derwillen gegen dasjenige, so selbige hin- dert. Man würde GOTT als einen Vater ansehen müssen, der seine Kinder aus gar zu zärtlicher Liebe ihren Lüsten überliesse und dadurch unglücklich mach- te. Wir sind daher genöthiget zu schliessen, weil GOTT weise und gütig ist, so bekümmert er sich um eine jede Handlung der Menschen, und ist denen entgegen, welche etwas wider die Wol- fahrt derselben unternehmen. Hinge- gen wird er auch in dem Zusammenhang der freyen Handlungen nichts mehr su- chen, als was denselben vollkommen und schön macht.
§. 6.
Zu mehrerer Deutlichkeit wollen wirWas Vollkom- menheit? kürtzlich anführen, was die Gelehrten vollkommen und was sie schön nennen. Man eignet aber einer Sache Vollkom- menheiten zu, in so fern die verschiede- nen Dinge in derselben mit einander übereinstimmen. Ein Exempel mag den Ungelehrten, so etwa diese Blätter lesen, die angeführte Erklärung deutlicher ma- chen. Wissenschaft, Tugend, Geschick- lichkeit, nette und artige Stellung des Leibes u. d. g. stimmen sehr wol überein mit den übrigen Eigenschaften des Men- schen, und bekommen daher den Nah-
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derwillen gegen dasjenige, ſo ſelbige hin- dert. Man wuͤrde GOTT als einen Vater anſehen muͤſſen, der ſeine Kinder aus gar zu zaͤrtlicher Liebe ihren Luͤſten uͤberlieſſe und dadurch ungluͤcklich mach- te. Wir ſind daher genoͤthiget zu ſchlieſſen, weil GOTT weiſe und guͤtig iſt, ſo bekuͤmmert er ſich um eine jede Handlung der Menſchen, und iſt denen entgegen, welche etwas wider die Wol- fahrt derſelben unternehmen. Hinge- gen wird er auch in dem Zuſammenhang der freyen Handlungen nichts mehr ſu- chen, als was denſelben vollkommen und ſchoͤn macht.
§. 6.
Zu mehrerer Deutlichkeit wollen wirWas Vollkom- menheit? kuͤrtzlich anfuͤhren, was die Gelehrten vollkommen und was ſie ſchoͤn nennen. Man eignet aber einer Sache Vollkom- menheiten zu, in ſo fern die verſchiede- nen Dinge in derſelben mit einander uͤbereinſtimmen. Ein Exempel mag den Ungelehrten, ſo etwa dieſe Blaͤtter leſen, die angefuͤhrte Erklaͤrung deutlicher ma- chen. Wiſſenſchaft, Tugend, Geſchick- lichkeit, nette und artige Stellung des Leibes u. d. g. ſtimmen ſehr wol uͤberein mit den uͤbrigen Eigenſchaften des Men- ſchen, und bekommen daher den Nah-
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[337[333]/0369]
derwillen gegen dasjenige, ſo ſelbige hin-
dert. Man wuͤrde GOTT als einen
Vater anſehen muͤſſen, der ſeine Kinder
aus gar zu zaͤrtlicher Liebe ihren Luͤſten
uͤberlieſſe und dadurch ungluͤcklich mach-
te. Wir ſind daher genoͤthiget zu
ſchlieſſen, weil GOTT weiſe und guͤtig
iſt, ſo bekuͤmmert er ſich um eine jede
Handlung der Menſchen, und iſt denen
entgegen, welche etwas wider die Wol-
fahrt derſelben unternehmen. Hinge-
gen wird er auch in dem Zuſammenhang
der freyen Handlungen nichts mehr ſu-
chen, als was denſelben vollkommen und
ſchoͤn macht.
§. 6.
Zu mehrerer Deutlichkeit wollen wir
kuͤrtzlich anfuͤhren, was die Gelehrten
vollkommen und was ſie ſchoͤn nennen.
Man eignet aber einer Sache Vollkom-
menheiten zu, in ſo fern die verſchiede-
nen Dinge in derſelben mit einander
uͤbereinſtimmen. Ein Exempel mag den
Ungelehrten, ſo etwa dieſe Blaͤtter leſen,
die angefuͤhrte Erklaͤrung deutlicher ma-
chen. Wiſſenſchaft, Tugend, Geſchick-
lichkeit, nette und artige Stellung des
Leibes u. d. g. ſtimmen ſehr wol uͤberein
mit den uͤbrigen Eigenſchaften des Men-
ſchen, und bekommen daher den Nah-
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Was
Vollkom-
menheit?
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 337[333]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/369>, abgerufen am 22.11.2024.
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