Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.III) Sey der Hohepriester mit frem- v. 14. tern bleiben, so wird er doch zugeben,
daß sie bey einer weitern Erklärung und Auflösung der Begriffe mit jener über- einkomme. Denn mit eigener Sünde ist Christus niemals erschienen Hebr. C 4. v. 15. Will man also sagen: er sey mit Sünde erschienen, und werde das zweyte mal ohne dieselbe erscheinen, so heisset die- ses nichts anders, als: Er hat das er- ste mal fremde Sünde auf sich ge- nommen und die Strafe derselben getragen, und sich folglich zu einem Opfer für dieselbe dargegeben; das zweyte mal aber wird er nicht auf diese Weise sich zeigen. Hieraus er- hellet, daß beyderley Uebersetzungen so mit einander verknüpfet seyn, daß ein Ausdruck aus dem andern fliesset. Der Apostel zielet mit dieser letzteren Rede abermals auf den Hohenpriester A. T. und zeiget auch hierinne einen Vorzug Christi vor jenem. Der Hohepriester altes Bundes erschien alle Jahr mit neuen Sünden so wol seiner Person als des Volckes, und muste daher alle Versöh- nungsfeste für sich und das Volck neue Sündopfer darbringen, und sich nebst dem Volcke von neuen versöhnen und heiligen 3 B. Mos. Cap. 16. Christus aber als der rechte Hohepriester hat alle Sünde auf einmal über sich selbst genommen, und ist ein hinlängliches Versöhnopfer für der gantzen Welt Sünde worden. Siehe 1 Joh. Cap. 2. v. 2. III) Sey der Hoheprieſter mit frem- v. 14. tern bleiben, ſo wird er doch zugeben,
daß ſie bey einer weitern Erklaͤrung und Aufloͤſung der Begriffe mit jener uͤber- einkomme. Denn mit eigener Suͤnde iſt Chriſtus niemals erſchienen Hebr. C 4. v. 15. Will man alſo ſagen: er ſey mit Suͤnde erſchienen, und werde das zweyte mal ohne dieſelbe erſcheinen, ſo heiſſet die- ſes nichts anders, als: Er hat das er- ſte mal fremde Suͤnde auf ſich ge- nommen und die Strafe derſelben getragen, und ſich folglich zu einem Opfer fuͤr dieſelbe dargegeben; das zweyte mal aber wird er nicht auf dieſe Weiſe ſich zeigen. Hieraus er- hellet, daß beyderley Ueberſetzungen ſo mit einander verknuͤpfet ſeyn, daß ein Ausdruck aus dem andern flieſſet. Der Apoſtel zielet mit dieſer letzteren Rede abermals auf den Hohenprieſter A. T. und zeiget auch hierinne einen Vorzug Chriſti vor jenem. Der Hoheprieſter altes Bundes erſchien alle Jahr mit neuen Suͤnden ſo wol ſeiner Perſon als des Volckes, und muſte daher alle Verſoͤh- nungsfeſte fuͤr ſich und das Volck neue Suͤndopfer darbringen, und ſich nebſt dem Volcke von neuen verſoͤhnen und heiligen 3 B. Moſ. Cap. 16. Chriſtus aber als der rechte Hoheprieſter hat alle Suͤnde auf einmal uͤber ſich ſelbſt genommen, und iſt ein hinlaͤngliches Verſoͤhnopfer fuͤr der gantzen Welt Suͤnde worden. Siehe 1 Joh. Cap. 2. v. 2. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0394" n="362[358]"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#aq">III</hi>) Sey der Hoheprieſter mit frem-<lb/> den Blut erſchienen 3 B. Moſ. Cap. 16.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">v. 14.