Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.bey dem Schiffe so: es ist eine grosse Ordnung in
demselben, alles hat seinen besondern Nutzen, und alles könte doch anders seyn, und ist nicht noth- wendig so, derowegen muß es von einem weisen Baumeister aufgerichtet und angegeben seyn. Be- siehe nur die Nägel an deinen Fingern, u. du wirst gleiche Ursache finden eben so zu schliessen. Sie haben einen grossen Nutzen. Denn sie dienen dar- zu, daß wir das förderste der Finger nicht gar zu leicht zerstossen und mit ihnen desto fester halten können, sie sind nur an denen Orten, wo sie Nutzen haben, an andern findet man sie nicht. Sie sind nicht nothwendig an diesem Orte. Es wäre mög- lich, daß sie an andern Orten gleichfalls hervor wüchsen. Denn Haut, Fleisch, Blut und Knochen fin- den sich an mehrern Theilen des Leibes. Warum kommen sie daselbst nicht ebenfals hervor? Solte nicht ein weiser Baumeister gewesen seyn, der da gesehen hätte, daß sie an den Fingern und Zähen ihren Nutzen hätten, an andern Orten aber schäd- lich und hinderlich wären, und sie derowegen nur an diese, nicht aber an andere Orte des Leibes geleget? Betrachte die weise Ubereinstimmung der Natur in andern Dingen, und überlege, ob selbige uns nicht Gelegenheit gebe auf ein Wesen zu kommen, welches den grösten Verstand, eine unendliche Gütigkeit, und eine erstaunende Macht besitze? Einige Thiere müssen nach ihrer Geburth erstlich einige Zeit durch Milch ernähret werden, und siehe ihre Mütter haben Euter, welche reich- lich damit versehen sind. Andere Thiere, als das Gevögel braucht keine Milch, und ihre Alten ha- ben auch keine Gliedmassen zum Säugen. Eine Katze, ein Hund, eine Sau pflegen insgemein vie- le Junge auf einmal hervor zu bringen, und dero- wegen haben sie auch mehrere Sauge-Jnstru- mente als andere Thiere, die wenigere ihres glei- chen auf einmahl zeugen. Warum hat ein Huhn, eine bey dem Schiffe ſo: es iſt eine groſſe Ordnung in
demſelben, alles hat ſeinen beſondern Nutzen, und alles koͤnte doch anders ſeyn, und iſt nicht noth- wendig ſo, derowegen muß es von einem weiſen Baumeiſter aufgerichtet und angegeben ſeyn. Be- ſiehe nur die Naͤgel an deinen Fingern, u. du wirſt gleiche Urſache finden eben ſo zu ſchlieſſen. Sie haben einen groſſen Nutzen. Denn ſie dienen dar- zu, daß wir das foͤrderſte der Finger nicht gar zu leicht zerſtoſſen und mit ihnen deſto feſter halten koͤnnen, ſie ſind nur an denen Orten, wo ſie Nutzen haben, an andern findet man ſie nicht. Sie ſind nicht nothwendig an dieſem Orte. Es waͤre moͤg- lich, daß ſie an andern Orten gleichfalls hervor wuͤchſen. Deñ Haut, Fleiſch, Blut und Knochen fin- den ſich an mehrern Theilen des Leibes. Warum kommen ſie daſelbſt nicht ebenfals hervor? Solte nicht ein weiſer Baumeiſter geweſen ſeyn, der da geſehen haͤtte, daß ſie an den Fingern und Zaͤhen ihren Nutzen haͤtten, an andern Orten aber ſchaͤd- lich und hinderlich waͤren, und ſie derowegen nur an dieſe, nicht aber an andere Orte des Leibes geleget? Betrachte die weiſe Ubereinſtimmung der Natur in andern Dingen, und uͤberlege, ob ſelbige uns nicht Gelegenheit gebe auf ein Weſen zu kommen, welches den groͤſten Verſtand, eine unendliche Guͤtigkeit, und eine erſtaunende Macht beſitze? Einige Thiere muͤſſen nach ihrer Geburth erſtlich einige Zeit durch Milch ernaͤhret werden, und ſiehe ihre Muͤtter haben Euter, welche reich- lich damit verſehen ſind. Andere Thiere, als das Gevoͤgel braucht keine Milch, und ihre Alten ha- ben auch keine Gliedmaſſen zum Saͤugen. Eine Katze, ein Hund, eine Sau pflegen insgemein vie- le Junge auf einmal hervor zu bringen, und dero- wegen haben ſie auch mehrere Sauge-Jnſtru- mente als andere Thiere, die wenigere ihres glei- chen auf einmahl zeugen. Warum hat ein Huhn, eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0051" n="15"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note next="#a09" xml:id="a08" prev="#a07" place="foot" n="(*)">bey dem Schiffe ſo: es iſt eine groſſe Ordnung in<lb/> demſelben, alles hat ſeinen