sey in den Augen eines vernünftigen Gei- stes, welcher selbige einsiehet, weit net- ter und artiger, und stimme mit dem übrigen Zusammenhange der Welt besser zusammen, als eine jede andere Folge, da die Sünden ohne Gnugthuung ver- geben werden; so ist dieses eine hinläng- liche und den Vollkommenheiten GOttes gemässe Ursache, warum er ohne die Gnugthuung JEsu die Sünden nicht ver- geben wollen. Denn ist GOtt das voll- kommenste Wesen, ist sein Wille heilig, so vergnüget er sich mehr an dem, was einen Vorzug an Schönheiten hat, als an dem, welches mit wenigern Annehm- lichkeiten versehen ist. Solte es nun aber GOtt wol unanständig seyn und sei- nen Vollkommenheiten wiedersprechen, wenn er auf diejenige Art Gnade erzeigt, welche er für die schönste und artigste er- kennt und ihm daher das mehreste Ver- gnügen giebet? Solten seine heiligsten Vollkommenheiten ihn auch wol verbin- den demjenigen abzusagen, was ihm am gefälligsten ist, und einen Theil seiner unendlichen Seeligkeit, deren er genies- set, ausmachet? Niemand wird dieses zu bejahen sich unterstehen.
§. 33.
Wir können eben daraus, was wirZweyte mögliche Absicht. anjetzt angenommen, noch eine andere
mögli-
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ſey in den Augen eines vernuͤnftigen Gei- ſtes, welcher ſelbige einſiehet, weit net- ter und artiger, und ſtimme mit dem uͤbrigen Zuſammenhange der Welt beſſer zuſammen, als eine jede andere Folge, da die Suͤnden ohne Gnugthuung ver- geben werden; ſo iſt dieſes eine hinlaͤng- liche und den Vollkommenheiten GOttes gemaͤſſe Urſache, warum er ohne die Gnugthuung JEſu die Suͤnden nicht ver- geben wollen. Denn iſt GOtt das voll- kommenſte Weſen, iſt ſein Wille heilig, ſo vergnuͤget er ſich mehr an dem, was einen Vorzug an Schoͤnheiten hat, als an dem, welches mit wenigern Annehm- lichkeiten verſehen iſt. Solte es nun aber GOtt wol unanſtaͤndig ſeyn und ſei- nen Vollkommenheiten wiederſprechen, wenn er auf diejenige Art Gnade erzeigt, welche er fuͤr die ſchoͤnſte und artigſte er- kennt und ihm daher das mehreſte Ver- gnuͤgen giebet? Solten ſeine heiligſten Vollkommenheiten ihn auch wol verbin- den demjenigen abzuſagen, was ihm am gefaͤlligſten iſt, und einen Theil ſeiner unendlichen Seeligkeit, deren er genieſ- ſet, ausmachet? Niemand wird dieſes zu bejahen ſich unterſtehen.
§. 33.
Wir koͤnnen eben daraus, was wirZweyte moͤgliche Abſicht. anjetzt angenommen, noch eine andere
moͤgli-
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[377[373]/0409]
ſey in den Augen eines vernuͤnftigen Gei-
ſtes, welcher ſelbige einſiehet, weit net-
ter und artiger, und ſtimme mit dem
uͤbrigen Zuſammenhange der Welt beſſer
zuſammen, als eine jede andere Folge,
da die Suͤnden ohne Gnugthuung ver-
geben werden; ſo iſt dieſes eine hinlaͤng-
liche und den Vollkommenheiten GOttes
gemaͤſſe Urſache, warum er ohne die
Gnugthuung JEſu die Suͤnden nicht ver-
geben wollen. Denn iſt GOtt das voll-
kommenſte Weſen, iſt ſein Wille heilig,
ſo vergnuͤget er ſich mehr an dem, was
einen Vorzug an Schoͤnheiten hat, als
an dem, welches mit wenigern Annehm-
lichkeiten verſehen iſt. Solte es nun
aber GOtt wol unanſtaͤndig ſeyn und ſei-
nen Vollkommenheiten wiederſprechen,
wenn er auf diejenige Art Gnade erzeigt,
welche er fuͤr die ſchoͤnſte und artigſte er-
kennt und ihm daher das mehreſte Ver-
gnuͤgen giebet? Solten ſeine heiligſten
Vollkommenheiten ihn auch wol verbin-
den demjenigen abzuſagen, was ihm am
gefaͤlligſten iſt, und einen Theil ſeiner
unendlichen Seeligkeit, deren er genieſ-
ſet, ausmachet? Niemand wird dieſes zu
bejahen ſich unterſtehen.
§. 33.
Wir koͤnnen eben daraus, was wir
anjetzt angenommen, noch eine andere
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Zweyte
moͤgliche
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 377[373]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/409>, abgerufen am 23.11.2024.
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