gen wird auch der innere Bewegungs- Grund, welcher GOtt Geschöpffe zu ma- chen angetrieben, in nichts anders als sei- ner wesentlichen Liebe zu suchen seyn.
§. 6.
Es sind zweyerley Quellen der Liebe.
Das Vergnügen, welches ein vernünff- tiges Wesen aus einer Sache empfindet, und die Liebe, die es also gegen selbige hat, entstehet entweder daher, weil eine solche Sache das vernünfftige Wesen, so sie liebt, vollkommener macht, oder sie rühret von denen Vollkommenheiten her, die ein sol- ches vernünfftiges Wesen schon besitzet. Z. E. Wir lieben das Geld, weil wir vieles vor dasselbe bekommen können, und es auf diese Weise viel zu unserer äusseren Glückseligkeit beyträget. Wir vergnü- gen uns an der Ehre, weil sie gleichfals zu der Vollkommenheit unsers äussern Zu- standes vieles thut. Wir lieben ein schö- nes, grosses Hauß, weil es uns viele Ge- mächlichkeit giebet. Ein Gelehrter liebt die Bücher, weil sie ihn zu vieler Erkänt- niß bringen, und ein Soldat den Degen, weil er ihm Ehre und Brod giebet. Alle diese Dinge lieben wir wegen der besondern Vollkommenheit, deren wir durch sie theil- hafftig werden. Wir können uns aber
auch
gen wird auch der innere Bewegungs- Grund, welcher GOtt Geſchoͤpffe zu ma- chen angetrieben, in nichts anders als ſei- ner weſentlichen Liebe zu ſuchen ſeyn.
§. 6.
Es ſind zweyerley Quellen der Liebe.
Das Vergnuͤgen, welches ein vernuͤnff- tiges Weſen aus einer Sache empfindet, und die Liebe, die es alſo gegen ſelbige hat, entſtehet entweder daher, weil eine ſolche Sache das vernuͤnfftige Weſen, ſo ſie liebt, vollkommener macht, oder ſie ruͤhret von denen Vollkommenheiten her, die ein ſol- ches vernuͤnfftiges Weſen ſchon beſitzet. Z. E. Wir lieben das Geld, weil wir vieles vor daſſelbe bekommen koͤnnen, und es auf dieſe Weiſe viel zu unſerer aͤuſſeren Gluͤckſeligkeit beytraͤget. Wir vergnuͤ- gen uns an der Ehre, weil ſie gleichfals zu der Vollkommenheit unſers aͤuſſern Zu- ſtandes vieles thut. Wir lieben ein ſchoͤ- nes, groſſes Hauß, weil es uns viele Ge- maͤchlichkeit giebet. Ein Gelehrter liebt die Buͤcher, weil ſie ihn zu vieler Erkaͤnt- niß bringen, und ein Soldat den Degen, weil er ihm Ehre und Brod giebet. Alle dieſe Dinge lieben wir wegen der beſondern Vollkommenheit, deren wir durch ſie theil- hafftig werden. Wir koͤnnen uns aber
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gen wird auch der innere Bewegungs-
Grund, welcher GOtt Geſchoͤpffe zu ma-
chen angetrieben, in nichts anders als ſei-
ner weſentlichen Liebe zu ſuchen ſeyn.
§. 6.
Das Vergnuͤgen, welches ein vernuͤnff-
tiges Weſen aus einer Sache empfindet,
und die Liebe, die es alſo gegen ſelbige hat,
entſtehet entweder daher, weil eine ſolche
Sache das vernuͤnfftige Weſen, ſo ſie liebt,
vollkommener macht, oder ſie ruͤhret von
denen Vollkommenheiten her, die ein ſol-
ches vernuͤnfftiges Weſen ſchon beſitzet.
Z. E. Wir lieben das Geld, weil wir
vieles vor daſſelbe bekommen koͤnnen, und
es auf dieſe Weiſe viel zu unſerer aͤuſſeren
Gluͤckſeligkeit beytraͤget. Wir vergnuͤ-
gen uns an der Ehre, weil ſie gleichfals
zu der Vollkommenheit unſers aͤuſſern Zu-
ſtandes vieles thut. Wir lieben ein ſchoͤ-
nes, groſſes Hauß, weil es uns viele Ge-
maͤchlichkeit giebet. Ein Gelehrter liebt
die Buͤcher, weil ſie ihn zu vieler Erkaͤnt-
niß bringen, und ein Soldat den Degen,
weil er ihm Ehre und Brod giebet. Alle
dieſe Dinge lieben wir wegen der beſondern
Vollkommenheit, deren wir durch ſie theil-
hafftig werden. Wir koͤnnen uns aber
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/56>, abgerufen am 24.11.2024.
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