so daß er sich aus denselben niemahls wie- der würde retten können. Man sähe aber auch zum voraus, daß das Anse- hen der Gesetze sehr würde geschwächet, und vielen zu gleichen Sünden Anlaß ge- geben werden, wenn man die verordne- te Strafe ohne alle Gnugthuung schen- ken wolte. Es wäre aber jemand vor- handen, welchem die Erlegung dieser Strafe zu gar wenigem Nachtheil gereich- te, und erböthe sich aus Freundschaft in des andern Stelle zu treten: würde es alsdenn nicht vernünftig, billig und gut seyn, diese fremde Gnugthuung anzuneh- men, und den Schuldigen loszulassen, wenn derselbe anders sein Versehen er- kennte und bereuete?
§. 29.
Wenn einem vernünftigen Gesetze einWer dem Gesetze gnug thut, thut auch der Gerech- tigkeit des Gesetzge- bers ein Gnüge. Gnüge geschiehet, so wird erfüllet, was der gerechte Wille des Gesetzgebers erfor- dert. Wer derowegen sich dem Gesetze unterwirft und entweder Gehorsam leistet, oder die gesetzte Strafe über sich nimmt, von demselben kan man sagen, daß er der Gerechtigkeit des Gesetzgebers genug ge- than.
§. 30.
Christus hat sich den göttlichen Ge-Christus hat der göttlichen setzen unterworffen, welche wir zu halten
zwar
A a 3
ſo daß er ſich aus denſelben niemahls wie- der wuͤrde retten koͤnnen. Man ſaͤhe aber auch zum voraus, daß das Anſe- hen der Geſetze ſehr wuͤrde geſchwaͤchet, und vielen zu gleichen Suͤnden Anlaß ge- geben werden, wenn man die verordne- te Strafe ohne alle Gnugthuung ſchen- ken wolte. Es waͤre aber jemand vor- handen, welchem die Erlegung dieſer Strafe zu gar wenigem Nachtheil gereich- te, und erboͤthe ſich aus Freundſchaft in des andern Stelle zu treten: wuͤrde es alsdenn nicht vernuͤnftig, billig und gut ſeyn, dieſe fremde Gnugthuung anzuneh- men, und den Schuldigen loszulaſſen, wenn derſelbe anders ſein Verſehen er- kennte und bereuete?
§. 29.
Wenn einem vernuͤnftigen Geſetze einWer dem Geſetze gnug thut, thut auch der Gerech- tigkeit des Geſetzge- bers ein Gnuͤge. Gnuͤge geſchiehet, ſo wird erfuͤllet, was der gerechte Wille des Geſetzgebers erfor- dert. Wer derowegen ſich dem Geſetze unterwirft und entweder Gehorſam leiſtet, oder die geſetzte Strafe uͤber ſich nimmt, von demſelben kan man ſagen, daß er der Gerechtigkeit des Geſetzgebers genug ge- than.
§. 30.
Chriſtus hat ſich den goͤttlichen Ge-Chriſtus hat der goͤttlichen ſetzen unterworffen, welche wir zu halten
zwar
A a 3
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[373[369]/0405]
ſo daß er ſich aus denſelben niemahls wie-
der wuͤrde retten koͤnnen. Man ſaͤhe
aber auch zum voraus, daß das Anſe-
hen der Geſetze ſehr wuͤrde geſchwaͤchet,
und vielen zu gleichen Suͤnden Anlaß ge-
geben werden, wenn man die verordne-
te Strafe ohne alle Gnugthuung ſchen-
ken wolte. Es waͤre aber jemand vor-
handen, welchem die Erlegung dieſer
Strafe zu gar wenigem Nachtheil gereich-
te, und erboͤthe ſich aus Freundſchaft in
des andern Stelle zu treten: wuͤrde es
alsdenn nicht vernuͤnftig, billig und gut
ſeyn, dieſe fremde Gnugthuung anzuneh-
men, und den Schuldigen loszulaſſen,
wenn derſelbe anders ſein Verſehen er-
kennte und bereuete?
§. 29.
Wenn einem vernuͤnftigen Geſetze ein
Gnuͤge geſchiehet, ſo wird erfuͤllet, was
der gerechte Wille des Geſetzgebers erfor-
dert. Wer derowegen ſich dem Geſetze
unterwirft und entweder Gehorſam leiſtet,
oder die geſetzte Strafe uͤber ſich nimmt,
von demſelben kan man ſagen, daß er der
Gerechtigkeit des Geſetzgebers genug ge-
than.
Wer dem
Geſetze
gnug
thut, thut
auch der
Gerech-
tigkeit des
Geſetzge-
bers ein
Gnuͤge.
§. 30.
Chriſtus hat ſich den goͤttlichen Ge-
ſetzen unterworffen, welche wir zu halten
zwar
Chriſtus
hat der
goͤttlichen
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 373[369]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/405>, abgerufen am 23.11.2024.
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