Theilen des menschlichen
Leibes, sondern auch so gar bey den
kleinesten und geringsten Thieren. Man
findet bey ihnen ohne Ausnahme die
schönste Einrichtung. Ja was noch
mehr zu bewundern ist, so siehet man,
daß Thiere, die doch keine Vernunft
besitzen, die Geschicklichkeit haben Din-
ge von gantz besonderer Schönheit und
Ordnung auf das künstlichste zusam-

men




§. 4.
Dieſes
wird
durch
Proben
aus der
Natur be-
wieſen.

Wir wollen kuͤrtzlich zeigen, wie ſich
ein jeder dieſe Gedancken benehmen, und
ſich aus der Betrachtung dieſer Welt
uͤberfuͤhren koͤnne: GOtt ſehe auf Ord-
nung und Schoͤnheit bey allen Dingen,
und bekuͤmmere ſich um die geringſten
Kleinigkeiten der Natur. Man betrach-
te ein menſchlich Geſicht, und erwege,
wie genau der Schoͤpfer die Regeln ei-
ner guten Ordnung und Schoͤnheit be-
obachtet. Alles, was nur einfach da
iſt, hat ſeinen Ort in der Mitte, was
aber gedoppelt hat ſeyn ſollen, wird der-
geſtalt zu beyden Seiten geſetzt, daß es
von dem Mittel gleich weit abſtehet.
Mund und Naſen machen die Mitte des
Geſichts, Augen und Ohren ſind zu
beyden Seiten geordnet. Eben dieſe
Ordnung finden wir nicht nur in an-
dern aͤuſern Theilen des menſchlichen
Leibes, ſondern auch ſo gar bey den
kleineſten und geringſten Thieren. Man
findet bey ihnen ohne Ausnahme die
ſchoͤnſte Einrichtung. Ja was noch
mehr zu bewundern iſt, ſo ſiehet man,
daß Thiere, die doch keine Vernunft
beſitzen, die Geſchicklichkeit haben Din-
ge von gantz beſonderer Schoͤnheit und
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[330[326]/0362] §. 4. Wir wollen kuͤrtzlich zeigen, wie ſich ein jeder dieſe Gedancken benehmen, und ſich aus der Betrachtung dieſer Welt uͤberfuͤhren koͤnne: GOtt ſehe auf Ord- nung und Schoͤnheit bey allen Dingen, und bekuͤmmere ſich um die geringſten Kleinigkeiten der Natur. Man betrach- te ein menſchlich Geſicht, und erwege, wie genau der Schoͤpfer die Regeln ei- ner guten Ordnung und Schoͤnheit be- obachtet. Alles, was nur einfach da iſt, hat ſeinen Ort in der Mitte, was aber gedoppelt hat ſeyn ſollen, wird der- geſtalt zu beyden Seiten geſetzt, daß es von dem Mittel gleich weit abſtehet. Mund und Naſen machen die Mitte des Geſichts, Augen und Ohren ſind zu beyden Seiten geordnet. Eben dieſe Ordnung finden wir nicht nur in an- dern aͤuſern Theilen des menſchlichen Leibes, ſondern auch ſo gar bey den kleineſten und geringſten Thieren. Man findet bey ihnen ohne Ausnahme die ſchoͤnſte Einrichtung. Ja was noch mehr zu bewundern iſt, ſo ſiehet man, daß Thiere, die doch keine Vernunft beſitzen, die Geſchicklichkeit haben Din- ge von gantz beſonderer Schoͤnheit und Ordnung auf das kuͤnſtlichſte zuſam- men

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 330[326]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/362>, abgerufen am 21.11.2024.