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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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stillet durch ein demüthiges Bitten seines
Vaters Unwillen, so sagt man, der Va-
ter sey versöhnt worden.

§. 44.

Beyderlei Versöhnung kan man über-Was eine
Versöh-
nung bey
einem
Men-
schen sey?

haupt erklären, daß sie sey eine Befrie-
digung derjenigen widrigen Neigung,
welche man gegen eine Person gehabt,
die etwas wider unsern Willen gethan:
oder eine Wiederherstellung derjenigen
Neigung gegen einen Beleidiger, die wir
vor der Beleidigung gegen ihn gehabt
haben. Bey einem Menschen, der ver-
söhnt wird, gehet derowegen jederzeit ei-
ne Veränderung vor.

§. 45.

GOtt ist unveränderlich, seine Nei-Was eine
Versöh-
nung bey
Gott sey?

gungen und Rathschlüsse sind so alt als
sein Wesen, welches niemals einen An-
fang gehabt. Will man derowegen
von GOtt sagen: er werde versöhnt,
so wird man von dem Begriff der Ver-
söhnung alles dasjenige entfernen müs-
sen, was sich nur für endliche und der
Veränderung unterworffene Geister
schickt. Man wird die Erklärung der-
selben so einzuschräncken haben, daß man
den unendlichen GOTT nicht zu einem
veränderlichen Wesen macht. Es wird

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ſtillet durch ein demuͤthiges Bitten ſeines
Vaters Unwillen, ſo ſagt man, der Va-
ter ſey verſoͤhnt worden.

§. 44.

Beyderlei Verſoͤhnung kan man uͤber-Was eine
Verſoͤh-
nung bey
einem
Men-
ſchen ſey?

haupt erklaͤren, daß ſie ſey eine Befrie-
digung derjenigen widrigen Neigung,
welche man gegen eine Perſon gehabt,
die etwas wider unſern Willen gethan:
oder eine Wiederherſtellung derjenigen
Neigung gegen einen Beleidiger, die wir
vor der Beleidigung gegen ihn gehabt
haben. Bey einem Menſchen, der ver-
ſoͤhnt wird, gehet derowegen jederzeit ei-
ne Veraͤnderung vor.

§. 45.

GOtt iſt unveraͤnderlich, ſeine Nei-Was eine
Verſoͤh-
nung bey
Gott ſey?

gungen und Rathſchluͤſſe ſind ſo alt als
ſein Weſen, welches niemals einen An-
fang gehabt. Will man derowegen
von GOtt ſagen: er werde verſoͤhnt,
ſo wird man von dem Begriff der Ver-
ſoͤhnung alles dasjenige entfernen muͤſ-
ſen, was ſich nur fuͤr endliche und der
Veraͤnderung unterworffene Geiſter
ſchickt. Man wird die Erklaͤrung der-
ſelben ſo einzuſchraͤncken haben, daß man
den unendlichen GOTT nicht zu einem
veraͤnderlichen Weſen macht. Es wird

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[419[415]/0451] ſtillet durch ein demuͤthiges Bitten ſeines Vaters Unwillen, ſo ſagt man, der Va- ter ſey verſoͤhnt worden. §. 44. Beyderlei Verſoͤhnung kan man uͤber- haupt erklaͤren, daß ſie ſey eine Befrie- digung derjenigen widrigen Neigung, welche man gegen eine Perſon gehabt, die etwas wider unſern Willen gethan: oder eine Wiederherſtellung derjenigen Neigung gegen einen Beleidiger, die wir vor der Beleidigung gegen ihn gehabt haben. Bey einem Menſchen, der ver- ſoͤhnt wird, gehet derowegen jederzeit ei- ne Veraͤnderung vor. Was eine Verſoͤh- nung bey einem Men- ſchen ſey? §. 45. GOtt iſt unveraͤnderlich, ſeine Nei- gungen und Rathſchluͤſſe ſind ſo alt als ſein Weſen, welches niemals einen An- fang gehabt. Will man derowegen von GOtt ſagen: er werde verſoͤhnt, ſo wird man von dem Begriff der Ver- ſoͤhnung alles dasjenige entfernen muͤſ- ſen, was ſich nur fuͤr endliche und der Veraͤnderung unterworffene Geiſter ſchickt. Man wird die Erklaͤrung der- ſelben ſo einzuſchraͤncken haben, daß man den unendlichen GOTT nicht zu einem veraͤnderlichen Weſen macht. Es wird leich- Was eine Verſoͤh- nung bey Gott ſey? D d 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 419[415]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/451>, abgerufen am 24.11.2024.