beſondern Nutzen, und<lb/> alles koͤnte doch anders ſeyn, und iſt nicht noth-<lb/> wendig ſo, derowegen muß es von einem weiſen<lb/> Baumeiſter aufgerichtet und angegeben ſeyn. Be-<lb/> ſiehe nur die Naͤgel an deinen Fingern, u. du wirſt<lb/> gleiche Urſache finden eben ſo zu ſchlieſſen. Sie<lb/> haben einen groſſen Nutzen. Denn ſie dienen dar-<lb/> zu, daß wir das foͤrderſte der Finger nicht gar zu<lb/> leicht zerſtoſſen und mit ihnen deſto feſter halten<lb/> koͤnnen, ſie ſind nur an denen Orten, wo ſie Nutzen<lb/> haben, an andern findet man ſie nicht. Sie ſind<lb/> nicht nothwendig an dieſem Orte. Es waͤre moͤg-<lb/> lich, daß ſie an andern Orten gleichfalls hervor<lb/> wuͤchſen. Deñ Haut, Fleiſch, Blut und Knochen fin-<lb/> den ſich an mehrern Theilen des Leibes. Warum<lb/> kommen ſie daſelbſt nicht ebenfals hervor? Solte<lb/> nicht ein weiſer Baumeiſter geweſen ſeyn, der da<lb/> geſehen haͤtte, daß ſie an den Fingern und Zaͤhen<lb/> ihren Nutzen haͤtten, an andern Orten aber ſchaͤd-<lb/> lich und hinderlich waͤren, und ſie derowegen nur<lb/> an dieſe, nicht aber an andere Orte des Leibes<lb/> geleget? Betrachte die weiſe Ubereinſtimmung<lb/> der Natur in andern Dingen, und uͤberlege, ob<lb/> ſelbige uns nicht Gelegenheit gebe auf ein Weſen<lb/> zu kommen, welches den groͤſten Verſtand, eine<lb/> unendliche Guͤtigkeit, und eine erſtaunende Macht<lb/> beſitze? Einige Thiere muͤſſen nach ihrer Geburth<lb/> erſtlich einige Zeit durch Milch ernaͤhret werden,<lb/> und ſiehe ihre Muͤtter haben Euter, welche reich-<lb/> lich damit verſehen ſind. Andere Thiere, als das<lb/> Gevoͤgel braucht keine Milch, und ihre Alten ha-<lb/> ben auch keine Gliedmaſſen zum Saͤugen. Eine<lb/> Katze, ein Hund, eine Sau pflegen insgemein vie-<lb/> le Junge auf einmal hervor zu bringen, und dero-<lb/> wegen haben ſie auch mehrere Sauge-Jnſtru-<lb/> mente als andere Thiere, die wenigere ihres glei-<lb/> chen auf einmahl zeugen. Warum hat ein Huhn,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">eine</fw></note><lb/> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0051]
(*)
(*) bey dem Schiffe ſo: es iſt eine groſſe Ordnung in
demſelben, alles hat ſeinen beſondern Nutzen, und
alles koͤnte doch anders ſeyn, und iſt nicht noth-
wendig ſo, derowegen muß es von einem weiſen
Baumeiſter aufgerichtet und angegeben ſeyn. Be-
ſiehe nur die Naͤgel an deinen Fingern, u. du wirſt
gleiche Urſache finden eben ſo zu ſchlieſſen. Sie
haben einen groſſen Nutzen. Denn ſie dienen dar-
zu, daß wir das foͤrderſte der Finger nicht gar zu
leicht zerſtoſſen und mit ihnen deſto feſter halten
koͤnnen, ſie ſind nur an denen Orten, wo ſie Nutzen
haben, an andern findet man ſie nicht. Sie ſind
nicht nothwendig an dieſem Orte. Es waͤre moͤg-
lich, daß ſie an andern Orten gleichfalls hervor
wuͤchſen. Deñ Haut, Fleiſch, Blut und Knochen fin-
den ſich an mehrern Theilen des Leibes. Warum
kommen ſie daſelbſt nicht ebenfals hervor? Solte
nicht ein weiſer Baumeiſter geweſen ſeyn, der da
geſehen haͤtte, daß ſie an den Fingern und Zaͤhen
ihren Nutzen haͤtten, an andern Orten aber ſchaͤd-
lich und hinderlich waͤren, und ſie derowegen nur
an dieſe, nicht aber an andere Orte des Leibes
geleget? Betrachte die weiſe Ubereinſtimmung
der Natur in andern Dingen, und uͤberlege, ob
ſelbige uns nicht Gelegenheit gebe auf ein Weſen
zu kommen, welches den groͤſten Verſtand, eine
unendliche Guͤtigkeit, und eine erſtaunende Macht
beſitze? Einige Thiere muͤſſen nach ihrer Geburth
erſtlich einige Zeit durch Milch ernaͤhret werden,
und ſiehe ihre Muͤtter haben Euter, welche reich-
lich damit verſehen ſind. Andere Thiere, als das
Gevoͤgel braucht keine Milch, und ihre Alten ha-
ben auch keine Gliedmaſſen zum Saͤugen. Eine
Katze, ein Hund, eine Sau pflegen insgemein vie-
le Junge auf einmal hervor zu bringen, und dero-
wegen haben ſie auch mehrere Sauge-Jnſtru-
mente als andere Thiere, die wenigere ihres glei-
chen auf einmahl zeugen. Warum hat ein Huhn,
eine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |