Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.len dahin gebracht, daß sie wider ihr Ge- wissen dergleichen mit gegessen und da- durch ihr schwaches Gewissen befleckt und unruhig gemacht. Sintemahl ein jeder nach seiner Erkäntniß handeln muß. Die Stärckern mochten wol, wie zu ge- schehen pflegt, die Schwächern wegen ihres Gewissens verlacht und dadurch bisweilen bewegt haben etwas zu thun, das sie für Unrecht hielten. Andern mochten sie auch gar dadurch einen so grossen Anstoß geben, daß sie widrige Gedancken von dem Christenthum be- kommen, und geglaubt, es hätte solches einige Gemeinschaft mit dem Götzen- dienst, und sie daher das Christenthum verabscheuet. So viel ist gewiß, die gesetztern Christen machten durch den un- zeitigen Gebrauch ihrer Freiheit, daß schwache Brüder darüber konten verloh- ren gehen. Die erstern nun zu bewegen mehr Liebe gegen die Brüder zu bewei- sen, und dasjenige, was den Schwa- chen bis daher anstößig war, zu lassen, erinnert sie Paulus, daß durch sie See- len verlohren giengen, für welche doch Christus gestorben, und sie sich also schwehr an Christo versündigten, in- dem sie derer nicht wahrnähmen, für welche doch der Heiland sein Leben ge- lassen. Siehe 1 Cor. Cap. 8. v. 11. 12. Pau-
len dahin gebracht, daß ſie wider ihr Ge- wiſſen dergleichen mit gegeſſen und da- durch ihr ſchwaches Gewiſſen befleckt und unruhig gemacht. Sintemahl ein jeder nach ſeiner Erkaͤntniß handeln muß. Die Staͤrckern mochten wol, wie zu ge- ſchehen pflegt, die Schwaͤchern wegen ihres Gewiſſens verlacht und dadurch bisweilen bewegt haben etwas zu thun, das ſie fuͤr Unrecht hielten. Andern mochten ſie auch gar dadurch einen ſo groſſen Anſtoß geben, daß ſie widrige Gedancken von dem Chriſtenthum be- kommen, und geglaubt, es haͤtte ſolches einige Gemeinſchaft mit dem Goͤtzen- dienſt, und ſie daher das Chriſtenthum verabſcheuet. So viel iſt gewiß, die geſetztern Chriſten machten durch den un- zeitigen Gebrauch ihrer Freiheit, daß ſchwache Bruͤder daruͤber konten verloh- ren gehen. Die erſtern nun zu bewegen mehr Liebe gegen die Bruͤder zu bewei- ſen, und dasjenige, was den Schwa- chen bis daher anſtoͤßig war, zu laſſen, erinnert ſie Paulus, daß durch ſie See- len verlohren giengen, fuͤr welche doch Chriſtus geſtorben, und ſie ſich alſo ſchwehr an Chriſto verſuͤndigten, in- dem ſie derer nicht wahrnaͤhmen, fuͤr welche doch der Heiland ſein Leben ge- laſſen. Siehe 1 Cor. Cap. 8. v. 11. 12. Pau-
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len dahin gebracht, daß ſie wider ihr Ge-
wiſſen dergleichen mit gegeſſen und da-
durch ihr ſchwaches Gewiſſen befleckt
und unruhig gemacht. Sintemahl ein
jeder nach ſeiner Erkaͤntniß handeln muß.
Die Staͤrckern mochten wol, wie zu ge-
ſchehen pflegt, die Schwaͤchern wegen
ihres Gewiſſens verlacht und dadurch
bisweilen bewegt haben etwas zu thun,
das ſie fuͤr Unrecht hielten. Andern
mochten ſie auch gar dadurch einen ſo
groſſen Anſtoß geben, daß ſie widrige
Gedancken von dem Chriſtenthum be-
kommen, und geglaubt, es haͤtte ſolches
einige Gemeinſchaft mit dem Goͤtzen-
dienſt, und ſie daher das Chriſtenthum
verabſcheuet. So viel iſt gewiß, die
geſetztern Chriſten machten durch den un-
zeitigen Gebrauch ihrer Freiheit, daß
ſchwache Bruͤder daruͤber konten verloh-
ren gehen. Die erſtern nun zu bewegen
mehr Liebe gegen die Bruͤder zu bewei-
ſen, und dasjenige, was den Schwa-
chen bis daher anſtoͤßig war, zu laſſen,
erinnert ſie Paulus, daß durch ſie See-
len verlohren giengen, fuͤr welche doch
Chriſtus geſtorben, und ſie ſich alſo
ſchwehr an Chriſto verſuͤndigten, in-
dem ſie derer nicht wahrnaͤhmen, fuͤr
welche doch der Heiland ſein Leben ge-
laſſen. Siehe 1 Cor. Cap. 8. v. 11. 12.
Pau-
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