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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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Und dennoch sincken, wancken und fallen selbige
nicht, sie zergehen auch nicht, sondern halten feste
zusammen. Sie schwimmen ihren Weg immer
fort, und stossen niemahls zusammen und zerschei-
tern. Sonne, Mond und Sterne haben ihre ge-
wisse Zeit, da sie auf- und untergehen, und diese
beobachten sie auf das allergenaueste. Sommer
und Winter wechseln mit einander ab, damit die
Früchte nicht nur bey uns, sondern auch an an-
dern Orten zu ihrem Wachsthum und Reiffe ge-
deien. Sollte dieses alles wohl ohne eines ver-
ständigen Wesens Einrichtung in eine solche Ord-
nung kommen seyn? Gedencke an den Schluß, den
du bey dem Schiffe machtest. Jch habe dir die
Welt anjetzo, wie anfänglich das Schiff gleichsam
nur von aussen vorgestellet, komm, und besiehe
selbige auch ein wenig von innen. Beschaue diese
Erde und was drauff ist. Ach! was vor man-
cherley Behältnisse und Boden, findest du nicht
auf- u. in derselben, welche alle mit den schönsten
Sachen und Thieren angefüllet sind? Erde, Lufft
und Wasser sind voll lebendiger Creaturen, und ein
jedes findet seine Nahrung nach seiner Arth. Die
Wiesen geben Graß und Blumen, die Gärten,
Kraut, Wurzeln und Obst. Das Land bringet
seine Früchte, und die Wälder sind voller Holtz
zum Brennen, Bauen, und andern Gerätschaff-
ten. Die Quellen geben unaufhörlich Wasser,
und die Weinberge den schönsten Wein. Die
Wolcken befeuchten die Gewächse, daß sie wachsen
können, und Blitz und Donner reiniget die Lufft
von schädlichen Dünsten. Solte dieses alles wohl
ohne Einfluß eines vernünfftigen Wesens also
seyn? Gewiß viel weniger als die Einrichtung ei-
nes kleinen und elenden Schiffes. Siehe dich
selbst an, mein Mensch, zeugen nicht die kleine-
sten und schlechtesten Theile deines Cörpers von
einer weisen Hand die ihn bereitet? Du schlossest
bey





Und dennoch ſincken, wancken und fallen ſelbige
nicht, ſie zergehen auch nicht, ſondern halten feſte
zuſammen. Sie ſchwimmen ihren Weg immer
fort, und ſtoſſen niemahls zuſam̃en und zerſchei-
tern. Sonne, Mond und Sterne haben ihre ge-
wiſſe Zeit, da ſie auf- und untergehen, und dieſe
beobachten ſie auf das allergenaueſte. Sommer
und Winter wechſeln mit einander ab, damit die
Fruͤchte nicht nur bey uns, ſondern auch an an-
dern Orten zu ihrem Wachsthum und Reiffe ge-
deien. Sollte dieſes alles wohl ohne eines ver-
ſtaͤndigen Weſens Einrichtung in eine ſolche Ord-
nung kommen ſeyn? Gedencke an den Schluß, den
du bey dem Schiffe machteſt. Jch habe dir die
Welt anjetzo, wie anfaͤnglich das Schiff gleichſam
nur von auſſen vorgeſtellet, komm, und beſiehe
ſelbige auch ein wenig von innen. Beſchaue dieſe
Erde und was drauff iſt. Ach! was vor man-
cherley Behaͤltniſſe und Boden, findeſt du nicht
auf- u. in derſelben, welche alle mit den ſchoͤnſten
Sachen und Thieren angefuͤllet ſind? Erde, Lufft
und Waſſer ſind voll lebendiger Creaturen, und ein
jedes findet ſeine Nahrung nach ſeiner Arth. Die
Wieſen geben Graß und Blumen, die Gaͤrten,
Kraut, Wurzeln und Obſt. Das Land bringet
ſeine Fruͤchte, und die Waͤlder ſind voller Holtz
zum Brennen, Bauen, und andern Geraͤtſchaff-
ten. Die Quellen geben unaufhoͤrlich Waſſer,
und die Weinberge den ſchoͤnſten Wein. Die
Wolcken befeuchten die Gewaͤchſe, daß ſie wachſen
koͤnnen, und Blitz und Donner reiniget die Lufft
von ſchaͤdlichen Duͤnſten. Solte dieſes alles wohl
ohne Einfluß eines vernuͤnfftigen Weſens alſo
ſeyn? Gewiß viel weniger als die Einrichtung ei-
nes kleinen und elenden Schiffes. Siehe dich
ſelbſt an, mein Menſch, zeugen nicht die kleine-
ſten und ſchlechteſten Theile deines Coͤrpers von
einer weiſen Hand die ihn bereitet? Du ſchloſſeſt
bey
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[14/0050] (*) (*) Und dennoch ſincken, wancken und fallen ſelbige nicht, ſie zergehen auch nicht, ſondern halten feſte zuſammen. Sie ſchwimmen ihren Weg immer fort, und ſtoſſen niemahls zuſam̃en und zerſchei- tern. Sonne, Mond und Sterne haben ihre ge- wiſſe Zeit, da ſie auf- und untergehen, und dieſe beobachten ſie auf das allergenaueſte. Sommer und Winter wechſeln mit einander ab, damit die Fruͤchte nicht nur bey uns, ſondern auch an an- dern Orten zu ihrem Wachsthum und Reiffe ge- deien. Sollte dieſes alles wohl ohne eines ver- ſtaͤndigen Weſens Einrichtung in eine ſolche Ord- nung kommen ſeyn? Gedencke an den Schluß, den du bey dem Schiffe machteſt. Jch habe dir die Welt anjetzo, wie anfaͤnglich das Schiff gleichſam nur von auſſen vorgeſtellet, komm, und beſiehe ſelbige auch ein wenig von innen. Beſchaue dieſe Erde und was drauff iſt. Ach! was vor man- cherley Behaͤltniſſe und Boden, findeſt du nicht auf- u. in derſelben, welche alle mit den ſchoͤnſten Sachen und Thieren angefuͤllet ſind? Erde, Lufft und Waſſer ſind voll lebendiger Creaturen, und ein jedes findet ſeine Nahrung nach ſeiner Arth. Die Wieſen geben Graß und Blumen, die Gaͤrten, Kraut, Wurzeln und Obſt. Das Land bringet ſeine Fruͤchte, und die Waͤlder ſind voller Holtz zum Brennen, Bauen, und andern Geraͤtſchaff- ten. Die Quellen geben unaufhoͤrlich Waſſer, und die Weinberge den ſchoͤnſten Wein. Die Wolcken befeuchten die Gewaͤchſe, daß ſie wachſen koͤnnen, und Blitz und Donner reiniget die Lufft von ſchaͤdlichen Duͤnſten. Solte dieſes alles wohl ohne Einfluß eines vernuͤnfftigen Weſens alſo ſeyn? Gewiß viel weniger als die Einrichtung ei- nes kleinen und elenden Schiffes. Siehe dich ſelbſt an, mein Menſch, zeugen nicht die kleine- ſten und ſchlechteſten Theile deines Coͤrpers von einer weiſen Hand die ihn bereitet? Du ſchloſſeſt bey

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/50>, abgerufen am 21.11.2024.