</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><note xml:id="a40" prev="#a39" place="foot" n="(**)">tern bleiben, ſo wird er doch zugeben,<lb/> daß ſie bey einer weitern Erklaͤrung und<lb/> Aufloͤſung der Begriffe mit jener uͤber-<lb/> einkomme. Denn mit eigener Suͤnde iſt<lb/> Chriſtus niemals erſchienen Hebr. C 4.<lb/> v. 15. Will man alſo ſagen: er ſey mit<lb/> Suͤnde erſchienen, und werde das zweyte<lb/> mal ohne dieſelbe erſcheinen, ſo heiſſet die-<lb/> ſes nichts anders, als: <hi rendition="#fr">Er hat das er-<lb/> ſte mal fremde Suͤnde auf ſich ge-<lb/> nommen und die Strafe derſelben<lb/> getragen, und ſich folglich zu einem<lb/> Opfer fuͤr dieſelbe dargegeben; das<lb/> zweyte mal aber wird er nicht auf<lb/> dieſe Weiſe ſich zeigen.</hi> Hieraus er-<lb/> hellet, daß beyderley Ueberſetzungen ſo<lb/> mit einander verknuͤpfet ſeyn, daß ein<lb/> Ausdruck aus dem andern flieſſet. Der<lb/> Apoſtel zielet mit dieſer letzteren Rede<lb/> abermals auf den Hohenprieſter A. T.<lb/> und zeiget auch hierinne einen Vorzug<lb/> Chriſti vor jenem. Der Hoheprieſter<lb/> altes Bundes erſchien alle Jahr mit neuen<lb/> Suͤnden ſo wol ſeiner Perſon als des<lb/> Volckes, und muſte daher alle Verſoͤh-<lb/> nungsfeſte fuͤr ſich und das Volck neue<lb/> Suͤndopfer darbringen, und ſich nebſt dem<lb/> Volcke von neuen verſoͤhnen und heiligen<lb/> 3 B. Moſ. Cap. 16. Chriſtus aber als der<lb/> rechte Hoheprieſter hat alle Suͤnde auf<lb/> einmal uͤber ſich ſelbſt genommen, und<lb/> iſt ein hinlaͤngliches Verſoͤhnopfer fuͤr der<lb/> gantzen Welt Suͤnde worden. Siehe<lb/> 1 Joh. Cap. 2. v. 2.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [362[358]/0394]
III) Sey der Hoheprieſter mit frem-
den Blut erſchienen 3 B. Moſ. Cap. 16.
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(**) tern bleiben, ſo wird er doch zugeben,
daß ſie bey einer weitern Erklaͤrung und
Aufloͤſung der Begriffe mit jener uͤber-
einkomme. Denn mit eigener Suͤnde iſt
Chriſtus niemals erſchienen Hebr. C 4.
v. 15. Will man alſo ſagen: er ſey mit
Suͤnde erſchienen, und werde das zweyte
mal ohne dieſelbe erſcheinen, ſo heiſſet die-
ſes nichts anders, als: Er hat das er-
ſte mal fremde Suͤnde auf ſich ge-
nommen und die Strafe derſelben
getragen, und ſich folglich zu einem
Opfer fuͤr dieſelbe dargegeben; das
zweyte mal aber wird er nicht auf
dieſe Weiſe ſich zeigen. Hieraus er-
hellet, daß beyderley Ueberſetzungen ſo
mit einander verknuͤpfet ſeyn, daß ein
Ausdruck aus dem andern flieſſet. Der
Apoſtel zielet mit dieſer letzteren Rede
abermals auf den Hohenprieſter A. T.
und zeiget auch hierinne einen Vorzug
Chriſti vor jenem. Der Hoheprieſter
altes Bundes erſchien alle Jahr mit neuen
Suͤnden ſo wol ſeiner Perſon als des
Volckes, und muſte daher alle Verſoͤh-
nungsfeſte fuͤr ſich und das Volck neue
Suͤndopfer darbringen, und ſich nebſt dem
Volcke von neuen verſoͤhnen und heiligen
3 B. Moſ. Cap. 16. Chriſtus aber als der
rechte Hoheprieſter hat alle Suͤnde auf
einmal uͤber ſich ſelbſt genommen, und
iſt ein hinlaͤngliches Verſoͤhnopfer fuͤr der
gantzen Welt Suͤnde worden. Siehe
1 Joh. Cap. 2. v. 2.
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