nicht die aufrichtigste Gegenliebe erwe- cken? Gewiß eine Seele, die selbige mit heiliger Vernunft erwegt, und die Grös- se derselben betrachtet, wird dabey keinen andern Schluß machen, als den wir 1 Joh. Cap. 4. v. 19. lesen: Lasser uns ihn lieben, denn er hat uns zu- erst geliebet.
§. 9.
Die Gnugthuung JEsu erwecket fer-Sie wür- cket auch das ange- nehmste Ver- trauen zu demsel- ben. ner das sicherste und angenehmste Ver- trauen zu GOtt unserem Erlöser. Wie kan man zweiffeln, daß GOtt die Men- schen liebet und für ihre Wolfahrt sor- get, da er sich selber ihnen zum Besten mit einer menschlichen Natur vereiniget? Wie kan man zweiffeln, er wolle sie glücklich machen, da er JEsum sterben lässet, damit seine Gerechtigkeit und Gnade zugleich kund werde, und jene uns vom Bösen abschrecke, diese zur Liebe gegen ihn und zur Tugend reitze? Kan man glauben, daß er ein so gros- ses Wunder würde gestiftet haben, da- mit wir auf eine höchst weise Art möch- ten begnadiget werden, wenn er sich nicht auf das genaueste um die Men- schen bekümmerte und auf alle mögliche Weise ihre Ruhe suchte? Er sahe zum voraus, daß durch eine Begnadigung
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nicht die aufrichtigſte Gegenliebe erwe- cken? Gewiß eine Seele, die ſelbige mit heiliger Vernunft erwegt, und die Groͤſ- ſe derſelben betrachtet, wird dabey keinen andern Schluß machen, als den wir 1 Joh. Cap. 4. v. 19. leſen: Laſſer uns ihn lieben, denn er hat uns zu- erſt geliebet.
§. 9.
Die Gnugthuung JEſu erwecket fer-Sie wuͤr- cket auch das ange- nehmſte Ver- trauen zu demſel- ben. ner das ſicherſte und angenehmſte Ver- trauen zu GOtt unſerem Erloͤſer. Wie kan man zweiffeln, daß GOtt die Men- ſchen liebet und fuͤr ihre Wolfahrt ſor- get, da er ſich ſelber ihnen zum Beſten mit einer menſchlichen Natur vereiniget? Wie kan man zweiffeln, er wolle ſie gluͤcklich machen, da er JEſum ſterben laͤſſet, damit ſeine Gerechtigkeit und Gnade zugleich kund werde, und jene uns vom Boͤſen abſchrecke, dieſe zur Liebe gegen ihn und zur Tugend reitze? Kan man glauben, daß er ein ſo groſ- ſes Wunder wuͤrde geſtiftet haben, da- mit wir auf eine hoͤchſt weiſe Art moͤch- ten begnadiget werden, wenn er ſich nicht auf das genaueſte um die Men- ſchen bekuͤmmerte und auf alle moͤgliche Weiſe ihre Ruhe ſuchte? Er ſahe zum voraus, daß durch eine Begnadigung
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[451[447]/0483]
nicht die aufrichtigſte Gegenliebe erwe-
cken? Gewiß eine Seele, die ſelbige mit
heiliger Vernunft erwegt, und die Groͤſ-
ſe derſelben betrachtet, wird dabey keinen
andern Schluß machen, als den wir
1 Joh. Cap. 4. v. 19. leſen: Laſſer
uns ihn lieben, denn er hat uns zu-
erſt geliebet.
§. 9.
Die Gnugthuung JEſu erwecket fer-
ner das ſicherſte und angenehmſte Ver-
trauen zu GOtt unſerem Erloͤſer. Wie
kan man zweiffeln, daß GOtt die Men-
ſchen liebet und fuͤr ihre Wolfahrt ſor-
get, da er ſich ſelber ihnen zum Beſten
mit einer menſchlichen Natur vereiniget?
Wie kan man zweiffeln, er wolle ſie
gluͤcklich machen, da er JEſum ſterben
laͤſſet, damit ſeine Gerechtigkeit und
Gnade zugleich kund werde, und jene
uns vom Boͤſen abſchrecke, dieſe zur
Liebe gegen ihn und zur Tugend reitze?
Kan man glauben, daß er ein ſo groſ-
ſes Wunder wuͤrde geſtiftet haben, da-
mit wir auf eine hoͤchſt weiſe Art moͤch-
ten begnadiget werden, wenn er ſich
nicht auf das genaueſte um die Men-
ſchen bekuͤmmerte und auf alle moͤgliche
Weiſe ihre Ruhe ſuchte? Er ſahe zum
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 451[447]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/483>, abgerufen am 27.11.2024.
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