Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.nem weltlichen Schriftsteller, wir wür- den keine andere Gedancken dabey hegen. Man wendet ein: durch sein eigen Opfer die Sünde aufheben, heisse hier allein durch sein Leiden und Sterben die Sünder bewegen Un- tugenden zu meiden. Allein aus dem angezogenen Orte erhellet gantz deutlich: Christus habe mit seinem Opfer nicht bloß die noch künftigen Sünden aufgeho- ben, sondern auch die Missethaten, wel- che von Anbeginn, bis auf seinen Tod, begangen worden. Denn er sollte sich nur einmal opfern v. 25. Dieses einzige Opfer sollte die Versöhnung für der gan- tzen Welt Sünde seyn 1 Joh. Cap. 2. v. 1. Es sollte auf einmal die Verge- bung derselben würcken, so, daß kein Opfer mehr von nöthen wäre Hebr. C. 10. v. 18. Sein Opfer sollte daher nicht etwa nur auf ein Jahr gelten, wie das Opfer des Hohenpriesters im A. T. in- dem er sonst, nach unserem angeführten Spruche v. 26. oft hätte leiden müssen vom Anfang der Welt her; sondern es sollte auf ewig gültig seyn v. 12. Hält man also diese Sätze zusammen, so er- härten selbige ausdrücklich, daß Christus auch für die Sünden, so vor sein Leiden begangen worden, ein Versöhnopfer ge- wesen, und daß selbige durch seinen Tod auf-
nem weltlichen Schriftſteller, wir wuͤr- den keine andere Gedancken dabey hegen. Man wendet ein: durch ſein eigen Opfer die Suͤnde aufheben, heiſſe hier allein durch ſein Leiden und Sterben die Suͤnder bewegen Un- tugenden zu meiden. Allein aus dem angezogenen Orte erhellet gantz deutlich: Chriſtus habe mit ſeinem Opfer nicht bloß die noch kuͤnftigen Suͤnden aufgeho- ben, ſondern auch die Miſſethaten, wel- che von Anbeginn, bis auf ſeinen Tod, begangen worden. Denn er ſollte ſich nur einmal opfern v. 25. Dieſes einzige Opfer ſollte die Verſoͤhnung fuͤr der gan- tzen Welt Suͤnde ſeyn 1 Joh. Cap. 2. v. 1. Es ſollte auf einmal die Verge- bung derſelben wuͤrcken, ſo, daß kein Opfer mehr von noͤthen waͤre Hebr. C. 10. v. 18. Sein Opfer ſollte daher nicht etwa nur auf ein Jahr gelten, wie das Opfer des Hohenprieſters im A. T. in- dem er ſonſt, nach unſerem angefuͤhrten Spruche v. 26. oft haͤtte leiden muͤſſen vom Anfang der Welt her; ſondern es ſollte auf ewig guͤltig ſeyn v. 12. Haͤlt man alſo dieſe Saͤtze zuſammen, ſo er- haͤrten ſelbige ausdruͤcklich, daß Chriſtus auch fuͤr die Suͤnden, ſo vor ſein Leiden begangen worden, ein Verſoͤhnopfer ge- weſen, und daß ſelbige durch ſeinen Tod auf-
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nem weltlichen Schriftſteller, wir wuͤr-
den keine andere Gedancken dabey hegen.
Man wendet ein: durch ſein eigen
Opfer die Suͤnde aufheben, heiſſe
hier allein durch ſein Leiden und
Sterben die Suͤnder bewegen Un-
tugenden zu meiden. Allein aus dem
angezogenen Orte erhellet gantz deutlich:
Chriſtus habe mit ſeinem Opfer nicht
bloß die noch kuͤnftigen Suͤnden aufgeho-
ben, ſondern auch die Miſſethaten, wel-
che von Anbeginn, bis auf ſeinen Tod,
begangen worden. Denn er ſollte ſich
nur einmal opfern v. 25. Dieſes einzige
Opfer ſollte die Verſoͤhnung fuͤr der gan-
tzen Welt Suͤnde ſeyn 1 Joh. Cap. 2.
v. 1. Es ſollte auf einmal die Verge-
bung derſelben wuͤrcken, ſo, daß kein
Opfer mehr von noͤthen waͤre Hebr. C.
10. v. 18. Sein Opfer ſollte daher nicht
etwa nur auf ein Jahr gelten, wie das
Opfer des Hohenprieſters im A. T. in-
dem er ſonſt, nach unſerem angefuͤhrten
Spruche v. 26. oft haͤtte leiden muͤſſen
vom Anfang der Welt her; ſondern es
ſollte auf ewig guͤltig ſeyn v. 12. Haͤlt
man alſo dieſe Saͤtze zuſammen, ſo er-
haͤrten ſelbige ausdruͤcklich, daß Chriſtus
auch fuͤr die Suͤnden, ſo vor ſein Leiden
begangen worden, ein Verſoͤhnopfer ge-
weſen, und daß ſelbige durch ſeinen Tod
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