ausstechen, und sich selbst das zweyte. Auf diese Weise wurde dem Sohne ein Auge erhalten, und er selbst nahm einen Theil der gesetzten Strafe auf sich, damit auch dem Gesetz und seiner Gerechtigkeit möch- te ein Gnüge geschehen, und jedermann sehen solte, wie heilig er über dieses Ge- setz halten würde. (*)
§. 32.
Erste mögliche Absicht GOttes bey der Gnug- thuung JEsu.
Diese Lehre von der Gnugthuung JE- su ist nun jederzeit ein Stein des An- stosses gewesen, indem viele, so sich vor andern eine hohe Weisheit zugeeignet, gemeynet, es sey darinne etwas enthal- ten, so den Vollkommenheiten des un- endlichen Wesens unanständig. Es werden diese Zweifel verschwinden, wenn wir zeigen, daß die allerweisesten Absich- ten hierbey statt haben, und das höchste Wesen sich durch die wichtigsten Ursachen bewegen lassen eben diese Art der Erlö- sung der Menschen zu erwählen. Wir wollen zuerst darthun, daß die weisesten Absichten bey dieser Gnugthuung mög- lich. Man setze: es habe die Art Gna- de zu erzeigen mehr Schönheit an sich als eine jede andere, und die Folge der Dinge, so daher in der Welt entstehe,
sey
(*) Siehe des Herrn zur LindenDissert. de Satisfactionis vicariae imput atione. §. 4.
ausſtechen, und ſich ſelbſt das zweyte. Auf dieſe Weiſe wurde dem Sohne ein Auge erhalten, und er ſelbſt nahm einen Theil der geſetzten Strafe auf ſich, damit auch dem Geſetz und ſeiner Gerechtigkeit moͤch- te ein Gnuͤge geſchehen, und jedermann ſehen ſolte, wie heilig er uͤber dieſes Ge- ſetz halten wuͤrde. (*)
§. 32.
Erſte moͤgliche Abſicht GOttes bey der Gnug- thuung JEſu.
Dieſe Lehre von der Gnugthuung JE- ſu iſt nun jederzeit ein Stein des An- ſtoſſes geweſen, indem viele, ſo ſich vor andern eine hohe Weisheit zugeeignet, gemeynet, es ſey darinne etwas enthal- ten, ſo den Vollkommenheiten des un- endlichen Weſens unanſtaͤndig. Es werden dieſe Zweifel verſchwinden, wenn wir zeigen, daß die allerweiſeſten Abſich- ten hierbey ſtatt haben, und das hoͤchſte Weſen ſich durch die wichtigſten Urſachen bewegen laſſen eben dieſe Art der Erloͤ- ſung der Menſchen zu erwaͤhlen. Wir wollen zuerſt darthun, daß die weiſeſten Abſichten bey dieſer Gnugthuung moͤg- lich. Man ſetze: es habe die Art Gna- de zu erzeigen mehr Schoͤnheit an ſich als eine jede andere, und die Folge der Dinge, ſo daher in der Welt entſtehe,
ſey
(*) Siehe des Herrn zur LindenDiſſert. de Satisfactionis vicariæ imput atione. §. 4.
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[376[372]/0408]
ausſtechen, und ſich ſelbſt das zweyte. Auf
dieſe Weiſe wurde dem Sohne ein Auge
erhalten, und er ſelbſt nahm einen Theil
der geſetzten Strafe auf ſich, damit auch
dem Geſetz und ſeiner Gerechtigkeit moͤch-
te ein Gnuͤge geſchehen, und jedermann
ſehen ſolte, wie heilig er uͤber dieſes Ge-
ſetz halten wuͤrde. (*)
§. 32.
Dieſe Lehre von der Gnugthuung JE-
ſu iſt nun jederzeit ein Stein des An-
ſtoſſes geweſen, indem viele, ſo ſich vor
andern eine hohe Weisheit zugeeignet,
gemeynet, es ſey darinne etwas enthal-
ten, ſo den Vollkommenheiten des un-
endlichen Weſens unanſtaͤndig. Es
werden dieſe Zweifel verſchwinden, wenn
wir zeigen, daß die allerweiſeſten Abſich-
ten hierbey ſtatt haben, und das hoͤchſte
Weſen ſich durch die wichtigſten Urſachen
bewegen laſſen eben dieſe Art der Erloͤ-
ſung der Menſchen zu erwaͤhlen. Wir
wollen zuerſt darthun, daß die weiſeſten
Abſichten bey dieſer Gnugthuung moͤg-
lich. Man ſetze: es habe die Art Gna-
de zu erzeigen mehr Schoͤnheit an ſich
als eine jede andere, und die Folge der
Dinge, ſo daher in der Welt entſtehe,
ſey
(*) Siehe des Herrn zur Linden Diſſert. de
Satisfactionis vicariæ imput atione. §. 4.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 376[372]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/408>, abgerufen am 23.11.2024.
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