Dingen so sehr verfinstert und entfrem- det ist von dem Leben, so aus GOTT ist. Ephes. Cap. 4. v. 18. Es ist dero- wegen bey uns allen, die wir Adam zum Vater haben, Verstand und Wille verderbt. Der Leib ist von dem tödtli- chen Gift, so sich nach dem Fall in das Geblüt der ersten Eltern gesetzt, eben so wenig befreyet blieben. Sterbliche El- tern haben sterbliche Kinder gezeuget. Und zwar hat das Verderben des Gei- stes mit dem Verderben des Leibes eine so genaue Verbindung, daß die Kranck- heit der Seele von den unordentlichen Bewegungen des Leibes vermehret, und hingegen die Kranckheit des Leibes von den unordentlichen Wallungen des Ge- müths befördert wird.
§. 18.
Fortse- tzung des vorigen.
Jn so elenden Umständen werden wir auf den Schauplatz dieser Erden gesetzt. Wir sind voll unreiner Bewegungen und solcher Lüste, die wider die göttlichen Ge- setze und folglich wider unsere Ruhe und Glückseeligkeit streiten. 1 Pet. Cap. 2. v. 11. Bald fallen wir daher zur rech- ten bald zur lincken, und erregen uns und andern Unruhe, Schmertzen und Elend. Es ruhet derowegen unserer El- tern und unsere eigene Sünde auf uns,
und
Dingen ſo ſehr verfinſtert und entfrem- det iſt von dem Leben, ſo aus GOTT iſt. Epheſ. Cap. 4. v. 18. Es iſt dero- wegen bey uns allen, die wir Adam zum Vater haben, Verſtand und Wille verderbt. Der Leib iſt von dem toͤdtli- chen Gift, ſo ſich nach dem Fall in das Gebluͤt der erſten Eltern geſetzt, eben ſo wenig befreyet blieben. Sterbliche El- tern haben ſterbliche Kinder gezeuget. Und zwar hat das Verderben des Gei- ſtes mit dem Verderben des Leibes eine ſo genaue Verbindung, daß die Kranck- heit der Seele von den unordentlichen Bewegungen des Leibes vermehret, und hingegen die Kranckheit des Leibes von den unordentlichen Wallungen des Ge- muͤths befoͤrdert wird.
§. 18.
Fortſe- tzung des vorigen.
Jn ſo elenden Umſtaͤnden werden wir auf den Schauplatz dieſer Erden geſetzt. Wir ſind voll unreiner Bewegungen und ſolcher Luͤſte, die wider die goͤttlichen Ge- ſetze und folglich wider unſere Ruhe und Gluͤckſeeligkeit ſtreiten. 1 Pet. Cap. 2. v. 11. Bald fallen wir daher zur rech- ten bald zur lincken, und erregen uns und andern Unruhe, Schmertzen und Elend. Es ruhet derowegen unſerer El- tern und unſere eigene Suͤnde auf uns,
und
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[352[348]/0384]
Dingen ſo ſehr verfinſtert und entfrem-
det iſt von dem Leben, ſo aus GOTT
iſt. Epheſ. Cap. 4. v. 18. Es iſt dero-
wegen bey uns allen, die wir Adam zum
Vater haben, Verſtand und Wille
verderbt. Der Leib iſt von dem toͤdtli-
chen Gift, ſo ſich nach dem Fall in das
Gebluͤt der erſten Eltern geſetzt, eben ſo
wenig befreyet blieben. Sterbliche El-
tern haben ſterbliche Kinder gezeuget.
Und zwar hat das Verderben des Gei-
ſtes mit dem Verderben des Leibes eine
ſo genaue Verbindung, daß die Kranck-
heit der Seele von den unordentlichen
Bewegungen des Leibes vermehret, und
hingegen die Kranckheit des Leibes von
den unordentlichen Wallungen des Ge-
muͤths befoͤrdert wird.
§. 18.
Jn ſo elenden Umſtaͤnden werden wir
auf den Schauplatz dieſer Erden geſetzt.
Wir ſind voll unreiner Bewegungen und
ſolcher Luͤſte, die wider die goͤttlichen Ge-
ſetze und folglich wider unſere Ruhe und
Gluͤckſeeligkeit ſtreiten. 1 Pet. Cap. 2.
v. 11. Bald fallen wir daher zur rech-
ten bald zur lincken, und erregen uns
und andern Unruhe, Schmertzen und
Elend. Es ruhet derowegen unſerer El-
tern und unſere eigene Suͤnde auf uns,
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 352[348]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/384>, abgerufen am 22.11.2024.
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