v. 14. Christus aber mit seinem eige- nem Blut, um durch sein eigen Opfer die Sünde aufzuheben.
§. 23.
Nachdem wir die angezogenen WorteWeitere Fortse- tzung des vorigen. in etwas erkläret und in Deutlichkeit ge- setzet, so wollen wir untersuchen, ob ein deutlicher Beweiß darinne enthalten, daß Christus für unsere Sünde und an unser statt gelitten und die Strafe, so wir verdienet, auf sich genom- men? Der Verfasser unsers Briefes schreibt v. 26. Er, Christus, ist ein- mal erschienen durch sein eigen Opfer die Sünde aufzuheben, und v. 28. Christus ist einmal geopfert wegzu- nehmen vieler Sünde, zum andern- mal wird er ohne Sünde (oder ohne ein Opfer für die Sünde) erscheinen. Ein jeder Unpartheyischer sage nun, was nach der Sprache der Alten heisse: für eines andern Sünden ein Opfer werden, mit eines andern Sünden erscheinen, oder, welches hier einerley ist, sich selbst für eines andern Sün- de zum Opfer begeben? Bedeutet die- ses nicht: dasjenige leyden, was der andere verschuldet, und ihn dadurch auf freyen Fuß und wieder in die Gnade des beleidigten Theils setzen? Gewiß läsen wir dergleichen Worte in ei-
nem
v. 14. Chriſtus aber mit ſeinem eige- nem Blut, um durch ſein eigen Opfer die Suͤnde aufzuheben.
§. 23.
Nachdem wir die angezogenen WorteWeitere Fortſe- tzung des vorigen. in etwas erklaͤret und in Deutlichkeit ge- ſetzet, ſo wollen wir unterſuchen, ob ein deutlicher Beweiß darinne enthalten, daß Chriſtus fuͤr unſere Suͤnde und an unſer ſtatt gelitten und die Strafe, ſo wir verdienet, auf ſich genom- men? Der Verfaſſer unſers Briefes ſchreibt v. 26. Er, Chriſtus, iſt ein- mal erſchienen durch ſein eigen Opfeꝛ die Suͤnde aufzuheben, und v. 28. Chriſtus iſt einmal geopfert wegzu- nehmen vieler Suͤnde, zum andern- mal wird er ohne Suͤnde (oder ohne ein Opfer fuͤr die Suͤnde) erſcheinen. Ein jeder Unpartheyiſcher ſage nun, was nach der Sprache der Alten heiſſe: fuͤr eines andern Suͤnden ein Opfer werden, mit eines andern Suͤnden erſcheinen, oder, welches hier einerley iſt, ſich ſelbſt fuͤr eines andern Suͤn- de zum Opfer begeben? Bedeutet die- ſes nicht: dasjenige leyden, was der andere verſchuldet, und ihn dadurch auf freyen Fuß und wieder in die Gnade des beleidigten Theils ſetzen? Gewiß laͤſen wir dergleichen Worte in ei-
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[363[359]/0395]
v. 14. Chriſtus aber mit ſeinem eige-
nem Blut, um durch ſein eigen Opfer
die Suͤnde aufzuheben.
§. 23.
Nachdem wir die angezogenen Worte
in etwas erklaͤret und in Deutlichkeit ge-
ſetzet, ſo wollen wir unterſuchen, ob ein
deutlicher Beweiß darinne enthalten, daß
Chriſtus fuͤr unſere Suͤnde und an
unſer ſtatt gelitten und die Strafe,
ſo wir verdienet, auf ſich genom-
men? Der Verfaſſer unſers Briefes
ſchreibt v. 26. Er, Chriſtus, iſt ein-
mal erſchienen durch ſein eigen Opfeꝛ
die Suͤnde aufzuheben, und v. 28.
Chriſtus iſt einmal geopfert wegzu-
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ein Opfer fuͤr die Suͤnde) erſcheinen.
Ein jeder Unpartheyiſcher ſage nun, was
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erſcheinen, oder, welches hier einerley
iſt, ſich ſelbſt fuͤr eines andern Suͤn-
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ſes nicht: dasjenige leyden, was der
andere verſchuldet, und ihn dadurch
auf freyen Fuß und wieder in die
Gnade des beleidigten Theils ſetzen?
Gewiß laͤſen wir dergleichen Worte in ei-
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Weitere
Fortſe-
tzung des
vorigen.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 363[359]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/395>, abgerufen am 22.11.2024.
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