wir SJND befreiet von dem Zorn, nachdem wir gerecht und versöhnet worden. Denn kan man von dem wol sagen, daß er von seinem Zorn werde be- freiet werden, und daß dessen Grimm wer- de nachlassen und gestillet werden, der doch schon versöhnet ist? Nun schreibt aber Paulus von den Bekehrten und Freunden GOttes, unter welchen er selbst einer der vornehmsten war, daß sie würden behal- ten für dem Zorn: er muß also nicht von ihrem eigenen Zorn, sondern von dem Zorn GOttes reden. Er redet nemlich von dem Zorn GOttes, welcher bleibet über den Ungläubigen Joh. Cap. 3. v. 36. und welcher dereinsten vom Himmel wird offenbahret werden über alles gott- lose Wesen Röm. Cap. 1. v. 18. Er redet von dem Zorn, den er 1. Thessal. Cap. 1. v. 10. zukünftig nennet, und von welchem er daselbst gleichfals versi- chert, daß er durch JEsum aufgehaben sey. Nun urtheile aber ein unpartheii- scher Leser, was der Sinn des Paulus sey, wenn er schreibt: Wir werden durch ihn behalten werden für dem Zorn, nachdem wir durch sein Blut gerecht worden sind. Denn so wir GOtt versöhnet sind, durch den Tod sei- nes Sohnes, da wir noch Feinde waren, vielmehr werden wir seelig werden durch
sein
wir SJND befreiet von dem Zorn, nachdem wir gerecht und verſoͤhnet worden. Denn kan man von dem wol ſagen, daß er von ſeinem Zorn werde be- freiet werden, und daß deſſen Grimm wer- de nachlaſſen und geſtillet werden, der doch ſchon verſoͤhnet iſt? Nun ſchreibt aber Paulus von den Bekehrten und Freunden GOttes, unter welchen er ſelbſt einer der vornehmſten war, daß ſie wuͤrden behal- ten fuͤr dem Zorn: er muß alſo nicht von ihrem eigenen Zorn, ſondern von dem Zorn GOttes reden. Er redet nemlich von dem Zorn GOttes, welcher bleibet uͤber den Unglaͤubigen Joh. Cap. 3. v. 36. und welcher dereinſten vom Himmel wird offenbahret werden uͤber alles gott- loſe Weſen Roͤm. Cap. 1. v. 18. Er redet von dem Zorn, den er 1. Theſſal. Cap. 1. v. 10. zukuͤnftig nennet, und von welchem er daſelbſt gleichfals verſi- chert, daß er durch JEſum aufgehaben ſey. Nun urtheile aber ein unpartheii- ſcher Leſer, was der Sinn des Paulus ſey, wenn er ſchreibt: Wir werden durch ihn behalten werden fuͤr dem Zorn, nachdem wir durch ſein Blut gerecht worden ſind. Denn ſo wir GOtt verſoͤhnet ſind, durch den Tod ſei- nes Sohnes, da wir noch Feinde waren, vielmehr werden wir ſeelig werden durch
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[416[412]/0448]
wir SJND befreiet von dem Zorn,
nachdem wir gerecht und verſoͤhnet
worden. Denn kan man von dem wol
ſagen, daß er von ſeinem Zorn werde be-
freiet werden, und daß deſſen Grimm wer-
de nachlaſſen und geſtillet werden, der doch
ſchon verſoͤhnet iſt? Nun ſchreibt aber
Paulus von den Bekehrten und Freunden
GOttes, unter welchen er ſelbſt einer der
vornehmſten war, daß ſie wuͤrden behal-
ten fuͤr dem Zorn: er muß alſo nicht von
ihrem eigenen Zorn, ſondern von dem
Zorn GOttes reden. Er redet nemlich
von dem Zorn GOttes, welcher bleibet
uͤber den Unglaͤubigen Joh. Cap. 3. v.
36. und welcher dereinſten vom Himmel
wird offenbahret werden uͤber alles gott-
loſe Weſen Roͤm. Cap. 1. v. 18. Er
redet von dem Zorn, den er 1. Theſſal.
Cap. 1. v. 10. zukuͤnftig nennet, und
von welchem er daſelbſt gleichfals verſi-
chert, daß er durch JEſum aufgehaben
ſey. Nun urtheile aber ein unpartheii-
ſcher Leſer, was der Sinn des Paulus
ſey, wenn er ſchreibt: Wir werden
durch ihn behalten werden fuͤr dem
Zorn, nachdem wir durch ſein Blut
gerecht worden ſind. Denn ſo wir
GOtt verſoͤhnet ſind, durch den Tod ſei-
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vielmehr werden wir ſeelig werden durch
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 416[412]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/448>, abgerufen am 24.11.2024.
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