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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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bewegliche Proben an den Tag legt. Bey
der Gnugthuung JEsu Christi aber äus-
sert sich die zärtlichste Liebe GOttes gegen
die Menschen, indem er seines eigenen
Sohnes nicht verschonet, sondern
ihn für uns alle dahin giebt Röm.

Cap. 8. v. 32. Man erblickt darinne die
auf keine Weise zu verletzende Heiligkeit
seiner Gesetze und seine unendliche Ge-
rechtigkeit. Jst es nicht eine Probe der
zärtlichsten Liebe, daß sich GOtt selbst
mit einem Menschen in eine persönliche
Vereinigung einlässet, und unter uns
wandelt, damit offenbahr werden möge,
wie betrübt die Folgen der Sünden, und
was für Strafen damit verknüpfft sind?
Jst es nicht grosse Liebe, daß er den Ab-
scheu vor denselben dadurch recht groß
machen, und uns nicht nur durch seine
Gesetze, sondern durch die merckliche
That davon abschrecken und für Scha-
den hüten will? Jst es ferner nicht die zärt-
lichste Liebe, daß er uns durch den Tod sei-
nes Sohnes versichert, er sorge auch für
die gefallene Menschen, er wolle ihren
Schaden wieder heilen, und ihnen Gna-
de wiederfahren lassen, wenn sie ihn nur
wieder für ihren Vater erkennen wollen?
Man bemerckt aber auch in dieser Gnug-
thuung die Heiligkeit der göttlichen Ge-
setze. Es ist nichts leichter, als daß die

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bewegliche Proben an den Tag legt. Bey
der Gnugthuung JEſu Chriſti aber aͤuſ-
ſert ſich die zaͤrtlichſte Liebe GOttes gegen
die Menſchen, indem er ſeines eigenen
Sohnes nicht verſchonet, ſondern
ihn fuͤr uns alle dahin giebt Roͤm.

Cap. 8. v. 32. Man erblickt darinne die
auf keine Weiſe zu verletzende Heiligkeit
ſeiner Geſetze und ſeine unendliche Ge-
rechtigkeit. Jſt es nicht eine Probe der
zaͤrtlichſten Liebe, daß ſich GOtt ſelbſt
mit einem Menſchen in eine perſoͤnliche
Vereinigung einlaͤſſet, und unter uns
wandelt, damit offenbahr werden moͤge,
wie betruͤbt die Folgen der Suͤnden, und
was fuͤr Strafen damit verknuͤpfft ſind?
Jſt es nicht groſſe Liebe, daß er den Ab-
ſcheu vor denſelben dadurch recht groß
machen, und uns nicht nur durch ſeine
Geſetze, ſondern durch die merckliche
That davon abſchrecken und fuͤr Scha-
den huͤten will? Jſt es ferner nicht die zaͤrt-
lichſte Liebe, daß er uns durch den Tod ſei-
nes Sohnes verſichert, er ſorge auch fuͤr
die gefallene Menſchen, er wolle ihren
Schaden wieder heilen, und ihnen Gna-
de wiederfahren laſſen, wenn ſie ihn nur
wieder fuͤr ihren Vater erkennen wollen?
Man bemerckt aber auch in dieſer Gnug-
thuung die Heiligkeit der goͤttlichen Ge-
ſetze. Es iſt nichts leichter, als daß die

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[403[399]/0435] bewegliche Proben an den Tag legt. Bey der Gnugthuung JEſu Chriſti aber aͤuſ- ſert ſich die zaͤrtlichſte Liebe GOttes gegen die Menſchen, indem er ſeines eigenen Sohnes nicht verſchonet, ſondern ihn fuͤr uns alle dahin giebt Roͤm. Cap. 8. v. 32. Man erblickt darinne die auf keine Weiſe zu verletzende Heiligkeit ſeiner Geſetze und ſeine unendliche Ge- rechtigkeit. Jſt es nicht eine Probe der zaͤrtlichſten Liebe, daß ſich GOtt ſelbſt mit einem Menſchen in eine perſoͤnliche Vereinigung einlaͤſſet, und unter uns wandelt, damit offenbahr werden moͤge, wie betruͤbt die Folgen der Suͤnden, und was fuͤr Strafen damit verknuͤpfft ſind? Jſt es nicht groſſe Liebe, daß er den Ab- ſcheu vor denſelben dadurch recht groß machen, und uns nicht nur durch ſeine Geſetze, ſondern durch die merckliche That davon abſchrecken und fuͤr Scha- den huͤten will? Jſt es ferner nicht die zaͤrt- lichſte Liebe, daß er uns durch den Tod ſei- nes Sohnes verſichert, er ſorge auch fuͤr die gefallene Menſchen, er wolle ihren Schaden wieder heilen, und ihnen Gna- de wiederfahren laſſen, wenn ſie ihn nur wieder fuͤr ihren Vater erkennen wollen? Man bemerckt aber auch in dieſer Gnug- thuung die Heiligkeit der goͤttlichen Ge- ſetze. Es iſt nichts leichter, als daß die Men- C c 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 403[399]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/435>, abgerufen am 24.11.2024.